Trotz zyklischer Erholung: Wie nachhaltig bleibt Innovation?
22.06.2021
Luke Barrs - Foto: © GSAM
Er ist einer der Trigger für Depots weltweit: Der technologische Fortschritt und die Digitalisierung haben Anlegern unlängst beträchtliche Chancen beschert. Die jüngsten Gegenwinde haben zwar an Nachhaltigkeit und Verlässlichkeit dieses Wachstums zweifeln lassen – doch doch wir halten diese Bedenken für übertrieben. Im Überblick:
COVID-Krise mit technologischen Innovationen – sektorübergreifend
Vor COVID verfolgten wir mit Enthusiasmus die strukturellen Veränderungen, die sich im Technologiebereich ereigneten – und den potenziellen Wandel, den diese in jedem Aspekt unseres Lebens verursachen können. Sei es Innovation bei Cloud-Computing, Fortschritte bei KI, maschinellem Lernen oder erweiterter Realität (augmented reality).
Zuvor fand diese Art von Innovation hauptsächlich im Technologiesektor statt. Doch die COVID-Krise erforderte Innovation auch in anderen Sektoren. Plötzlich mussten viele Unternehmen über einen Wandel zu einem digitalen Unternehmen nachdenken: Mitarbeiter gingen ins Homeoffice, Kunden stiegen auf unterschiedliche Kanäle um – und die Unternehmen mussten Wege finden, sich schnell darauf einzustellen. Im Grunde haben sich Trends, mit denen in drei bis fünf Jahren gerechnet wurde, innerhalb von 12 Monaten entwickeltet.
Wir bleiben optimistisch – trotz EM-Sommer mit Rückkehr zu alten Mustern: Die Triebfedern der Nachfrage haben sich nicht verändert. Die Digitalisierung unseres Alltags bleibt. Unternehmen müssen herausfinden, wie sie ihre Arbeitsplätze und Belegschaften anpassungsfähiger und agiler machen können: Wie können sie neue Zielgruppen für ihre Produkte erschließen? Wie können sie neue Verbraucher erreichen? Wie können sie relevant bleiben? Das sind Fragen, die sie sich auch in Zukunft stellen müssen.
Wir haben Technologieunternehmen beobachtet, die zu Beginn der COVID-Krise sehr starke Bilanzen aufwiesen – und waren überrascht, wie aggressiv sie im Verlauf des Zyklus‘ investierten. Diese Investitionen dürften sich unserer Ansicht nach in den nächsten zwölf bis 24 Monaten bezahlt machen: Wenn weltweit Volkswirtschaften weiter öffnen, Konsumbedarfe sich verbreitern und wir eine rapide Beschleunigung und Akzeptanz bei Verbrauchern und Unternehmen sehen.
Chancen für Schlüsseltechnologien, etwa digitalem Bezahlen
Dennoch: Es stiegen auch Anleger aus Titeln aus, die in der Krise bisher am besten abgeschnitten hatten, mit negativen Kursbewegungen. Das bietet jedoch eine gute Gelegenheit für aktives Management. In diesem Umfeld lässt sich angenehm unterscheiden zwischen den wichtigsten Schlüsseltechnologien, die in Zukunft eine maßgebende Rolle spielen werden – und Technologien, die nur von den derzeitigen Umständen profitieren, aber nach dem Ende der Krise wahrscheinlich schwächeln werden. Speziell bei FinTech-Unternehmen erkennen wir Chancen. Gerade bei digitalen Zahlungen, Neobanken und der steigenden Nutzung mobiler Brieftaschen (Mobile Wallets), sowie bei Smart-Komponenten und Halbleitern: der Grundlage allen technologischen Fortschritts.
Die Erholung wird zwar zyklisch bleiben und es ist mit Gegenwind zu rechnen, aber unsere These bleibt, auch Post-Covid, bestärkt: Wir sind überzeugt, dass sich die technologische Innovation jetzt auch außerhalb der USA in den Schwellenländern und Teilen von Europa ausbreitet und dabei über Mega-Cap-Unternehmen hinaus im gesamten Marktkapitalisierungsspektrum zu beobachten sein wird. In jedem Fall: Es gibt noch reichlich Spielraum für mehr technologischen Fortschritt.
Gastbeitrag von Luke Barrs, Fundamental Equity Client Portfolio Management bei Goldman Sachs Asset Management