Volatilität wird 2022 Einzug halten

18.01.2022

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Wie wird das Aktienjahr 2022? Die ersten beiden Wochen zeigten, dass es auch am Kapitalmarkt keine Einbahnstraße gibt. Insbesondere Tech-Werte verloren vor dem Hintergrund möglicher steigender Zinsen in den USA, an Wert. Die Höhenflüge an den Aktienmärkten der vergangenen 18 Monaten werden sich der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge 2022 nicht wiederholen.

„2021 war ein Jahr der boomenden Märkte. Es drohte sogar eine Überhitzung, bevor der Ausbruch der Omikron-Variante des Coronavirus dieser Gefahr ein Ende setzte“, schreibt Ann Steele, Portfoliomanagerin des Threadneedle (Lux) Pan European ESG Equities, in einem aktuellen Ausblick für europäische Aktien. „In diesem Jahr werden alle Finanzmärkte volatil sein.“

Bis die ganze Welt geimpft ist, werde die Wirtschaft weiterhin durch die steigenden Infektionszahlen immer wieder vorübergehend ins Stocken geraten. „Die Umsatzzahlen einiger Unternehmen werden daher für manch böse Überraschung sorgen“, schreibt Steele. Zusätzlich führten die Veränderungen auf der politischen Führungsebene in Europa wie die neue Bundesregierung oder die anstehenden Präsidentschaftswahlen in Frankreich zu Unsicherheiten an den Märkten.

Um im aktuellen Umfeld erfolgreiche Anlagechancen zu identifizieren, ist es der Expertin zufolge entscheidend, die Reaktion der Verbraucher zu berücksichtigen. „Es ist noch zu früh, um die Aussichten für Unternehmen aus der Tourismus- und der Freizeitindustrie positiv einzuschätzen“, schreibt Steele. „Einige überverkaufte Basiskonsumgüterwerte könnten dagegen ein gutes Wertpotenzial aufweisen, denn sicheres Wachstum wird belohnt.“

Auch einige Titel aus dem Sektor Nicht-Basiskonsumgüter könnten sich weiterhin erfreulich entwickeln. Dabei seien insbesondere die Aktien europäischer Luxusgüterunternehmen interessant. Steele: „Unternehmen wie Hermès und LVMH, die auf der Luxuspyramide ganz oben stehen, können sich in dieser Welt der Unsicherheit hervorragend behaupten.“ Luxusgüterunternehmen verknappten ihre Produkte und machten sie damit noch begehrenswerter. „Wenn die Nachfrage massiv einbrechen sollte, können sie einfach ihre Warteliste abarbeiten.“

Zyklische Aktien werden angesichts der erneuten Unsicherheit nur schwer eine Outperformance erreichen. „Banken benötigen ein positives, ungetrübtes Umfeld, um erfolgreich zu sein“, erläutert die Expertin. „Ohne optimistische Umsatzerwartungen, zuversichtliche Kreditnehmer, restriktive Zentralbanken und dynamische Kapitalmärkte sind ihre Gewinne gefährdet.“

Insgesamt dürfte 2022 laut Columbia Threadneedle damit ein Jahr werden, in dem es immer wieder zu Unterbrechungen für die europäische Wirtschaft kommen wird. „Detailliertes Research für ein besseres Verständnis der Unternehmen und Geschäftsmodelle wird sich auszahlen“, fasst Steele zusammen. „Unternehmen mit umsichtigen Geschäftspraktiken, die ihre Hausaufgaben gemacht haben, werden sich gute Gelegenheiten für Übernahmen bieten. Und wie immer wird es auch Chancen für eine intelligente Titelauswahl geben.“ (ah)