Trumps Zölle und die Märkte – alles nur halb so wild?
06.02.2025
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In dieser Woche bekamen die Märkte einen ersten Vorgeschmack auf die Donald Trumps Zollpolitik 2.0: Zölle von 25 % auf mexikanische und kanadische Waren, ein geringerer Zoll von 10 % auf kanadische Energie und ein Zoll von 10 % auf chinesische Waren sollten eigentlich am 4. Februar um Mitternacht US-Zeit in Kraft treten. Die Trump-Regierung deutete auch an, dass ähnliche Maßnahmen in Richtung der Europäischen Union ebenfalls bald kommen würden.
Noch am Montagabend wurden Anleger jedoch daran erinnert, dass bei der Zollpolitik alles im Fluss ist: Während die Maßnahmen gegen Mexiko und Kanada nach Telefonaten auf höchster politischer Ebene verschoben wurden, verhängte China noch in der Nacht Vergeltungszölle auf bestimmte US-Produkte.
Interessanterweise war die Marktreaktion schon vor der Verschiebung der Zölle gegen Kanada und Mexiko gedämpfter ausgefallen, als viele erwartet hatten. Viele Marktteilnehmer fragen sich deshalb, welche Schlüsse daraus für mögliche Zölle gegen die EU zu ziehen sei.
25 % genug, um die Wachstumsaussichten zu trüben
Die bemerkenswerteste Kursbewegung bei den Zinsen war eine Rallye bei deutschen, britischen und kanadischen Staatsanleihen. Längerfristige US-Staatsanleihen (USTs) erholten sich ebenfalls, gaben aber die Gewinne vor Börsenschluss in New York wieder ab, wobei die UST-Kurve zeitweise deutlich abgeflacht war. Dies könnte bedeuten, dass Zölle in einer Höhe von 25 % Wachstumssorgen für die Weltwirtschaft und in geringerem Maße auch für die USA auslösen könnten. Die inflationären Auswirkungen der Zölle wären ebenfalls spürbar, obwohl die Märkte zunächst mehr über die potenziellen Auswirkungen auf das Wachstum besorgt schienen. Dies hätte zwar auch Auswirkungen auf den Ausblick der US-Notenbank, aber unseres Erachtens scheint das Risiko, dass die Fed ihre geldpolitische Haltung vollständig ändert, gering.
Risikoanlagen tendierten zunächst schwächer, aber die Spreads weiteten sich nicht wesentlich aus. Die Kursbewegungen bei Unternehmensanleihen waren relativ gering und es gab keine Anzeichen von Panik. Aktien hatten einen schlechteren Tag als Anleihen, aber selbst diese Bewegungen waren alles in allem relativ begrenzt.
Worst-Case-Szenario vom Tisch?
Diese relativ sanfte Reaktion bei Risikoanlagen deutet möglicherweise darauf hin, dass die Märkte davon ausgehen, dass das Worst-Case-Szenario, in dem Zölle auf lange Sicht in Kraft bleiben, nicht das wahrscheinlichste ist.
Es scheint, dass zwischen den wichtigen Handelspartnern eine Art Mittelweg gefunden werden könnte. Der Aufschub der Zölle gegen Mexiko und Kanada um einen Monat ist ein Beweis dafür. Zwar waren Zölle in Höhe von 25 % für Partner des Nordamerikanischen Freihandelsabkommens (NAFTA) zunächst nicht das Basisszenario des Marktes. Aber es sieht so aus, als ob die Zölle gelockert oder gar nicht eingeführt werden könnten, sollten Mexiko und Kanada auf die Forderungen Trumps eingehen. Damit besteht Anlass zur Hoffnung, dass die längerfristigen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft trotz kurzfristiger Störungen nicht so katastrophal sein werden wie zunächst befürchtet. Es steht jedoch viel auf dem Spiel, und je länger sich die Ungewissheit hinzieht, desto schwerwiegender werden die Folgen sein.
Interessanterweise profitiert Großbritannien derzeit von einer etwas weicheren Haltung Trumps. Dies zeigt, dass eine der Motivationen für diese Maßnahmen darin besteht, bestehende Handelsdefizite mit Mexiko, Kanada, China und der EU zu korrigieren.
Flexibilität ist der Schlüssel angesichts der Volatilität
Die Ereignisse und die bestehende Ungewissheit machen deutlich, wie wichtig es ist, flexibel zu bleiben und einen kühlen Kopf angesichts des medialen Lärms zu bewahren.
Wir sehen keinen Anlass wesentliche Änderungen an unserer aktuellen Asset-Allokation vorzunehmen: Bei Unternehmensanleihen setzen wir auf Portfolios mit guter durchschnittlicher Qualität bei denen wir die Duration kontrollieren können. Gleichzeitig verzichten wir auf größere Engagements in Sektoren, die im schlimmsten Fall im Auge des Sturms stünden.
Die längerfristigen Folgen sind schwieriger abzuschätzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Kräfteverhältnis durch die Regierung von Präsident Trump verändern wird. Die Ausnahmerolle der USA und ihr Status als sicherer Hafen und Empfänger ausländischer Finanzströme sind nicht zuletzt auf die Berechenbarkeit der Politik zurückzuführen. Die Markteinschätzung dazu ist zunächst unverändert, aber wir könnten an einen Punkt kommen, an dem sich die Anleger unwohler fühlen.
Diese Aspekte sind auch für Ratingagenturen von Bedeutung und haben ein gewisses Gewicht bei der laufenden Bewertung des AAA-Ratings eines Landes. Zwar glauben wir nicht, dass die Ratingagenturen auf Trumps Eröffnungssalve reagieren werden. Wenn die Zölle jedoch wie ursprünglich geplant in Kraft geblieben wären, hätten sich auch die Annahmen für das BIP-Wachstum geändert. Dies hätte letztendlich auch dazu führen können, dass das Rating auf den Prüfstand gestellt worden wäre.
Marktkommentar von Felipe Villarroel, Portfoliomanager, TwentyFour Asset Management.
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