Vier Faktoren chinesischer Aktien

14.06.2016

An den chinesischen Aktienmärkten ist es in den vergangenen Monaten eher ruhig zugegangen. Eine willkommene Abwechslung nach den starken Schwankungen zu Jahresbeginn, als ein schwächerer Yuan nicht nur die Märkte in China, sondern rund um den Globus in Aufruhr versetzt hatte. Am Übergang zur zweiten Jahreshälfte sehen wir vier Faktoren, die die Stimmung gegenüber chinesischen Aktien aufhellen könnten.

1. Neue Regeln für eine Aussetzung und Wiederaufnahme des Handels:

Die neuen Regeln wurden von den Börsen in Shanghai und Shenzhen Ende Mai bekanntgegeben. Mit ihnen soll eine Wiederholung des Debakels von Anfang Januar 2016 verhindert werden. Damals war nach massiven Kurseinbrüchen am A-Aktienmarkt der Handel mit etwa der Hälfte der Aktien ausgesetzt worden. Zu den zentralen Regeln gehören mehr Transparenz zu den Gründen einer Aussetzung und eine maximale Aussetzungsdauer für unterschiedliche Kapitalmaßnahmen.

2. Das geplante Stock-Connect-Programm der Börsen Hongkong und Shenzhen:

Noch in diesem Monat sollen Neuigkeiten zu dem geplanten Programm bekanntgegeben werden, das die Börsen in Hongkong und Shenzhen verbinden soll. Es folgt auf das im vergangenen Jahr gestartete Stock-Connect-Programm zwischen den Börsen in Hongkong und Shanghai. Über Stock Connect erhalten Anleger aus China Zugang zu in Hongkong gelisteten Aktien und umgekehrt. China hat zwei Inlandsbörsen: Shanghai und Shenzhen. Bei den meisten an der Shanghaier Börse notierten Aktien handelt es sich um Papiere staatseigener Betriebe und/oder von Unternehmen aus traditionellen Branchen wie Finanzen, Industrie, Energie und Versorger. An der Börse in Shenzhen hingegen werden vornehmlich Aktien von Firmen aus dem Privatsektor der chinesischen Wirtschaft gehandelt, genauer aus der Technologie-, Konsumgüter- und Pharmabranche. Mit der Verbindung zur Börse Shenzhen würde die Bandbreite an Aktien erweitert, die ausländische Anleger kaufen können. Das wäre eine positive Entwicklung, zumal viele dieser Aktien aus den Branchen der neuen Wirtschaft Chinas stammen, die von starker staatlicher Unterstützung profitiert. Das nächstmögliche Startdatum für dieses Programm wäre September.

3. Aufnahme chinesischer A-Aktien in die MSCI-Indizes:

Mit den beiden genannten Maßnahmen verstärkt China seine Bemühungen um die Aufnahme seiner A-Aktien in die MSCI-Indizes. Zwar hat der Indexanbieter jüngst bekanntgegeben, die Aktien aktuell noch nicht in den MSCI Emerging Markets Index aufzunehmen. Doch eine Aufnahme innerhalb des nächsten Jahres ist möglich. Trotz der Größe der chinesischen Wirtschaft und Kapitalmärkte sind A-Aktien bislang nicht in den MSCI-Indizes enthalten. Letztere dienen vielen internationalen Fonds als Orientierung bzw. Vergleichsindex, an dem sie ihre Wertentwicklung messen. Zudem ist der Zugang zum A-Aktienmarkt nach wie vor beschränkt. Zwar ist zunächst nur eine Teilaufnahme wahrscheinlich, denkbar etwa in Höhe von 5 Prozent. Demnach würde die Index-Marktkapitalisierung jeder aufgenommenen A-Aktie auf 5 Prozent ihrer anhand des Streubesitzes gewichteten Marktkapitalisierung beschränkt. Langfristig aber sollen A-Aktien in voller Höhe in die Indizes aufgenommen werden.

4. Aufnahme von American Depositary Receipts (ADR) in den MSCI China:

Und schließlich begann am 31. Mai die zweite Phase der Aufnahme von China American Depositary Receipts (ADRs) in den MSCI China Index. ADRs sind an den Börsen in den USA gehandelte Hinterlegungsscheine, die eine bestimmte Anzahl von Aktien eines ausländischen Unternehmens verkörpern. Sie bieten Anlegern eine einfache und günstige Möglichkeit, in Aktien ausländischer Unternehmen zu investieren. Das gilt gerade für chinesische Aktien, zu denen der Zugang mitunter beschränkt ist. Die Gewichtung chinesischer Internet-Giganten wie Alibaba, Baidu und JD.com im MSCI China Index wird damit spürbar steigen. Passive, den Index nachbildende Fonds werden ihre Allokationen den neuen Gewichtungen anpassen müssen. Damit hätten wir vier Faktoren, die jeder für sich für bessere Stimmung gegenüber chinesischen Aktien sorgen könnten. Auf die Gewinne der Unternehmen werden sie sich allerdings kaum auswirken, denn es handelt sich eher um Stimmungs- als um Fundamentalfaktoren.“ www.fidelity.de