Vieles auf dem Rückzug

29.12.2022

Goto: © Henri Koskinen - stock.adobe.com

Rohstoffe gehörten mit ihren Preisanstiegen im vergangenen Jahr zu den Highlights. Auch zu Beginn 2022 hielt mancher Höhenflug an. Im weiteren Jahresverlauf kam es zu sinkenden Rohstoffnotierungen. Dennoch lohnt generell ein Blick auf die Vielfalt an Rohstoffen. Speziell als Diversifikator könnte diese Anlageklasse weiterhin profitieren. Auch, und gerade, in gemischten Portfolios. Ein Überblick.

2022 ist ein historisches Jahr. Nicht nur die allenthalben beschriebene Zinswende hat die Investmentlandschaft nachhaltig verändert. Vielmehr haben uns die dramatischen Ereignisse in der Ukraine vor Augen geführt, wie fragil die Welt ist. Und mehr. Sie haben auch illustriert, wie abhängig deutsche Unternehmen von Rohstoff-Importen sind. Um es deutlich zu sagen – der Rohstoffmangel ist kein neues Phänomen. Die ganze Bandbreite an Rohstoffen, ob nun Aluminium, Kupfer oder auch Holz, alles wurde bereits in der Vergangenheit auf den Weltmärkten teuer. Eine Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags stellte bereits 2021 fest, dass „die Engpässe die deutsche Wirtschaft in ganzer Breite träfen.“ Doch wie haben sich die Preise in den vergangenen Monaten entwickelt? Treten wir in einen neuen „Superzyklus“ bei Rohstoffen ein? Die Antwort lautet: Vorsicht ist geboten, denn die gesamtwirtliche Lage hat sich im Jahresverlauf eingetrübt. Nicht ohne Auswirkungen bei einzelnen Rohstoffen.

Übersteigerter Optimismus gleitet in Pessimismus ab

„Die Marktstimmung gegenüber Rohstoffen ist im Moment tendenziell zu pessimistisch. Diese Aussage tätigt Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research in Europa beim ETP-Anbieter Wisdom Tree. Und verweist in diesem Kontext auf drei Gründe. Nur weil die Konjunkturaussichten eingetrübt sind, müssen nicht unbedingt auch die Rohstoffpreise fallen. „Die Geschichte zeigt, dass die Rohstoffpreise noch lange nach einer Konjunkturwende steigen können, wenn die zugrunde liegenden Wirtschaftsdaten günstig sind“, bilanziert Shah. Zudem fügt der Experte an, dass das Angebot ebenfalls sinke und Kursrücksetzer oftmals nur vorübergehend sein. Doch wie aussagekräftig ist es überhaupt, von „den Rohstoffen“ zu sprechen? Eine Einordnung zeigt, dass es gegenläufige Entwicklungen gibt. Einige notieren seitwärts oder befinden sich eher im Rückwärtsgang, andere – wie Gold – haben in den vergangenen Wochen wieder Morgenluft geschnuppert.

Öl

Erdöl ist unentbehrlich für die Weltwirtschaft. Kurz vor dem OPEC-Treffen Anfang Dezember verbreitete sich die Meldung, dass eine Erhöhung der Produktion um bis zu 500.000 Barrel pro Tag in Betracht gezogen wird. Der Ölpreis sackte kurz ab. Aktuell schwankt das Barrel zwischen 80 und 90 US-Dollar. Das ist seit Jahresbeginn ein leichtes Plus. Doch die Höchststände mit Notierungen jenseits der 120 US-Dollar datieren von Anfang Juni und sind längst Geschichte. Insbesondere die abflauende Konjunktur und die wirtschaftlichen Schwierigkeiten in China drücken den Ölpreis. Auf mittelfristige Sicht ist das schwarze Gold aber immer noch teuer. Viel hängt letztlich von der geopolitischen Lage auf dem Globus ab.

