Stay cool (for now)
09.10.2024
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In loser Abfolge präsentiert Ihnen die finanzwelt-Redaktion auf den Punkt gebracht die persönliche Sicht zu Ereignissen in der Finanzszene, die Berater und Kunden in der jüngeren Vergangenheit aufhorchen ließen. Den Auftakt macht ein spezielles Datum, der 05. August 2024.
Während viele Finanzmarktteilnehmer im wohlverdienten Urlaub weilten, kam es am Montag, 05. August 2024 zu einem Crash. OK, Mini-Crash, aus heutiger Sicht, denn teilweise haben sich die Kurse in rasanter Geschwindigkeit wieder erholt und der „Black Monday“ ist bereits in Vergessenheit geraten. Doch was war geschehen? An diesem Tag gingen die Leitindizes in die Knie. Ob Nikkei, Dow Jones oder DAX – satte Minuszeichen schürten Ängste bei Investoren, ob der immer wieder befürchtete und bis dahin nicht eingetretene Rücksetzer eingetreten sei. Panik machte sich breit. „Angst-Index fast auf Corona-Niveau“ bzw. „Welche Folgen hat der Börsen-Crash“ lauteten zwei beliebige Schlagzeilen an diesem Tag.
Die Ursachen für den markanten Abschwung Anfang August waren vielfältig: eine nicht mehr ganz auszuschließende Rezession in den USA, der immer weiter eskalierende Konflikt im Nahen Osten und die Angst vor dem Platzen einer Spekulationsblase bei Tech-Aktien. Doch ein entscheidender Faktor gesellte sich hinzu: Carry Trade. Ein Carry Trade ist eine Strategie, bei der Anleger Kapital in einer Währung mit niedrigem Zinssatz aufnehmen (beliebt ist der japanische Yen), um es in einer Währung mit höherem Zinssatz anzulegen (beispielsweise amerikanischer Dollar). Die Differenz zwischen den beiden Zinssätzen ist sozusagen die Rendite für den Anleger. In der Vergangenheit machte das Sinn. Doch Ende Juli nahm die Bank of Japan (BoJ) eine Kehrtwende ihrer Geldpolitik vor. Die Entscheidung den Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben, überraschte die Marktteilnehmer. Eine Kettenreaktion war die Folge, in der hektisch und (wahrscheinlich aus emotionalen) Gründen im großen Stil abverkauft wurde. Und die Moral von dieser Geschichte bzw. wahren Begebenheit?
Wie oftmals im realen Leben, sind Schnellschüsse zwar emotional verständlich, doch sie verbergen die neutrale Sicht auf die Dinge. Die Börse vergisst mitunter sehr schnell und der Markt hat sich zwischenzeitlich wieder beruhigt. OK, das war vielleicht so nicht abzusehen. Doch wie die Lemminge zu handeln und sich mitreißen zu lassen, sollte keine Devise in der Altersvorsorge sein. Denn diese ist langfristig angelegt und nicht auf den schnellen Gewinn fokussiert. „Stay cool“ kann auch im Sommer 2024 ein Zauberwort sein, um dem hektischen Treiben ein Schnippchen zu schlagen. Übrigens sind zurückgekommene Kurse oftmals ideale Einstiegspreise. Muss nicht immer, kann aber so sein. Dem „Manic Monday“ folgten Tage der Erholung.
Umso ratsamer ist es in diesen Zeiten, die reine Faktenlage im Blick zu haben. Was hat sich Dramatisches an der Großwetterlage, insbesondere bei den Fundamentaldaten der Unternehmen, geändert? Ist das Glas vielleicht doch noch halb voll? Sprechen Sie in diesen Situationen mit Ihren Kunden. Hier sind Sie als Sparringspartner gefragt. Panik ist immer ein schlechter Ratgeber; erst recht in volatilen Zeiten. (ah)