Stabilisierung des weltweiten Wirtschaftswachstums auf schwachem Niveau erwartet
20.06.2016
Mathilde Lemoine
Die Research-Abteilung der Edmond de Rothschild Gruppe geht in der ersten Ausgabe der „Macroeconomic Forecasts“ von einer Stabilisierung des weltweiten Wirtschaftswachstums auf enttäuschendem Niveau aus. Dies belegen auch die derzeit niedrigen Zinsen.
„Noch haben die Zentralbanken nicht alle Trümpfe ausgespielt. Wohin die Negativzinspolitik aber schließlich führen wird, ist angesichts der fehlenden Präzedenzfälle ungewiss“, so Mathilde Lemoine, Group Chief Economist bei Edmond de Rothschild. Die Chefökonomin antizipiert folgendes Szenario: „Solange die Regierungen darauf verzichten, eine wachstumsfördernde Wirtschaftspolitik zu betreiben, bleibt den Zentralbanken nichts anders übrig, als das Wachstum durch Aufnahme immer weiterer Mittel zu finanzieren.“ Für die einzelnen Regionen erwarten die Experten um Mathilde Lemoine folgende Entwicklung in den nächsten 2 Jahren:
- In Deutschland dürfte das Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr leicht über dem Niveau von 1,5 % bleiben. Niedrige Zinsen werden Investitionen in Immobilien beflügeln, während der robuste Arbeitsmarkt weiterhin den privaten Konsum fördern wird. Der Export wurde von der schwachen Nachfrage aus den Schwellenländern negativ beeinflusst. Zugleich sehen wir einen Aufwärtstrend beim heimischen Markt in der Eurozone. Die allmähliche Ankunft von Migranten auf dem Arbeitsmarkt dürfte außerdem die Arbeitslosenrate leicht verbessern. Im März 2016 lag sie auf einem historisch niedrigen Niveau von 4,2 %. Die Bundeskanzlerin Angela Merkel wird die Staatsausgaben voraussichtlich mehr und mehr ausweiten, wie sie zuletzt beim Gipfel der Europäischen Union versprach. Die zusätzlichen Ausgaben seien insbesondere für Infrastrukturprojekte und die Integration von Flüchtlingen notwendig. Langfristig müsste Deutschland allerdings wettbewerbsfähiger werden.
- In den Vereinigten Staaten wirken sich die Investitionen in Anlagevermögen und der Außenhandel nach wie vor negativ auf die Wachstumslage aus, während der dynamische Konsum und die Zunahme der Staatsausgaben einen positiven Einfluss ausüben.
- In Japan dagegen dürfte der verhaltene Konsum das Wirtschaftswachstum nach wie vor belasten und die Bank of Japan zu weiteren Lockerungen ihrer Geldpolitik zwingen.
- In der Eurozone ist das Kapitel „Große Rezession“ endlich abgeschlossen. Die Staatsausgaben und die Erholung der Immobilienmärkte dürften sich positiv auf die Wirtschaftstätigkeit auswirken. Die erneut anziehenden Rohstoffpreise könnten sich hingegen in Zukunft als Belastung für den Konsum der privaten Haushalte erweisen, wie auch die inzwischen langsamer wachsende Beschäftigung.
- Die Volkswirtschaften der Schwellenländer dürften vorerst weiter unter dem Produktivitätsrückgang und den Überkapazitäten im verarbeitenden Gewerbe zu leiden haben. Strukturelle Reformen sind wahrscheinlich unvermeidbar, um diese Regionen auf den Wachstumspfad zurückzuführen.
Die Studie „Macroeconomic Forecasts” wird künftig halbjährlich erscheinen und steht unter www.edmond-de-rothschild.com zur Verfügung.
von: Mathilde Lemoine, Edmond de Rothschild