Volatilität voraus

28.02.2017

Daniel Zindstein / Foto: © Zindstein Vermögensverwaltung GmbH

International sieht es noch besser aus

Trump elektrisiert mit seinen Plänen zu Steuersenkungen, Deregulierung und ganz generell unternehmerfreundlicher Politik die Aktienmärkte und die US-Wirtschaft. Fast schon euphorische Reaktionen in Umfragen und an der Börse sind die Folge.

Aber auch im Rest der Welt tut sich einiges. So beenden im Zuge der Rohstoffpreis- Erholung wichtige Länder wie Russland oder Brasilien ihre Rezessionsphasen und wachsen wieder. China wächst weiterhin stabil und die strukturellen Umwälzungen scheinen ganz gut bewältigt zu werden. Resultat aus dem Ganzen: Der Welthandel könnte erstmals seit 2010 vor einer signifikanten Wende nach oben stehen.

Ganz grundsätzlich bleibt den Unternehmen weltweit mehr Spielraum, Preise an Abnehmer überwälzen zu können, da Chinas Produzentenpreise seit vielen Jahren erstmals steigen. Das bedeutet, dass der deflationäre Druck, der von China als Werkbank der Welt die letzten Jahre ausging, nachlässt und die Phantasie für eine überschaubare Inflation nährt.

Wirtschaft hui, Politik pfui – oder wo sind die Risiken?

Mit dieser Überschrift haben wir schon so manchen Marktkommentar eröffnet und er könnte wiederum symptomatisch für die kommenden Wochen und Monate sein. Die relative Ruhe und Gelassenheit, mit der diverse Märkte vom deutschen Rentenmarkt über die Aktienmärkte generell, bis hin zu den wichtigsten Währungen, Rohstoffen und Gold in den vergangenen Monaten agierten, könnte zunächst einmal vorbei sein.

Aktien kurzfristig überhitzt – langfristig weiter positiv

Aus unserer Sicht sind die Aktienmärkte etwas überhitzt und es wäre zumindest Zeit für eine Pause. Dafür sprechen mehrere Gründe:

Die Volatilität (Schwankungs-/Stressindikator) der großen Aktienindizes bewegt sich auf Mehrjahrestiefs, d.h. die Sorglosigkeit der Anleger ist groß und die Absicherung der Portfolios institutioneller Anleger gering. Es genügt ein kleiner Funke, um dieser ausgetrockneten Risikosicht etwas Feuer zu machen.

Die US-Börsen steigen nun mehr oder weniger seit einem Jahr ununterbrochen und stoßen nicht nur charttechnisch an gewisse Übertreibungsgrenzen. Vor allem der Abstand zu langfristig gleitenden Durchschnitten, wie der berühmten 200-Tage-Linie, ist sehr angespannt. Per heute (28.02.) hat der Dow Jones sogar das Kunststück vollbracht, zwölf Tage hintereinander ununterbrochen zu steigen. Dies gelang ihm seit 1987 nicht mehr!

Auch bewertungsmäßig ist bereits sehr viel positive Phantasie in die Aktienkurse der US-Dividenden-Titel eingeflossen. Dabei sollte bedacht werden, dass noch sehr unkonkrete Steuersenkungspläne und Deregulierungsabsichten der neuen US-Regierung nicht unmittelbar umsetzbar sind und Monate, wenn nicht Jahre brauchen, um Wirkung zu entfalten. Darüber hinaus ist das Steuer-Einsparpotenzial bei großen internationalen Konzernen begrenzt, da diese über Offshore-Niederlassungen kaum Steuern bezahlen.

Heimische Aktienindizes wie DAX, EuroStoxx50 und Co. stoßen ebenfalls, vor allem charttechnisch, an obere Begrenzungslinien, die zumindest kurzfristig für Konsolidierung oder Korrekturen sorgen sollten.

Auslöser und Überschriftengeber für Korrekturszenarien an den Aktienmärkten könnte – wie immer – vor allem die Politik sein. Aktuell sorgt Herr Trump noch mit den avisierten „unglaublich tollen Steuerreformabsichten" für Treibstoff. Sollte er jedoch nicht in absehbarer Zeit liefern oder nur in vagen Äußerungen verbleiben, sind Enttäuschungsreaktionen wahrscheinlich.

Am 15. März wählen die Niederländer ein neues Parlament. Unserer Ansicht nach erfährt dieses Ereignis in den Medien vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit. Da die Börsen dazu neigen erst mit Monatsbeginn die Ereignisse der nächsten vier Wochen einzupreisen, könnte sich das Anfang März ändern.

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