Vietnam: Das neue China
27.02.2018
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„Vietnam, das ist wie China vor 10 Jahren“. Diese Überzeugung von Thao Ong, Fondsmanagerin bei den Assetmanagern von VinaCapital in Ho Chi Minh Stadt (besser bekannt als Saigon) sollte niemanden verwundern, schließlich möchte sie Investoren von ihrem Fonds VCG Partners Vietnam Fonds (VVF) überzeugen und hat dafür gute Gründe auf ihrer Seite: Vietnam hat sich zu einem der attraktivsten Investmentziele Ostasien entwickelt. Bislang sind dort vor allem Investoren aus den westlich orientierten Nachbarländern wie Korea oder Taiwan aktiv – und der ehemalige Kriegsgegner USA. Letzteres hat wohl nicht zuletzt seinen Grund in der Rivalität mit China, das im Inselstreit immer fordernder auftritt. Umgekehrt besteht traditionelle eine Distanz Vietnams zur ehemaligen Kolonialmacht China. Es kommt immer wieder zu Konflikten. Anders als viele vermuten war auch nicht China sondern die UdSSR im Krieg der 70er Jahre die entscheidende Schutzmacht Vietnams. Jetzt sucht sucht das Land Unterstützung gegen die chinesischen Herrschaftsansprüche und vor allem Handelspartner, mit denen der wirtschaftliche Aufschwung weitergehen kann.
Die Ergebnisse der letzten Jahre sind beeindruckend, im letzten Jahr wurden 6,8% Wachstum erzielt und in den nächsten wird es kaum weniger sein. Wichtigster Trumpf ist eine junge und gut gebildete Bevölkerung, in den internationalen Bildungsvergleichen („PISA“) schneidet Vietnam regelmäßig deutlich besser ab als die Westeuropäer. Dieser Bildungshintergrund schafft Voraaussetzungen für eine konsumfreudige Mittelschicht, deren Nachfrage die starke Exportseite ergänzt. Wichtger Baustein sind (wie beim chinesischen Vorbild) sind hohe Investitionen, die allerdings zu großen Teilen von ausländischen Unternehmen durch Direktinvestitionen realisiert werden. Klarer Vorteil ist hier die langfristige Verfügbarkeit dieser Mittel, die Risiken einer Abhängigkeit von den wechselnden Moden und Stimmungen des über die Finanzmärkte fließenden „hot money“ (amtlich: kurzfristige Portfolio-Investments des Ausland) wird so vermieden.
Bislang wurde Vietnam eher als verlängerte Werkbank ausländischer Unternehmen wahrgenommen. In der Produktion domierten konventionelle Technologien auf vergleichsweise niedrigem Niveau, unter denen Textil- oder Stahlproduzenten eine zentrale Rolle spielten. Mittlerweile nutzt Samsung das deutlich niedrigere Lohnniveau (etwa ein Drittel dessen was in der Region Shanghai gezahlt wird) und produziert in Vietnam mittlerweile etwa 30 % seiner Smartphones nachdem etwa 17,3 Mrd. Dollar investiert wurden. Die koreanische LG oder die US-Chipschmiede Intel haben ebenfalls Milliarden Dollar in die Hand genommen, um dort zu produzieren.
Diese positiven Aussichten schlagen sich auch in den Aktien nieder, bei denen ein Wachstum der Gewinne pro Aktie von 18 % für die nächsten beiden Jahre erwartet werden nach 25 % im letzten Jahr. Mit dem Zufluss von Außen aber auch Anlagen der privaten Haushalte des Inands ist die Liquidität der Börse ständig gestiegen.
Vor dem neuen Aufschwung hatte die Regierung allerdings einige Scherben beiseite zu räumen: Eine überoptimistische Industriepolitik und unzureichende Bankaufsicht hatten Vietnam eine echte Schuldenkrise beschert, die nur durch schmerzhafte Schnitte, harte Kapitalverkehrkontrollen und eine mit langem Atem angelegte Sanierungsstrategie für die Banken mithilfe einer „bad bank“ bewältigt werden konnte. In der Krise ging das Vertrauen in die nationale Währung, den Dong, über Bord und es setzte eine massive Flucht in Dollar und Gold ein. Parallel dazu wurde die Inflation angeheizt, was wiederum den Verfall des Außenwerts weiter beschleunigte. Die Regierung hat ihre Lektion gelernt, die Stabilität und das Vertrauen in den Dong sind zurück und liefern damit eine wichtige Voraussetzung für weitere Erfolge.
Die nächsten Kapitel dieser Erfolgsgeschichte erwartet Thao Ong von der weiteren Privatisierung von Staatsunternehmen. Für 2018 ist der Verkauf von Anteilen quer durch alle Branchen vom Flughafenbetreiber bis zur Brauerei ins Staatsbesitz auf die Tagesordnung gestellt worden.
Hinzu kommt ein Trend zur Aufhebung der früher staatlich geörderten und geforderten Begrenzung der Kapitalanteile ausländischer Investoren auf Minderheitsbeteiligungen. Diese zumeist in den Statuten (Gesellschaftsverträgen) verankerten Begrenzungen werden von immer mehr Unternehmen beseitigt. „Damit wird Vietnam für ausländische Investoren noch attraktiver“, betont Thao Ong.
Angesichts der positiven Aussichten Vietnams sehen wir gute Chancen für den in Deutschland bereits zugelassenen Fonds VFF (Euro-Tranche LU1214545136). (mk)