Tag der Erde 2023: Nichtstun können wir uns nicht leisten

20.04.2023

(l) Pascal Dudle, (r) Matthias Fawer Foto: @ Vontobel

Die Welt steht vor einer Umweltkrise ungekannten Ausmaßes. Die Menschheit sollte dem Kampf gegen den Klimawandel oberste Priorität einräumen, da er eng mit vielen anderen Umweltproblemen verbunden ist. Um zu verhindern, dass die Temperaturen um mehr als 1,5 Grad Celsius über das vorindustrielle Niveau ansteigen, müssten die weltweiten CO₂ Emissionen nach Angaben des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen (IPCC) bis 2030 um etwa 45 Prozent gegenüber dem Niveau von 2010 sinken und bis zum Jahr 2050 Netto-Null erreichen.

Klimaschutzinvestitionen sind notwendig und wirtschaftlich sinnvoll Dazu sind enorme Investitionen notwendig. Nach Schätzungen der Internationalen Energieagentur (IEA) sind allein in den Schwellen- und Entwicklungsländern bis 2030 zusätzliche Investitionen von einer Billion US-Dollar pro Jahr in saubere Energien notwendig, um bis 2050 CO₂-Neutralität erreichen zu können. Das ist das Siebenfache der heutigen Investitionen und berücksichtigt dabei noch nicht einmal den Kapitalbedarf für Klimamaßnahmen in anderen Ländern und Sektoren wie der Landwirtschaft, dem verarbeitenden Gewerbe oder auch für die notwendige Anpassung an die bereits spürbaren Auswirkungen des Klimawandels. Angesichts dieser Summen darf man aber nicht vergessen, dass die Kosten eines ungebremsten Temperaturanstiegs über die 1,5-Grad-Marke hinaus kaum zu beziffern wären. Zu ihnen zählen auch die wirtschaftlichen und sozialen Kosten der Folgen des Klimawandels wie den Anstieg des Meeresspiegels, extremer Wetterereignisse sowie Nahrungsmittel- und Wasserknappheit. Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen sind daher nicht nur notwendig, sondern auch langfristig wirtschaftlich sinnvoll.

Institutionelle Anleger und private Geldgeber leisten wichtigen Beitrag
Dem privaten Sektor kommt eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der globalen Umweltprobleme zu. Zum einen kann der Privatsektor mit Maßnahmen zur Verringerung seines ökologischen Fußabdrucks und über Nachhaltigkeitsinitiativen zu einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Zukunft für alle beitragen. Vor allem aber übernehmen institutionelle Anleger sowie private Geldgeber eine entscheidende Rolle bei der Finanzierung der Transformation. Die Mittelbereitstellung für Unternehmen und Projekte, die zum Kampf gegen die globale Erwärmung und andere Umweltprobleme beitragen, stellt eine potenziell lohnende und wirkungsvolle Anlagestrategie dar. Allerdings kann diese auch mit höheren Risiken verbunden sein und sorgfältige Analyse sowie professionelle Unterstützung sind daher wichtig. Das Anlagespektrum ist breit und reicht von erneuerbaren Energien und Energieeffizienz über Lösungen für eine grüne Infrastruktur einschließlich des öffentlichen Nahverkehrs, Bike-Sharing oder „grüner“ Gebäude. Auch Bereiche wie nachhaltige Landwirtschaft sowie Unternehmen, die nachhaltige Anbaumethoden oder Produkte zur Reduzierung der Umweltbelastung entwickeln sind unter langfristigen Anlageperspektiven attraktiv. Innovative Lösungen für die Abfallbewirtschaftung können dazu beitragen, die Abfallmenge auf Deponien zu verringern und die Kreislaufwirtschaft zu fördern. Private und institutionelle Investoren tragen schon heute zu einer nachhaltigeren und widerstandsfähigeren Zukunft für alle bei und ihr Beitrag wird noch wichtiger werden. Der Tag der Erde erinnert zugleich daran, dass sich Übergang zu einer klimaneutralen Ökonomie nur gemeinsam bewältigen lässt.

Gastbeitrag von
Pascal Dudle,
Head of Listed Impact
und Matthias Fawer
Senior Analyst ESG & Impact Assessment,
Vontobel