Und täglich grüßt das Murmeltier
09.09.2019
Stefan Wallrich, Vorstand der Wallrich Asset Management AG / Foto: © Wallrich Asset Management AG
Im August war es wieder einmal insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der die Entwicklung an den Aktienmärkten beeinflusst hat. Nach entsprechenden Tweets Trumps ging es zunächst nach unten, gegen Monatsende führten Meldungen über eine Wiederaufnahme der Gespräche dann zu einer Erholung der Kurse. Am Ende ist beim DAX ein Minus von 2,05 Prozent geblieben, beim Euro Stoxx 50 waren es minus 1,16%.
Im typischerweise umsatzarmen August twittert der amerikanische Präsident Anfang des Monats neue Zölle gegen China. Erstmals seit mehr als einem Jahrzehnt haben die Chinesen ihre Währung daraufhin auf die markante Marke von über sieben Yuan je US-Dollar abrutschen lassen. Schon seit den Neunzigerjahren ist die Währung ein Politikum. Damals hatte die Zentralbank damit begonnen, Dollar gegen Yuan zu verkaufen, um den heimischen Exporteuren Preis- und damit Wettbewerbsvorteile auf dem Weltmarkt zu verschaffen, was ein wichtiger Grund für den Erfolg des chinesischen Industrialisierungsmodells war.
Weitere Trotzkommentare Trumps waren die Folge. Das wirtschaftliche Klima wird in dem unsäglichen Streit zwischen den beiden führenden Volkswirtschaften ein ums andere Mal belastet. So verwundert es nicht, dass die Verkaufswünsche im Urlaubsmonat auf geringere Nachfrage getroffen sind, was zeitweise zu deutlichen Kursrückgängen geführt hat. Hinzukommen vor allem aus China und Europa schwächere Konjunkturdaten.
Rezession ante Portas
So sagt etwa das DIW – Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung nach dem Rückgang im Frühjahr auch für das dritte Quartal ein negatives Wachstum (minus 0,2 Prozent) voraus. Zumindest technisch befindet sich Deutschland damit in der Rezession. Neben den weltweiten Handelskonflikten zöge bereits jetzt der drohende harte Brexit Länder wie Deutschland, die eng mit dem Vereinigten Königreich verflochten sind, in einen Abwärtssog. Auch das ifo Institut sieht die heimische Industrie in einer tiefen Krise. Die Zufriedenheit der befragten Unternehmenslenker mit der aktuellen Lage hat erneut abgenommen, die Erwartungskomponente des ifo Geschäftsklimaindex ist noch tiefer in den negativen Bereich abgerutscht.
Ein ähnlicher Pessimismus unter den Industriefirmen war zuletzt im Krisenjahr 2009 zu beobachten, und auch im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima merklich eingetrübt. Lediglich die robuste Binnennachfrage erweist sich nach wie vor als Stütze der schwächelnden Wirtschaft. Trotz Rezessionsängsten bleiben die Deutschen in Kauflaune.
Bemerkenswert war im August die europäische Zinsentwicklung. Erstmals werden alle Bundesanleihen und damit auch die 30-jährigen mit negativen Renditen gehandelt. Für die hundertjährige österreichische Staatsanleihen sind gerade noch 0,54 Prozent jährlich fällig und selbst langlaufende italienische Bonds (zehn Jahre) bringen es trotz Staatskrise und massiver Unsicherheit über die weitere politische Entwicklung nur auf Werte um die ein Prozent. Wird der Zins in Zukunft ganz abgeschafft werden?
Gold glänzt wieder
Der Kritikpunkt, dass das glänzende Metall keine Zinsen bringen würde, dürfte sich für viele Jahre als Gegenargument erledigt haben, und wenigstens fallen keine Negativzinsen an. Gleichzeitig zeigt sich, dass Gold seinen Status als Krisenwährung entgegen anderer Einschätzungen keineswegs verloren hat. Während eine Feinunze auf Eurobasis bereits auf Allzeithoch notiert, bestehen bis zum Dollartop bei 1.900 US-Dollar aus dem Jahr 2011 noch gut 25 Prozent Spielraum.
Kolumne von Stefan Wallrich, Vorstand der Wallrich Asset Management AG in Frankfurt am Main