Verwechselt – wie verwirrte Investoren an der Börse Millionen verlieren

02.03.2021

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Die neue Social Media Plattform Clubhouse erlebt dieses Jahr einen regelrechten Hype! Bis Januar zwei Millionen aktive Nutzer – darunter Stars wie Rapper Drake. Als Tech-Titan Elon Musk seinen Beitritt ankündigte, schoss der Preis der Clubhouse Media Group um 117 Prozent in die Höhe wie eine seiner Raketen von SpaceX. Nur leider ist die neue Trend-App noch gar nicht an der Börse gelistet.

„Clubhouse Media Group“ ist nämlich ein komplett anderes Unternehmen mit Sitz in China! Als die Anleger ihre Verwechslung bemerkten, stürzte der Aktienkurs genauso schnell wieder ab. Nicht das erste Mal, dass Musk an der Börse für Verwirrung sorgte: Anfang Januar dieses Jahres empfahl er seinen 46 Millionen Twitter-Fans, die Nachrichten-App „Signal“ zu nutzen. Daraufhin gerieten Investoren in einen Kaufrausch und bescherten den Aktien von Signal Advance laut „Computerbild“ innerhalb von nur drei Tagen eine Wertsteigerung von rund 5.100 Prozent! Ganz schön viel Trubel für ein Unternehmen mit gerade mal einem einzigen Vollzeit-Angestellten. Der tatsächliche Entwickler der App heißt übrigens „Signal Foundation“ – und ist als gemeinnützige Stiftung nicht börsennotiert.

Teure Versehen, für die Helge Schneider die Hymne schrieb

Die Liste der Irrtum-Investments ist beträchtlich. So wollten sich Anleger in den späten 90ern Wertpapiere der amerikanischen Telekommunikationsfirma MCI sichern. Stattdessen investierten sie in „MassMutual Corporate Investors“ – einen geschlossenen Fonds mit dem Kürzel „MCI“. 2013 haben Trader wie verrückt ihr Geld in Aktien von Tweeter Home Entertainment angelegt. Dabei handelte es sich allerdings um eine bankrotte Firma für Unterhaltungselektronik, nicht etwa um Twitter wie gedacht. Donald Trumps Lieblingsmedium ist erst einen Monat nach den Fehlkäufen an die Börse gegangen. Neben Twitter und Clubhouse ist sogar noch eine dritte Social Media Plattform in eine Verwechslung geraten: Snapchat. 2017 haben Börsianer Snap, die Muttergesellschaft der App, mit der Software-Firma Snap Interactive durcheinandergebracht.

Diese unterhaltsamen Irrtümer können teuer werden. In einer Studie aus dem Jahr 2019 haben Vadim Balashov und Andrei Nikiforov von der Rutgers University US-Börsendaten von 1993 bis 2013 analysiert. Dabei haben sie 31 Fälle untersucht, in denen Investoren wahrscheinlich Firmen verwechselt haben. Die Auswertung zeigt, dass die verwirrten Anleger insgesamt rund 66 Millionen Dollar allein an Transaktionskosten verschwendet haben. Darin sind noch nicht enthalten die entstandenen Kosten durch zu hohe Aktienpreise. Ärgerlich, aber letztlich bleibt den Anlegern nur das Geständnis übrig, das Helge Schneider bereits gesanglich vorgetragen hat: „Ich habe mich vertan. Ich habe falsch hingeguckt.“ (sh)