Talanx verrechnet Leben-Goodwill mit Gewinnen

11.08.2015

Herbert K. Haas

Die Talanx hat eine Milliarde Euro im Ergebnis erreicht. Die Gruppe aus Hannover ist in Erst- und Rückversicherung auf Kurs. Das Leben-Geschäft wurde neu ausgerichtet und Nicht-Leben zeigt sich stabil.

2015-08-12 (fw/db) Die Talanx AG legt den Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2015 vor. Das Konzernergebnis sank nach den ersten sechs Monaten von 381 auf 311 Millionen Euro - ohne die vollumfängliche Abschreibung des Goodwills im deutschen Lebensgeschäft in Höhe von 155 Millionen Euro hätte der Gewinn bei 466 Millionen Euro und somit deutlich über der Vorjahresperiode gelegen. Das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich ungeachtet des Sondereffekts um ein Prozent auf knapp über 1 Milliarde Euro. Das Ergebnis je Aktie lag im ersten Halbjahr 2015 bei 1,23 Euro.

Die gebuchten Bruttoprämien wuchsen in den ersten sechs Monaten konzernweit um 12,4 Prozent von 15.0 auf 16,8 Milliarden Euro. Bereinigt um Währungskurseffekte lag der Prämienzuwachs bei 6,2 Prozent. Erneut profitierten die Beitragseinnahmen von einem wachsenden Auslandsgeschäft.

"Wir haben uns im ersten Halbjahr 2015 in einem anhaltend herausfordernden Umfeld behauptet und dabei unsere ursprünglichen Erwartungen an den Geschäftsverlauf übertroffen. Wir haben daher unsere Gewinnprognose für das Gesamtjahr 2015 angepasst. Diese liegt nach der Goodwill-Abschreibung bei 600 bis 650 Millionen Euro. Ohne den Sondereffekt hätte sich eine Gewinnerwartung von 755 bis 805 Millionen Euro ergeben - spürbar mehr als zu Jahresbeginn erwartet", sagte Herbert K. Haas, Vorstandsvorsitzender der Talanx AG.

Zum Ende des Halbjahres hatte Talanx in der Erstversicherung den auf das deutsche Lebensversicherungsgeschäft entfallenden Goodwill von 155 Millionen Euro vollumfänglich abgeschrieben. Die Abschreibung resultierte aus der Aufteilung der Vorstandsverantwortlichkeiten für die Sparten Leben- und Schaden-/Unfallversicherung im Geschäftsbereich Privat- und Firmenversicherung Deutschland, in deren Folge auch der Goodwill anders als bislang spartenspezifisch zu überwachen ist.

Das operative Geschäft verlief in den ersten sechs Monaten ungeachtet einer von 250 auf 363 Millionen Euro erhöhten Großschadenlast gut. Auf die Rückversicherung entfielen Großschäden in Höhe von 197 Millionen Euro, auf die Erstversicherung 166 Millionen Euro. Die Schäden resultierten im ersten Quartal neben mehreren Feuerschäden insbesondere aus dem Absturz des Germanwings-Flugs 4U9525 sowie aus Unwetterschäden. Teuerstes Schadenereignis war dabei Sturm "Niklas" mit einem Gesamtaufwand für den Konzern von knapp 49 Millionen Euro. Im zweiten Quartal belasteten vor allem mehrere große Sach- und Transportschäden die Gruppe. Insgesamt verblieb die Belastung aber unterhalb des periodenanteiligen Großschadenbudgets.

Die kombinierte Schaden-/Kostenquote blieb mit 96,4 Prozent exakt auf dem Vorjahresniveau. Das versicherungstechnische Ergebnis ging um 9,8 Prozent von -775 auf -851 Millionen Euro zurück, insbesondere bedingt durch die hier gebuchte Beteiligung von Lebensversicherungskunden an einem gestiegenen Kapitalanlageergebnis. Das Kapitalanlageergebnis stieg um 4,6 Prozent von 1,9 auf 2,0 Milliarden Euro an.

