Vermögensverwalter auf dem Prüfstand

17.11.2021

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FUCHS | RICHTER Prüfinstanz veröffentlicht zum 19. Mal den aktuellen Markttest „TOPS Vermögensverwalter 2022“. Dafür wurde die Kompetenz von professionellen Vermögensverwaltern aus dem deutschsprachigen Raum genauer unter die Lupe genommen. Die Ergebnisse sind durchwachsen und belegen vor allem, dass die Qualität im Private Banking zunehmend auseinander driftet.

Anleger schauen besorgt auf aktuelle Entwicklungen, wie die steigende Staatsverschuldung, eine anziehende Inflation oder immer größere politische und ökologische Krisen. Dementsprechend untersuchte FUCHS | RICHTER Prüfinstanz jetzt 65 Banken, Vermögensverwaltungen und Family Offices aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein auf ihre Beratungsqualitäten und ihre Kompetenz. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurden das Beratungsgespräch, der Anlagevorschlag, die Investmentkompetenz und die Transparenz der Anbieter durchleuchtet. Für den Test erhielten dabei alle Teilnehmer den gleichen Beispielfall: ein Anleger, dem nach einer Erbschaft 3,5 Mio. Euro zur Verfügung stehen, möchte sein Vermögen sicher investieren und sucht dafür einen geeigneten Finanzpartner. Alle Teilnehmer, die in der Vorauswahl überzeugten, mussten sich dann einem „Beauty Contest“ stellen, indem sie ihre Konzepte einer Fachjury vorstellten und an einer Fragerunde teilnahmen.

Das falsche Mantra

Die Ergebnisse fallen sehr gemischt aus. Kundenbedürfnisse und -ängste werden oft nicht ernst genommen und Anlagevorschläge werden zunehmend standardisiert. „Die meisten Anbieter spielen die Sorgen ihrer Kunden herunter und beschwichtigen. Ihr Mantra lautet: Alles halb so wild“, resümiert Ralf Vielhaber, Geschäftsführer der Fuchsbriefe und Initiator des Tests. Der Euro sei sicher, die Inflation gäbe nur ein kurzes Gastspiel, die Klimakrise spüle viel Geld in die Märkte und treibe diese an und die Geldpolitik hätten die Notenbanken im Griff. Nur die führenden Vermögensverwalter des Tests ließen sich auf detaillierte Krisendiskussionen ein, selbst wenn sie den Ansichten des Kunden widersprachen. In diesen Fällen überzeugten Berater dann mit einem breiten Register an Kenntnissen, Erfahrungen und Argumenten. Leider schafften es diese Ansätze aber dennoch in vielen Fällen nicht in die schriftlichen Anlagekonzepte.

Insgesamt acht der 65 Teilnehmer können sich im Endergebnis über die Auszeichnung „Sehr gut“ freuen, sechs weitere erhielten die Note „Gut“. Das Bankhaus Carl Spängler aus Österreich überzeugte mit seiner Leistung besonders und landete auf dem ersten Platz. Im Beratungsgespräch, beim Anlagevorschlag und in der Transparenz schnitt die Privatbank sehr gut ab. Im „Beauty Contest“ gewann sie zudem mit einer durchdachten Vorstellung und beantwortete alle Fragen souverän. Die Globalance Bank aus der Schweiz verteidigte ihren zweiten Platz aus dem Vorjahr, während Deutschland mit der Bethmann Bank auf Platz drei landete.

Wer im Ländervergleich besonders gut abgeschnitten hat und welche Trends sich abzeichnen, lesen Sie auf Seite 2.