Unterbewertete, substanzstarke Unternehmen im Euroraum
16.12.2021
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Europäische Aktien hatten lange Zeit das Nachsehen im direkten Vergleich zu US-amerikanischen Werten. Doch auch der "alte Kontinent" bietet lukrative Investmentchancen. Thomas Meier, Portfoliomanager im Team Global Dividend / Value Eurozone Equities bei MainFirst Asset Management, ist verantwortlich für den MainFirst Euro Value Stars. Im Interview erklärt er seine Investmentstrategie, mit der er auch im ablaufenden Jahr eine gute Performance erzielt hat.
finanzwelt: Herr Meier, 2021 neigt sich dem Ende zu. Ein Jahr, das gesamtgesellschaftlich insbesondere durch das Wiederaufflackern des Corona-Virus geprägt war. Am Kapitalmarkt überwog jedoch die positive Grundstimmung. Thomas Meier: Ja, 2021 war entscheidend geprägt von der Corona-Pandemie, aber auch von einem vergleichsweise starken globalen Wirtschaftswachstum und steigenden Preisen. An den Kapitalmärkten gerieten Anleihen weiter unter Druck, während Anleger auch im laufenden Jahr mit Aktien zum Teil deutliche Gewinne erzielen konnten. Mit Blick nach vorne stellt sich nun die Frage, welche Seite die Oberhand gewinnt. Diejenigen Optimisten, die weiterhin an gute Aktienrenditen ohne große Störfeuer glauben oder jene, die wegen der abflauenden Konjunktur eine stärkere Korrektur erwarten. Gleichwohl gilt, dass sich auch auf einer raueren See immer wieder Investment-Opportunitäten auftun.
finanzwelt: Die europäischen Aktienmärkte konnten seit Jahresbeginn ein zweistelliges Plus erzielen, hinken jedoch den US-Pendants weiter hinterher. Sehen Sie Aufholpotenzial bei europäischen Titeln? Meier: Europa ist ein heterogenes Gebilde. Es gibt Schatten, aber auch eine ganze Menge Licht. Die Konjunktur in der Europäischen Union hat zuletzt spürbar angezogen — die EU-Kommission hob ihre Wachstumsprognose für die Eurozone für das Gesamtjahr auf 5,0 Prozent an. Nicht zuletzt die milliardenschweren europäischen Investitionsprogramme wie der EU Green Deal und der Wiederaufbaufonds “Next Generation EU” bieten Chancen, insbesondere für Aktieninvestoren.
finanzwelt: Gründe, die für Investment in europäische Aktienwerte sprechen. Meier: Tatsächlich konnten viele Unternehmen auch in den vergangenen Monaten trotz steigender Energiepreise ihre allgemeine Kostenstruktur deutlich verbessern und Produktivitätsgewinne verbuchen. Themen wie beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien und die Förderung von E‑Mobilität werden im Kontext des Green Deals forciert. Und auch mit Blick auf junge Unternehmen sollte uns nicht angst und bange werden. So holen europäische Start-ups gegenüber den Pacemakern in den USA auf. Auch das gibt Anlass zur Hoffnung.
Nicht zu vergessen, der europäische Kontinent und insbesondere Deutschland sind ein Hort der sogenannten „Hidden Champions“; den Starken aus der zweiten und dritten Reihe, die auf dem internationalen Parkett eine glänzende Figur abgeben.
finanzwelt: Mit Ihrem MainFirst – Euro Value Stars investieren Sie in vielversprechende europäische Werte. Können Sie uns Ihren Ansatz näherbringen? Meier: Gerne. Der Schwerpunkt liegt dabei auf substanzstarken Unternehmen des Euroraums, die deutlich unterbewertet sind. Mit diesem Value-Stil ist es gelungen, auf 1‑Jahressicht eine Performance von mehr als 30 Prozent zu erwirtschaften und den Vergleichsindex Eurostoxx weit hinter uns zu lassen. Value hat 2021 eine Art Renaissance erlebt. Die vergleichsweise gute konjunkturelle Entwicklung war mit ausschlaggebend dafür, dass dieser Anlagestil wieder etwas mehr ins Rampenlicht getreten ist. Finanzwerte, die ein Viertel im Fonds ausmachen, schlugen sich beispielsweise gut. Dennoch ist auch hierbei etwas Vorsicht geboten. Wir meiden jene Titel, die nicht ohne Grund günstig sind. Es muss eine echte Chance auf Neubewertung vorhanden sein, um eine angemessene Rendite zu erzielen. Größe spielt dabei keine Rolle, im Gegenteil. Unternehmen aus dem Mid- und Small-Cap-Segment machen rund 70 Prozent im Fonds aus.
finanzwelt: Wo werden Sie regional hauptsächlich fündig? Meier: Deutsche und italienische Aktientitel machen mehr als 60 Prozent im Fonds aus. Neben der SIXT SE als Top-Position gesellen sich Unternehmen wie beispielsweise die österreichische BAWAG GROUP, die italienische Carel Industries oder auch die Deutsche Pfandbriefbank hinzu. (ah)
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Thomas Meier, Portfoliomanager im Team Global Dividend / Value Eurozone Equities bei MainFirst Asset Management - Foto: © MainFirst AM[/caption]