Sturmprognosen
19.10.2023
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Eine Pleitewelle baut sich vor den KMU auf. Konjunktur und Wirtschaft fehlen rosige Vorzeichen für die kommenden Jahren. Die Auftragsbücher im Handel und Handwerk sind nur flau gefüllt. Größere Unternehmen retten sich unter Insolvenzschirme und sorgen bei Dienstleistern und Lieferanten für unbezahlte Rechnungen. Mehrere Krisen in Folge ließen die Finanzreserven vieler KMU schmelzen. Schärfere Gesetze verpflichten die Unternehmensmanager gerade in solchen Zeiten ganz persönlich. Die unruhigen Zeiten bieten vielerlei Anlass für Versicherungsberatungen.
Die Europäische Kommission definiert Kleinstunternehmen sowie kleine und mittlere Unternehmen, kurz KMU, als Unternehmen mit einer Belegschaft unter 250 Beschäftigten und einem Jahresumsatz bis 50 Mio. Euro oder eine Bilanzsumme bis 43 Mio. Euro. Bei 49 Personen und bis 10 Mio. Euro Umsatz bzw. Bilanzsumme liegen die Grenzen für Kleinunternehmer. Kleinstunternehmen verfügen über weniger als zehn Mitarbeiter, setzen bis 2 Mio. Euro im Jahr um oder bilanzieren diesen Betrag. Europaweit umspannen SMEs, die Small and Medium Enterprises oder deutsch KMU, 99 % aller Unternehmen. In Deutschland liegt die rund 2,47 Millionen KMU mit 99,4 % Anteil ganz auf der Statistiklinie. Mit 0,6 % wirken Großunternehmen unterrepräsentiert. Allerdings beschäftigen die Big Player gut 45 % der hiesigen Mitarbeiter. Mittelständler können nach üblicher Sichtweise sowohl KMU als auch Großunternehmen sein. Von Eignern geführte Unternehmen im Privat- bzw. Familienbesitz verstehen sich als Mittelständler oder synonym beispielsweise als Eigentümer- und Familienunternehmen. Die überschneidenden Begriffe irritieren manchmal. Die KMU dominieren dabei die Handels- und Handwerksbetriebe, welche im Fokus vieler Versicherer stehen.
Alle für KMU, KMU für alle
Während Personenversicherer betriebliche Versorgungseinrichtungen installieren und die Leben der Manager schützen, nehmen sich Schadenversicherer der Finanz-, Haftpflicht- und Sachrisiken an. Die Kundenzielgruppe KMU nebst Mitarbeiter ist beliebt, soweit nicht Schäden zu befürchten sind. Ein weiteres Manko sind Deckungslücken in Zielgruppenkonzepten. Etliche Schutzerweiterungen fließen erst nach signifikanten Schäden in die Versicherungsdeckungen ein oder entfallen deswegen zügig. Ebenso sorgen Rechtsprechung und Regulatorik für neue Klauseln. Und die Teufel liegen im Detail. Während Corona bekamen deshalb viele Gerichte Deckungsprozesse mit Versicherern und Regresse gegen Vermittler wegen nicht versicherter Betriebsschließungen auf den Tisch. Die Kläger waren in aller Regel KMU und das Vertrauen in die Versicherungsbranche hat nachhaltig gelitten. Makler sind bei pauschalen Deckungskonzepten auf der Hut. Vom Allgefahrenschutz bis zum Produktebündel aus mehreren Sparten reichen die Konzepte der Schadenversicherer. Manch Angebot wiegt Kunden und Makler in trügerischer Sicherheit, denn besonders Großschäden offenbaren die Fallstricke.
Alles drin, drum und dran
Es liegt in der Natur der Sache, dass Versicherer wirtschaftliche Risiken meiden und aus Gründen der gesetzlich vorgeschriebenen Stabilität müssen. Hohe Deckungssummen zur Betriebshaftpflicht beispielsweise führen zu Herausforderungen in der Rückversicherung sowie in der Solvabilität. Angebote z. B. über 3 Mio. Euro pauschal für Personen- und Sachschäden für KMU sind risikopolitisch verständlich, dem Unternehmenskunden und seinem Makler aber seltener dienlich. Einzelpersonenschäden mit Pflege und Familienversorgung oder verschuldete Feuerschäden an größeren Gebäuden sprengen einen Schutz im einstelligen Millionen-Euro-Bereich mitunter locker. Der Kunde und unter Umständen sein Makler sind gefährdet. Besonders Dachdecker, Installationsbetriebe und Zimmereien, aber ebenfalls Drogerien und Apotheken sowie Betriebsstätten in hochpreisigen Fremdgebäuden benötigen 10 Mio. und mehr Euro Deckung in dem Berufs- und Betriebshaftpflichtschutz samt bestmöglicher Bedingungen. Aufräumen, Preissteigerungen, Wiederherstellung sowie andere Kostenpositionen in der pauschalen Deklaration bedürfen oftmals einer Anpassung. Selbst bei ausreichender Absicherung für Gebäude, Einrichtung, Ware und Co. tragen diese Positionen bei komplexen Schäden zur Sorge bei. Bei Feuer und Naturereignissen geraten Fuhrparkbesitzer im Betriebsunterbrechungsschutz ins Hintertreffen, wenn der Ausfall nach Fahrzeugflottenuntergang ausgeschlossen ist. Unternehmen sind vielschichtig: An einigen Betriebsstätten finden sich noch alte Ölabscheider oder Dieseltanks. Andere Betriebe haben Kneipen, Reifenhändler oder Tankstellen als Nachbarn. Cyber-, IT- und Maschinenschutz wird um Vertrauensschäden bei digitalem Griff in die Firmenkasse ergänzt. Manager benötigen eine eigene D&O, wenn der D&O-Versicherer des Unternehmens regressiert. Für Beratungsleistungen und Gutachtertätigkeit ist Vermögensschadenschutz wichtig. Mit Bürgschaften für Verpflichtungen gegenüber Kunden und Behörden oder mit Warenkreditversicherungen bei Zahlungsausfällen zu Lieferungs- und Leistungsrechnungen sichern sich viele Unternehmen gerade in konjunkturell und wirtschaftlich schwierigeren Zeiten gerne ab.
Fazit
Unternehmenskunden brauchen in schweren Zeiten gute Versicherungspartner. Für Makler bieten Konjunkturdellen auch Möglichkeiten zur Bestandsverdichtung und im Neugeschäft. Aufmerksamkeit benötigen Versicherungen mit Beitragserhebungen auf Umsatz- und Gehaltsbasis, wenn Konjunktur und Wirtschaft auf Talfahrt sind. Sinkende Courtagen sowie höhere Schadenquoten drohen, denn Schäden aus den rosigeren Zeiten könnten noch in die Bücher gelangen. (gg)