„Vielleicht wird dieser Sumpf ja irgendwann öffentlich“
12.02.2021
Dirk Gärtner, Geschäftsführer von BeamtenCircle
Dieser Fall schlug hohe Wellen: Dirk Gärtner, Geschäftsführer von BeamtenCircle, wurde bei seiner Arbeit massiv durch die Polizeigewerkschaft behindert – und hat erfolgreich gegen die manipulative Konkurrenz geklagt (hier können Sie die genauen Hintergründe nachlesen). Wie der Stein ins Rollen kam und warum es sich dabei nur um die Spitze des Eisbergs handelt, erläutert er im Interview mit finanzwelt.
finanzwelt: Sie haben vor dem Kammergericht Berlin einen Sieg gegen die Polizeigewerkschaft erzielt, weil diese Ihre Arbeit sabotiert hat. Wie haben Sie davon erfahren, dass die Polizeigewerkschaft die Flugblätter verteilt?
Dirk Gärtner: Da hat wirklich der „Kommissar Zufall“ geholfen. Ein Anwärter lies mir einige Wochen nach seiner Ernennung diesen Flyer per E-Mail zukommen. Gleichzeitig bat er uns alle seine Daten zu löschen, da die Gewerkschaft vor „unseriösen Maklern“ warnt und wir nun mal die einzigen Versicherungsmakler bei der Einstellung waren. Die Gewerkschaft hatte also ihr Ziel erreicht, uns in die kriminelle Ecke zu stecken. Gesteuert wird das unserer Meinung nach von einigen der gewerkschaftsnahen Versicherungsvertreter, denn wir beobachte hier schon länger ein „Geben und Nehmen“. Diese Behauptungen auf dem Flyer konnte ich somit nicht hinnehmen und deshalb haben wir uns zur Klage entschlossen. Damit waren wir am Ende ja auch erfolgreich.
finanzwelt: Sie sprechen in diesem Zusammenhang von der „Spitze des Eisbergs“ und dass die Beziehungen zwischen Gewerkschaft und einigen Versicherungsvertretern noch viel tiefer gehen würde. Was meinen Sie konkret damit?
Gärtner: Die kompletten Ausführungen würden sicherlich den Rahmen dieses kleinen Interviews sprengen. Auffällig ist jedoch bei vielen Einstellungen von Polizeianwärtern die Nähe von Gewerkschaften und einigen Versicherungsvertretern. Dies geht oftmals weit über eine normale Kooperation hinaus. Und ich rede hier ausdrücklich nicht nur von Berlin. Vielleicht wird dieser ganze „Sumpf“ ja irgendwann mal öffentlich. Wir haben hier noch eine Menge Material dazu zu liegen.
finanzwelt: Haben Sie ähnliche Fälle schon bei anderen Gewerkschaften erlebt?
Gärtner: Der Flyer in Berlin hatte schon eine gewisse Einmaligkeit und ist ja auch an Frechheit nicht mehr zu überbieten. Meistens läuft das Ganze ruhiger und ohne Prospekte ab. Nicht selten haben wir von Polizisten nach ihrer Ausbildung (3 Jahre!) gehört, sie seien bisher bei der GdP versichert. Was glauben Sie, wie solche Aussagen zustande kommen? Wie gesagt, wir haben in den letzten Jahren einiges erlebt. Damit könnte man ein ganzes Buch füllen.
finanzwelt: In wie weit sehen Sie in dem Urteil eine Signalwirkung?
Gärtner: Das Kammergericht hat eindeutig festgestellt, dass Gewerkschaften eben nicht neutral sind. Das sollte jedem Anwärter zu denken geben und er sollte nicht das erstbeste Angebot annehmen. Es bleibt genügend Zeit in Ruhe mehrere Angebote zu vergleichen. Aber auch die Gewerkschaften werden sich in Zukunft überlegen müssen, wie sie sich positionieren. Denn wir werden weiter sehr achtsam sein und beobachten wie um diese Klientel geworben wird. Am Ende des Tages sind wir doch alle für den fairen Wettbewerb. Das kommt immer auch den Kunden zugute. (ahu)