Trump: Berechnend unberechenbar
11.09.2019
Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG / Foto: © Bayerische Vermögen AG
US-Präsident Trump bezeichnet in einem seiner Bücher seine Art Geschäfte zu machen als eine Kunstform. Andere Menschen malten schöne Bilder oder schrieben Geschichten. Er hingegen liebe es, große Geschäfte abzuschließen; das sei die Würze seines Lebens. Und Kritik solle man als Kompliment und als Beweis seiner Bedeutung sehen. Provokante Meinungen seien wichtig, um die Reaktion des Verhandlungspartners zu testen. Was uns in Europa etwas seltsam vorkommt, gefällt vielen Amerikanern.
In einem Buch aus dem Jahr 2004 schreibt er auch, dass man nur sich selbst vertrauen solle, denn Unternehmertum sei keine Gruppenarbeit. So sieht auch seine Präsidentschaft aus. Die USA ist seine Firma, und er, Trump, ist es, der die großen Deals an Land ziehen muss.
Was seine Wiederwahl gefährden könnte, versucht er mit aller Gewalt zu verhindern. Trump kann nicht verlieren, das würde sein Ego und sein Image stark schwächen. Den Notenbankchef bezeichnet der US-Präsident als einen Feind Amerikas, nur weil ihm die Zinssenkungen zu langsam gehen. Um immer die Oberhand zu behalten, schiebt der Regierungschef nach, dass er einfach die Lohnsteuern senken werde, falls die Notenbank nicht das tue, was seiner Meinung nach notwendig sei.
Er inszeniert sich selbst. So funktioniert die Trump-Politik. Auch wenn seine Präsidentschaft aus vielen Unwägbarkeiten besteht. Er wird alles versuchen, an seinem Image als Gewinner weiterzuarbeiten. Eine Rezession könnte seinem Ansehen enorm schaden. Das würde auch den US-Aktienkursen schaden. Trump will im Wahljahr 2020 zeigen, dass unter ihm die Börsen immer neue Höchststände markieren.
Er beeinflusst das Tagesgeschehen an den Börsen und steuert mit seinen Tweets die Märkte. Nach starken Kurseinbrüchen fällt ihm immer etwas Positives zu den Verhandlungen mit China ein. Es schaue gar nicht so schlecht aus, man könne sich bald treffen usw. Wenn die US-Börsen neue Allzeithochs markieren, dann wird der Ton schärfer.
So sollte Trumps Weg zum Ziel der Wiederwahl trotz aller Unwägbarkeiten auch für eine gewisse Stabilität an den Börsen sorgen, vielleicht sogar für neue Allzeithochs.
Kolumne von Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen AG, München