Turbulenzen an den Märkten halten vorerst an

28.09.2022

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Das von der britischen Regierung angekündigte „Mini-Budget“ hat Staatsanleihen aus dem Vereinigten Königreich sowie das Pfund massiv unter Druck gesetzt. Wie es weitergehen könnte, erläutern die Experten von Algebris Investments. Außerdem werfen sie in ihren aktuellen Global Credit Bullets einen Blick auf die internationalen geldpolitischen Entwicklungen.

Im Vereinigten Königreich hat sich das sogenannte „Mini-Budget“, das eine Entlastung bei den Energiekosten bringen sollte, in ein massives Fiskalpaket verwandelt. Der neu ernannte Schatzkanzler Kwasi Kwarteng ergänzte den Gesetzentwurf um eine Reform des Einkommensteuersystems und eine Reduzierung der Immobilienerwerbs- (Stamp Duty) sowie Unternehmenssteuern. Insgesamt zielen die Steuersenkungen eindeutig auf die Spitzenverdiener. Der Tenor von Kwartengs Rede war, dem Wachstum Vorrang vor Umverteilungsfragen einzuräumen.

Der Umfang des Pakets ist noch unklar, aber er könnte sich auf 40 Milliarden britische Pfund pro Jahr belaufen – zusätzlich zu den 60 Milliarden Pfund, die für die Energieentlastung vorgesehen sind. Das entspräche einer Ausweitung des Haushaltsdefizits um 5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Wenn man zudem bedenkt, dass die Bank of England (BoE) gerade mit der Reduzierung ihrer Bilanzsumme (quantitative Straffung) begonnen hat, könnte sich die Summe britischer Staatsanleihen in den kommenden zwölf Monaten auf 7 bis 8 Prozent des BIP belaufen.

Britische Vermögenswerte massiv unter Druck

Am Markt wurden britische Vermögenswerte stark abgestraft, da das Vereinigte Königreich in einer Zeit hoher Inflation und steigender Zinsen auf eine starke fiskalische Expansion zusteuert. Das Pfund fiel gegenüber dem US-Dollar zeitweise auf ein Mehrjahrestief, die Rendite 5-jähriger britischer Staatsanleihen stieg um mehr als 50 Basispunkte auf über 4 Prozent. Der Markt setzt die Bank of England zunehmend unter Druck, den Leitzins zu erhöhen – und das nur zwei Tage, nachdem sie ihn bereits um 50 Basispunkte angehoben hat.

Insgesamt sind wir der Meinung, dass sich das Vereinigte Königreich zum falschen Zeitpunkt auf eine fiskalische Expansion zubewegt: Die hohe Inflation verringert den Spielraum im Haushalt und die allgemeine makroökonomische Glaubwürdigkeit hat nach dem Brexit abgenommen. Aus unserer Sicht wird der Markt die Behörden weiterhin auf die Probe stellen. Britische Vermögenswerte werden unter Druck bleiben, bis die BoE eine mutigere Zinserhöhung vornimmt oder die Regierung einen glaubwürdigen Plan zur Wiederherstellung des fiskalischen Kurses nach der Expansion 2022/23 vorlegt.

US-Notenbank gibt die geldpolitische Richtung vor

International ist das Kapitalmarktumfeld derweil weiterhin geprägt von steigenden Zinsen. Die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) zeigte sich in der vergangenen Woche mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte trotz schwächerer Wachstumsprognosen für 2023 sehr kämpferisch. Auch in Norwegen und der Schweiz wurden die Zinsen kräftig angehoben. In Japan zeigte sich die Bank of Japan zurückhaltend und sah von geldpolitischen Maßnahmen ab. Sie musste in der Folge aber den Yen stützen, da die Währung nach der Sitzung unter Druck geriet.

Insgesamt befinden sich die Zentralbanken weiterhin im Wettlauf. Die Fed gibt einen aggressiven Ton vor und die Zentralbanken weltweit müssen sich entscheiden, ob sie mithalten und die heimische Renditekurve treffen (Europa), oder hinterherhinken und die Währung belasten (Japan). In Ländern wiederum, in denen sich die Zentralbank hinter der Kurve befindet und der Policy-Mix nicht glaubwürdig ist, gerät beides unter Druck (Großbritannien).

Insgesamt bleibt die makroökonomische Volatilität hoch. Die Märkte sind mit der Regierungspolitik im Vergleich zu den Zeiten der unbegrenzten quantitativen Lockerung weit weniger nachsichtig. Die Schwankungen bei Zinsen und Währungen dürften daher weltweit anhalten – zumindest so lange, bis die Fed ein Ende des Zinserhöhungszyklus in Aussicht stellt. (ah)