Versicherer bestärken Forderung nach Prävention und Klimafolgenanpassung
17.06.2024
Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft. Foto: © GDV
Drei Jahre nach der Ahrtal-Flut zeigt der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Ort der Katastrophe die Folgen fehlender Klimafolgenanpassung auf. „Wir sehen hier, dass viel gebaut und saniert wurde. Aber wie viele andere Orte in Deutschland ist das Tal heute immer noch wenig geschützt. In vielen Regionen in Deutschland liegen Extremwetter-Katastrophen auf Wiedervorlage“, sagt Anja-Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV in Bad Neuenahr.
Wirksamer Hochwasserschutz erforderlich
Anlässlich der anstehenden Entscheidung über eine Pflichtversicherung für Elementarschäden am 20. Juni 2024 bestärken die Versicherer daher ihre Forderung nach Klimafolgenanpassung und Hochwasserschutz. Eine alleinige Elementarschadenpflichtversicherung reicht aus Sicht der Versicherer nicht aus: „Naturkatastrophen verschonen Häuser doch nicht, nur weil sie versichert sind. Es kommt darauf an, die Menschen und ihren Lebensraum vor Wetterextremen zu schützen“, sagt Käfer-Rohrbach.
Versicherer legen Forderungskatalog für umfassenden Naturgefahrenschutz vor
Unabhängig von der zukünftigen Ausgestaltung einer Versicherungslösung, ob Pflicht oder nicht, sollten nach Auffassung der Versicherer die fünf wichtigsten Punkte berücksichtigt werden:
· Bundesweitetes Naturgefahrenportal für transparente und offene Information über Risiken, Gefahren und Möglichkeiten der Prävention für Hausbesitzerinnen und Hausbesitzer
· Bestehende Regelwerke zu Prävention und Klimafolgenanpassung konsequent anwenden, Schutzmaßnahmen vortreiben und hinreichend finanzieren
· Anpassungen in der Gesetzgebung in Bezug auf klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren
· Konsequenter Baustopp für Neubauten in Überschwemmungsgebieten
· Entsiegelung von Flächen
Probleme beim Hochwasserschutz
Auch Holger Schüttrumpf, Professor am Lehrstuhl und Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen sieht erheblichen Verbesserungsbedarf beim Hochwasserschutz auf allen Ebenen. „Wir müssen insbesondere die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen beschleunigen. Einen Stillstand können wir uns eigentlich nicht leisten,“ sagt Schüttrumpf. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Cornelia Weigand, Landrätin von Ahrweiler. „Die Flut 2021 hat gezeigt, dass der Katastrophenschutz in der gesamten Bundesrepublik auf allen Ebenen deutlich verbessert werden muss. Wichtig ist zudem vor allem Prävention in Form von baulichem Hochwasser- und Starkregenschutz sowie Maßnahmen zu Eigenvorsorge.“ (mho)