Vermögend und doch in Geldnot – wie geht das?
10.03.2025

Thomas Gundermann, Geschäftsführender Gesellschafter, Taunus Investments GmbH / Foto: © Taunus Investments GmbH
Immobilien gelten als eine der solidesten Formen des Vermögensaufbaus. Sie versprechen Wertbeständigkeit und können durch Mieteinnahmen laufende Erträge generieren. Doch wer glaubt, dass eine Immobilie mit finanzieller Freiheit einhergeht, irrt. Der wesentliche Unterschied zwischen vermögend auf der einen und zahlungsfähig auf der anderen Seite wird besonders deutlich, wenn es darum geht, kurz- bis mittelfristige Ausgaben zu decken.
Immobilien können zwar einen erheblichen Teil des Vermögens ausmachen, doch im Alltag hilft dies wenig, wenn kurz- oder mittelfristig Geld benötigt wird. Der Wert eines Hauses oder einer Wohnung ist langfristig gebunden, vom Marktumfeld sowie spezifischen Gegebenheiten abhängig und kann nur durch einen Verkauf liquidiert werden. Doch genau hier liegt das Problem: Der Verkauf von Immobilien ist oft ein langwieriger Prozess. Es kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis ein passender Käufer gefunden und der Kaufpreis tatsächlich ausgezahlt wird. Bis dahin muss jedoch auf das restliche Vermögen in Form von liquiden Anlagen zurückgegriffen werden.
Zudem sind Immobilien mit laufenden Kosten, wie Instandhaltungen, Abgaben und Steuern, verbunden. Größere Sanierungen und Renovierungen, die erst mit der Zeit anfallen, werden bei der Kalkulation oft nicht berücksichtigt. Das führt zu zusätzlichen finanziellen Belastungen und mindert die initial überschätzte Mietrendite. Wer in Geldnot kommt, kann eine Immobilie nur als Ganzes und nicht in Teilbeträgen veräußern. Manchmal führt eine Immobilie auch erst zu finanziellen Engpässen, wenn beispielsweise das Elternhaus geerbt, aus sentimentalen Gründen teuer renoviert und damit das eigene Geld langfristig gebunden wird.
Deshalb raten wir dazu, genügend liquide Mittel vorzuhalten und den Immobilienanteil an die jeweilige Lebenssituation anzupassen, um den Lebensunterhalt ohne Geldsorgen bestreiten zu können. Hierfür eignen sich Anlagen, die kurzfristig verfügbar sind und trotzdem gute Erträge abwerfen, wie beispielsweise Aktien und Anleihen. Diese Anlageformen bieten mehrere Vorteile: Schnelle Verfügbarkeit, da sie innerhalb kürzester Zeit verkauft werden können. Hohe Renditen, die speziell Aktien historisch gesehen über lange Zeiträume hinweg durchschnittlich abwerfen. Flexibilität, da Anlagen in kleinere Einheiten aufgeteilt werden können, sodass nur der tatsächlich benötigte Teil veräußert werden muss.
Praxisbeispiel: Ein Rentnerehepaar mit einer Mio. Euro Gesamtvermögen, hat 0,9 Mio. Euro in eine Immobilie und 0,1 Mio. in ein Aktienportfolio angelegt. Aufgrund der geringen Rente und hohen Ausgaben für die altersgerechte Mietwohnung werden monatlich 4.500 Euro zusätzlich für den Lebensunterhalt benötigt. Würde alles einfach so weiterlaufen, wäre das Ehepaar nach ca. zwei Jahren zahlungsunfähig, ohne Berücksichtigung von Mieterträgen. Um das zu vermeiden, muss sich das Ehepaar frühzeitig um den Verkauf der Immobilie kümmern, damit das Vermögen zur Sicherstellung des Lebensunterhalts dienen kann.
Es ist äußerst wichtig, die richtige Balance für die eigene Vermögensanlage zu finden, die von der aktuellen, wie geplanten Lebenssituation sowie den persönlichen Verhältnissen und Zielen abhängt. Immobilien können eine gute langfristige Investition sein. Doch wer von seinem Vermögen leben will, muss sicherstellen, dass ein ausreichender Teil liquide angelegt ist. Deshalb sollte der Immobilienanteil nicht zu hoch ausfallen und mit Wertpapieren eine sinnvolle Diversifikation aufgebaut werden, die das finanzielle Risiko minimiert und gleichzeitig die notwendige Flexibilität gewährleistet.
Unser Fazit: Ein hohes Vermögen ist nicht gleichbedeutend mit finanzieller Freiheit und Sicherheit. Wer kurz- bis mittelfristige Ausgaben decken und von seinem Vermögen leben möchte, sollte auf liquide Anlagen, wie Aktien oder Anleihen, setzen – denn ein Haus kann man nicht mal eben und schon gar nicht in Teilen veräußern.
Marktkommentar von Thomas Gundermann, Geschäftsführender Gesellschafter der Taunus Investments GmbH in Bad Homburg

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