Versicherer könnten mehr tun
29.03.2019
Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG / Foto: © f-fex
Das gilt laut Meinung der f-fex AG für die Fondsqualität bei fondsgebundenen Rentenversicherungen. So seien Rating und Performance im Anlagestock allenfalls durchschnittlich. Beim Neugeschäft werden immerhin Fortschritte erzielt. Bei den Fondsgesellschaften bestehen große Unterschiede.
Das anhaltende Niedrigzinsumfeld macht fondsgebundene Lebensversicherungen zu einem zentralen und sinnvollen Baustein in der privaten Altersvorsorge. Dennoch findet diese Form der Anlage bei Versicherern und Beratern nach wie vor zu wenig Beachtung, wie die aktuelle Studie der f-fex AG zeigt. Vor allem im schwierigen Börsenjahr 2018 haben sich die Rating und Performance für den gesamten Anlagestock der deutschen Versicherer weiter verschlechtert. Da gerade in schwierigen Marktphasen die richtige Fondsauswahl noch mehr an Bedeutung gewinnt, kommt diese Entwicklung nicht überraschend. Für die Studie hat f-fex die Geschäftsberichte von 77 Lebensversicherern (63 Konzerngesellschaften) des Jahres 2017 ausgewertet. Damit wurden in der Untersuchung 110 Mrd. Euro des knapp 111 Mrd. Euro schweren Anlagestocks aller fondsgebundenen Kapitallebens- und Rentenversicherung abgedeckt.
Rating und Performance allenfalls durchschnittlich
„Das Angebot der deutschen Versicherer bei fondsgebundenen Rentenversicherungen bleibt deutlich hinter seinen Möglichkeiten“, erklärt Dr. Tobias Schmidt, CEO der f-fex AG. Um das Renditepotenzial wirklich ausschöpfen zu können, bedürfe es eines deutlich besseren Fondsangebots und einer regelmäßigen, kompetenten Betreuung der Policen-Portfolios. „Auch wenn es vermehrt Bemühungen gibt, diesen Zustand zu ändern, sind viele Versicherer und die von ihnen mandatierten Vertriebsgesellschaften davon noch weit entfernt“, so Schmidt. So ist nur ca. ein Drittel des Anlagestocks der deutschen Versicherer in gut bis sehr gut geratete Fonds investiert. Der Rest verteilt sich auf durchschnittliche bis schwache Ratings.
Innerhalb des Anlagestocks ist die Streuung der Fondsqualität beträchtlich. Bei den Anbietern mit einem Volumen von über 1. Mrd. Euro schneiden Zurich und R+V mit Abstand am besten ab. Hingegen haben Generali, Gothaer und Nürnberger den größten Nachholbedarf. Der Münchner Verein und Barmenia sind unter den kleineren Häusern Spitzenreiter.
Positives Neugeschäft
Ein Hoffnungsschimmer: Im Neugeschäft ist die Fondsqualität der Mittelzuflüsse im Durchschnitt besser als im Bestand. R+V, Cosmos und AXA (inklusive. Dt. Ärzte Versicherung) belegen und den großen Versicheren hierbei die ersten Plätze. Targo, die Hannoversche Versicherung und MyLife haben von den kleineren Versicherern nennenswerte Mittelzuflüsse und hinreichend viele Fonds.
Jedoch ist nicht bei allen Versicherern ein Trend zur besseren Fondsqualität im Neugeschäft festzustellen. Deshalb kommen die deutschen Versicherer im Neugeschäft nicht über das Mittelmaß hinaus.
Unterschiede zwischen Fondsanbietern
Nicht nur bei den Versicherern, auch bei den Fondsgesellschaften ist die Qualitätsspanne dem im Anlagestock deutscher Versicherer liegenden Fondsvolumens groß. Unter den Anbietern mit einem Volumen von über einer Mrd. Euro stechen besonders Fidelity und – mit etwas Abstand DWS und Union Investment hervor. Flossbach von Storch, DJE Investment und Commerz Fund Solutions sind bei den Gesellschaften mit mittleren bis kleinen Volumen führend.
Auffallend: Konzerneigene Fondsgesellschaft liefern in den wenigsten Fällen einen positiven Outperformance-Beitrag im Anlagestock des betreffenden Versicherers. Im vergangenen Jahr bildeten hier die Union Investment für die R+V, die Alte Leipziger Trust für die Alte Leipziger Versicherung und die Allianz Global Investors für Allianz Leben Ausnahmefälle. Bei den übrigen konzerneigenen Gesellschaften lag der Performancebeitrag für die hauseigene Versicherung in der Regel unter dem Beitrag der extern mandatierten Fondsgesellschaften.
Versicherer könnten mehr tun
Die Studie zeigt, dass das Renditepotential des Anlagestocks fondsgebundener Lebensversicherungen bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. Versicherer könnten hier deutlich mehr tun, auch wenn die Entscheidung über die Portfoliozusammensetzung und deren Veränderung während der Vertragslaufzeit letztlich Sache des Policeninhabers ist. „Ohne qualitativ bessere Fonds, aussagefähigeres Berichtswesen und kompetente, laufende Beratung wird sich an der gegenwärtigen Situation wenig ändern“, so Schmidt. „Der Kunde braucht hier mehr Unterstützung durch den Versicherer.“ (ahu)