Trump könnte die Marktteilnehmer überraschen

17.01.2025

Mark Dowding. Foto: BlueBay, RBC BlueBay Asset Management.

Die US-Staatsanleiherenditen sanken in der vergangenen Woche, nachdem der Verbraucherpreisindex einen leichten Rückgang der Kerninflationsrate auf 3,2 Prozent im Dezember zeigte. Allerdings bewegte sich der Wert in den vergangenen sechs Monaten weitgehend stabil um dieses Niveau herum. Unserer Ansicht nach ist ein erneuter Abwärtstrend bei der Inflation nötig, damit die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) in den kommenden Monaten ihren geldpolitischen Lockerungskurs wieder aufnimmt.

Wir vertrauen nicht allzu sehr darauf, dass ein solcher Abwärtstrend zeitnah wieder eintreten wird. Die Währungshüter dürften daher im ersten Halbjahr dieses Jahres eine Pause einlegen. Angesichts der anhaltend starken Wirtschaftsdynamik und der Aufwärtsrisiken für die Preise durch die Handels-, Einwanderungs- und Steuerpolitik der neuen Trump-Administration bestehen aus unserer Sicht Inflationsrisiken in beide Richtungen.

Aufgrund der Einschätzung von Fed-Chef Jerome Powell, dass die Geldpolitik nach wie vor relativ restriktiv ist, sehen wir den Offenmarktausschuss in den kommenden Monaten jedoch eher zu Zinssenkungen als -erhöhungen geneigt. Damit die Fed in den kommenden Monaten zu einer Straffung der Geldpolitik zurückkehrt, müsste die Kerninflation im Verbraucherpreisindex 4 Prozent und bei den privaten Konsumausgaben 3,5 Prozent erreichen.

Unserer Meinung nach ist dies nicht allzu wahrscheinlich. Angesichts des erstarkenden US-Dollars dürften die Zölle in naher Zukunft keinen wesentlichen inflationären Einfluss haben. Ebenso sind wir der Meinung, dass es im Jahr 2025 netto zu einer gewissen fiskalpolitischen Lockerung kommen könnte. Diese wird jedoch nicht besonders groß ausfallen, solange Wirtschaft und Steuereinnahmen stabil bleiben.

Vor diesem Hintergrund sind wir nach wie vor der Meinung, dass die 2-jährigen Renditen bei 4,25 Prozent auf einem fairen Niveau liegen. Die Renditekurve ist in den vergangenen beiden Monaten steiler geworden. Die Renditen langlaufender Anleihen überschritten Anfang dieser Woche die Marke von 5,00 Prozent. Nach dem Erreichen dieses Niveaus dürfte die Bewegung jedoch vorerst zum Stillstand kommen. Mittelfristig ist eine weitere Versteilerung der Kurve wahrscheinlich, weil die kurzfristigen Renditen sinken.

An den Devisenmärkten hat das Pfund Sterling auch in der vergangenen Woche unterdurchschnittlich abgeschnitten. Wir rechnen mit einer weiteren Abwärtsbewegung. Der Yen hat sich zuletzt im Vorfeld der Sitzung der Bank of Japan am kommenden Freitag positiv entwickelt.

Was den US-Dollar betrifft, warten die Marktteilnehmer auf die Amtseinführung von Donald Trump in der nächsten Woche und seine Äußerungen in Bezug auf Zölle. Ausgehend von den Kommentaren des neuen Finanzministers Scott Bessent unterstützt das Trump-Team weiterhin einen starken US-Dollar, der seine Rolle als Weltreservewährung beibehalten soll.

Trump will sofort loslegen und könnte nächste Woche um diese Zeit bereits mehrere Exekutivanordnungen verkünden. Alles in allem neigen wir zu der Annahme, dass der neue US-Präsident die Märkte überraschen könnte, indem er sich durchsetzungsfähiger gibt als derzeit angenommen.

Die nächste Woche ist in den USA eine verkürzte Feiertagswoche. Wir erwarten aber nicht, dass sie ruhig sein wird. In den kommenden Tagen wird es viel Lärm aus Washington geben – und es wird interessant sein, wie sich dies auf die Märkte auf beiden Seiten des Atlantiks auswirkt.

Marktkommentar von Mark Dowding, Fixed Income CIO bei RBC BlueBay Asset Management.