Strafzinsen - Was heißt das für Fondsanleger?

08.12.2014

Susanne Woda

Banken zahlen bereits seit Juni 2014 dafür, ihre Liquidität über Nacht bei der EZB parken zu dürfen. Nun geben die ersten von ihnen negative Zinsen an ihre Kunden weiter. Beginnend mit der Skatbank, weiter über das Geschäftskundensegment der Commerzbank, reihen sich auch Depotbanken wie DZ Bank, BNY Mellon und State Street mit ein. Nicht nur Sparer, sondern auch Fondsanleger sind von der Entwicklung betroffen.

Für Bankberater dürfte die Zinsentwicklung ein gefundenes Fressen sein, liefern die drohenden Negativzinsen auf den Konten der Kunden doch ein ideales Kaufargument für provisionsstarke Anlageprodukte wie Investmentfonds. In der Tat können diese langfristig Abhilfe gegen das Zinsmassaker schaffen, doch sind sie nun ebenso von Strafzinsen betroffen. Entstehen tatsächlich Kosten, schmälern sie die ohnehin niedrigeren Renditechancen und auch die Risiken nehmen zu.

Der Zinseffekt dürfte laut Aussagen der Fondsbranche überschaubar sein, da nur die auf Konten geparkte Liquidität des Fonds betroffen ist. In der Regel wird der größte Teil des Fondsvermögens in Wertpapiere investiert, doch kann die Kontoliquidität – zum Beispiel bei Mischfonds – auch schnell anwachsen, zum Beispiel wenn das Management Wertpapiere zur Vermeidung von Kursverlusten verkauft. Auch muss kurzfristige Liquidität vorgehalten werden, um diese bei Anteilsrückgaben auszahlen zu können. Eine hohe Nachfrage nach Fondsanteilen kann zudem für Liquiditätszuflüsse sorgen, die das Management nicht in jeder Marktlage sofort investieren kann bzw. will.

Ein effizientes Liquiditätsmanagement wird zukünftig mehr denn je zur Herausforderung für Fondsgesellschaften. Anleger sollten hinterfragen, auf welche Alternativen zur Liquidität das Management zurückgreifen kann. Zu prüfen ist, ob die Anlagerichtlinien des betreffenden Fonds solche zulassen, oder ob es Beschränkungen gibt die den Handlungsspielraum eingrenzen. Eine weitere Besonderheit ergibt sich bei Swap-basierten ETFs, denn hier wird der sich aus dem Tauschgeschäft zu zahlende Differenzbetrag von den Kontraktpartnern auf dem Sicherheitskonto einer Bank hinterlegt.

Nicht zuletzt verschärft sich der Anlagenotstand weiter und treibt die Preise an den Kapitalmärkten, denn Liquiditätsersatz wird noch stärker als bisher nachgefragt. In erster Linie dürften kurzlaufende, liquide Unternehmens- und Staatsanleihen betroffen sein, die schon lange keine attraktive Rendite mehr abwerfen. Doch auch ABS und die bis zur Finanzkrise als sicher geltenden Kreditverbriefungen erhalten dadurch wieder einen gewissen Charme. Anleger sollten darauf achten, dass im gewählten Anlageprodukt nicht ungewollte Risiken schlummern.

Ein kritischer Blick lohnt daher mehr denn je. Anleger sollten sich in erster Linie nicht verrückt machen und zu vorschnellen Entscheidungen hinreißen lassen. Zu der Überlegung, ob die Schwankungsrisiken des gewählten Fonds getragen werden können, müssen nun weitere Besonderheiten beachtet werden. Anleger sollten sich genau informieren - und vor allem laufend informiert halten - ob die jeweilige Depotbank, welche die Wertpapiergeschäfte des auf Fondsebene abwickelt, die Strafzinsen an die Fondsgesellschaft weiterreicht und ob sich für gewählte Investitionsobjekt Konsequenzen ergeben.

(Autorin: Susanne Woda, Portfoliomanagerin bei GVS Financial Solutions)