Zum 30. Juni 2015 wies die Talanx-Gruppe eine Eigenmittelausstattung nach Solvency I von 223,5 Prozent (31. Dezember 2014: 228,2 Prozent) aus. Das Eigenkapital stieg im ersten Halbjahr trotz Zinsanstieg und Dividendenausschüttung leicht um 0,3 Prozent auf knapp über 8 Milliarden Euro.

Im zweiten Quartal 2015 erhöhte der Konzern seine Brutto-Prämieneinnahmen begünstigt durch Währungskurseffekte um 12,6 Prozent von 6,6 auf 7,4 Milliarden Euro. Die kombinierte Schaden-/Kostenquote verbesserte sich aufgrund einer geringeren Großschadenlast in der Erstversicherung auf 96,2 (98,4) Prozent. Das versicherungstechnische Ergebnis lag bei -462 (-405) Mio. EUR.

Das Kapitalanlageergebnis legte um 11,0 Prozent von 0,9 auf 1,0 Milliarde Euro zu. In der Quartalsbetrachtung sank das operative Ergebnis aufgrund der genannten Goodwill-Abschreibung um rund 80 Millionen Euro auf 372 (451) Millionen Euro. Bereinigt um die Abschreibung lag das EBIT mit 527 Millionen Euro allerdings deutlich über dem Vorjahresquartal. Das Konzernergebnis nach Steuern und Zinsen betrug 60 (165) Millionen Euro, bereinigt um die außerordentliche Abschreibung waren es 215 Millionen Euro.

Ebenfalls im zweiten Quartal 2015 wurden die im Jahr 2005 von der Hannover Finance (Luxembourg) S.A. begebene nachrangige Schuldverschreibung in Höhe von 500 Millionen Euro sowie die ebenfalls 2005 emittierten Nachranganleihen der HDI Lebensversicherung AG in Höhe von 160 Millionen Euro und der Talanx Finanz (Luxemburg) SA in Höhe von 350 Millionen Euro zum ersten ordentlichen Rückzahlungstermin in Höhe des gesamten Nominalbetrags zurückgezahlt.

Beteiligung an der Caplantic erfolgt

Nach dem Stichtag des 30. Juni 2015 wurde Anfang August die zu Jahresbeginn bekanntgegebene Beteiligung von Talanx an dem Investment-Dienstleister Caplantic Alternative Assets GmbH genehmigt. Talanx übernimmt 45 Prozent der Anteile an der Gesellschaft.

Ausblick auf das Gesamtjahr 2015

Talanx strebt für 2015 - auf Basis konstanter Wechselkurse - ein Bruttoprämienwachstum von 1 bis 3 Prozent an, das vorwiegend im Ausland generiert werden soll. Die Kapitalanlagerendite soll über 3,0 Prozent liegen. Unter Berücksichtigung der im zweiten Quartal 2015 erfolgten vollständigen Abschreibung des auf das deutsche Lebensversicherungsgeschäft entfallenden Goodwills von 155 Millionen Euro wird für das laufende Geschäftsjahr ein Konzerngewinn zwischen 600 und 650 Millionen Euro erwartet. Damit sollte die Eigenkapitalrendite im Jahr 2015 bei 7 bis 8 Prozent liegen. Der Dividendenvorschlag des Vorstands für das Geschäftsjahr 2015 wird von der Goodwill-Abschreibung unberührt bleiben, sich also aus heutiger Sicht bei einer Ausschüttungsquote von 35 bis 45 Prozent an einer IFRS-Bemessungsgrundlage von 755 Millionen Euro bis 805 Millionen Euro orientieren. Die Ziele stehen unter dem Vorbehalt konstanter Wechselkurse, des Ausbleibens negativer Entwicklungen an den Kapitalmärkten sowie einer Großschadenbelastung innerhalb des Großschadenbudgets.

finanzwelt-Service: Der ausführliche Zwischenbericht für das erste Halbjahr 2015 der Talanx AG gibt es hier als Download im Internet.

Dietmar Braun