Kupfer

Wenn Anleger einen Gradmesser für die weltweite Konjunktur haben möchten, dann können sie dies am besten am Kupferpreis ablesen. 2020 und 2021 war der Kurs für Kupfer Futures stark angestiegen, viele Marktteilnehmer von einer rasanten Erholung der Wirtschaft ausgegangen. Den Peak erreichte der Kupferpreis Anfang März mit mehr als 10.000 US-Dollar pro Tonne. Je trüber die Aussichten wurden umso deutlicher tendierte die Notierung gen Süden. Nach einem Tiefpunkt im Sommer bei 7.000 US-Dollar hat sich Kupfer in den vergangenen Monaten etwas erholt und schwankt derzeit um die 8.000 US-Dollar je Tonne. Vor dem Hintergrund, dass dieser Rohstoff unersetzlich bleibt, könnte mittelfristig wieder mehr Aufholpotenzial locken.

Gold

Bereits 2021 erwarteten viele Marktkenner einen Run auf das gelbe Edelmetall. Doch weit gefehlt. Der Goldpreis fiel im vergangenen Jahr um rund 4 %. Enttäuschend, zumal sich nur noch die Preise für Palladium, Silber und Platin schlechter entwickelten. Auch 2022 gestaltet sich schwierig. Während die Zinsen in den USA seit Jahresbeginn deutlich stiegen und der US-Dollar seine Stärke bewies, tendierte der Preis für das gelbe Edelmetall zunächst seitwärts. Ab Mai setzte eine Abwärtsbewegung ein, die im Spätherbst ihren Höhepunkt fand. Der Goldpreis sackte auf 1.620 US-Dollar ab. Seit einigen Wochen geht es in die andere Richtung, nach oben. Zum Stichtag 22.11. notierte Gold bei circa 1.750 US-Dollar je Unze. Viele sind sich scheinbar sicher, dass selbst in einer absoluten Krise der Preis von Gold relativ stabil bleiben bzw. nicht weiter nach unten gehen wird. „Während die USA Probleme mit der Inflation, der Verschuldung, der uneinigen Politik, der Kriminalität und dem schwächelnden Militär haben, haben andere Länder Probleme, die die Probleme der USA überwiegen, so dass Gold als lokaler sicherer Hafen einen Aufwärtstrend verzeichnen kann“, sagt Joe Foster, Portfoliomanager und Goldstratege bei VanEck.

Fazit

Die Anlageklasse der Rohstoffe ist vielfältig. In den vergangenen Monaten haben wir nach den massiven Anstiegen zunehmend Preiskorrekturen gesehen. Kupfer bietet mittel- bis langfristig Aufwärtspotenzial; Gold könnte den Abwärtstrend gestoppt und sich in einer Trendumkehrphase befinden. Ansonsten gilt, dass man im Rohstoffbereich eine Anlageform wählen sollte, die einen breiten Rohstoffmarkt möglichst effizient abbildet.

Tabelle1: Gold Hoch- und Tiefpunkte in US-Dollar

ZeithorizontHoch TiefamAbstand
6 Monate1.868,00 1.628,0002.06.22 03.11.22-7,02% 6,69%
12 Monate2.056,10 1.628,0008.03.22 03.11.22-15,53% 6,69%
24 Monate2.056,10 1.628,0008.03.22 03.11.22-15,53% 6,69%
36 Monate2.056,10 1.454,2708.03.22 27.11.19-15,53% 19,43%
4 Jahre2.056,10 1.213,2208.03.22 27.11.18-15,53% 43,16%

Quelle: www.boerse.de, Abruf am 22.11.22

Tabelle 2: Kupfer Hoch- und Tiefpunkte in US-Dollar

ZeithorizontHoch TiefamAbstand
6 Monate9.088,16 7.078,8906.06.22 19.07.22-15,75% 8,16%
12 Monate9.800,91 7.078,8904.03.22 19.07.22-21,88% 8,16%
24 Monate9.800,91 6.059,9404.03.22 23.11.20-21,88% 26,34%
36 Monate9.800,91 4.298,6804.03.22 23.03.20-21,88% 78,11%
4 Jahre9.800,91 4.298,6804.03.22 23.03.20-21,88% 78,11%

Quelle: www.boerse.de, Abruf am 22.11.22 (ah)