Spezielle Sicherung sichert Spediteure

03.06.2015

In der Logistik gibt es aufgrund von branchentypischen Prozessen eine Vielzahl von Risiken. Der Kreditversicherer Euler Hermes deckt global diese Risiken, auch auf Wunsch für Subunternehmen.

2015-06-04 (fw/db) Der weltweit führende Kreditversicherer Euler Hermes SA aus Paris, eine Tochter der Allianz SE bietet Spediteuren künftig maßgeschneiderte Sicherheit in drei Bereichen. Mit einer speziell auf die Anforderungen der Transportbranche zugeschnittenen Versicherungspolice schützt der Kreditversicherer Logistikunternehmen gegen Zahlungsausfälle. Gegen Betrug, Veruntreuung und Hackerschäden bietet der Kreditversicherer eine spezielle Vertrauensschadenversicherung (VSV) für Spediteure an, die unter anderem auch vorsätzliche Verstöße gegen das Mindestlohngesetz (MiLoG) absichert. Die dritte Säule ist die Möglichkeit einer Bürgschaftsabsicherung von Subunternehmern, um etwa Mindestlohnansprüche über Avale abzusichern.

Absicherung vieler Einmalkunden, Vor- und Nachlaufdeckung

„Spediteure kämpfen mit einem hohen Preis- und Wettbewerbsdruck – viele Klein- und Kleinstunternehmen erreichen teilweise kaum eine Marge von einem Prozent und kämpfen deshalb häufig ums Überleben“, sagte Jonas Müller, Leiter Produktentwicklung bei Euler Hermes.

„Hinzu kommen steigende Kosten durch den Mindestlohn, die nach unseren Einschätzungen im kommenden Jahr zu steigenden Insolvenzzahlen führen werden. Deshalb nimmt der Risikotransfer für Spediteure eine immer größere Rolle ein. Dafür haben wir nun eine Branchenpolice entwickelt, die die speziellen Anforderungen der Transportbranche berücksichtigt. Größtmögliche Flexibilität und Schnelligkeit sind für Spediteure ebenso wichtig wie die Möglichkeit der Absicherung von vielen Einmalkunden und die Berücksichtigung transportspezifischer Risiken wie etwa eine Vor- und Nachlaufdeckung inklusive aller Abgaben bei grenzüberschreitenden Transporten“, so Experte Müller.

Pauschaldeckung ohne vorherige Kreditanfrage

Die neue Euler Hermes Transportpolice beinhaltet eine pauschale Absicherung, eine sogenannte „Blinddeckung“, von Kleinaufträgen bis 10.000 Euro. Für diese Aufträge gelten auch reduzierte Meldepflichten: Rücklastschriften müssen erst dann gemeldet werden, wenn nach 10 Tagen keine Zahlung eingegangen ist. Das spart auf beiden Seiten Verwaltungsaufwand und Zeit und wirkt sich auf die Kundenbeziehung positiv aus.

Für den Spediteur hat die pauschale Deckung den Vorteil, dass das Unternehmen eigenständig entscheiden und Aufträge annehmen kann mit dem Wissen, dass diese Leistungen sofort gegen Zahlungsausfälle abgesichert sind – ohne zusätzliche Auskunftskosten oder Aufwand. Bei größeren Aufträgen bis 25.000 Euro greift die Transportpolice nach einer kurzen Selbstprüfung durch das Logistikunternehmen: Es muss lediglich nachweisen, dass der Kunde in den vergangenen 12 Monaten seine Rechnungen bezahlt hat oder einen positiven Nachweis einer Wirtschaftsauskunftei vorlegen können. Sogar die Vorlaufdeckung ist inklusive mit allen anfallenden Zöllen und Gebühren sowie eine Nachlaufdeckung von 30 Tagen. Aufträge über 25.000 Euro sind ebenfalls versichert, hier muss der Spediteur eine Kreditanfrage stellen und Euler Hermes überprüft die Bonität des Abnehmers.

Online alle Risiken im Blick mit 40 Millionen Unternehmensdaten

Das Online-Tool „Smart View“ ist ebenfalls Teil der maßgeschneiderten Branchenversicherung. Spediteure haben darüber Zugriff auf die weltweite Euler Hermes Datenbank, die weltweit die Bonität von mehr als 40 Millionen Unternehmen überwacht, allein drei Millionen Firmen davon in Deutschland. Dadurch hat das Logistikunternehmen zu jeder Zeit einen genauen Überblick und aktuelle Bonitätsinformationen seines gesamten Kundenportfolios. Der Spediteur kann so Risiken besser abwägen bei seinen unternehmerischen Entscheidungen.

Verstöße von Subunternehmen gegen Mindestlohngesetz versicherbar

Ein weiterer Absicherungsbaustein für die Transportbranche ist die Vertrauensschadenversicherung, wo Euler Hermes die Unternehmen vor Betrug, Veruntreuung, Geheimnisverrat und Hackerschäden durch die eigenen Mitarbeiter oder externe Dritte schützt – dies gilt auch bei Verstößen gegen das Mindestlohngesetz.

„Das neue Mindestlohngesetz stellt insbesondere Speditionen, die mit Subunternehmern arbeiten, vor nicht kalkulierbare Haftungsrisiken“, erläutert Experte Müller. „Das Gesetz garantiert in Deutschland tätigen Arbeitnehmern einen Stundenmindestlohn von 8,50 Euro. Zahlen die Subunternehmen den gesetzlichen Mindestlohn nicht, haftet jedoch der Auftraggeber dafür und muss im Zweifelsfall für die Differenz aufkommen. Deshalb ermöglichen wir Transportunternehmen neben dem Schutz vor Zahlungsausfällen ihrer Kunden auch die Minimierung der Haftungsrisiken. Subunternehmer können Mindestlohnansprüche aber über eine Bürgschaft auch selbst absichern – und sich so beim Auftraggeber einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.“

Versicherungsprämie: abhängig von Bonität, Branchen-, Länderrisiken, Selbstbehalt

Die Höhe der Versicherungsprämie wird auf individueller Basis kalkuliert und ist von zahlreichen Faktoren abhängig, insbesondere von der Bonität, dem Branchen- und Länderrisiko des Abnehmers. Aber auch die Höhe der gewünschten Versicherungssumme und des Selbstbehalts oder der Einschluss von politischen Risiken beeinflussen den Preis für den Versicherungsschutz. Bei guter Bonität kann die Prämie deshalb beispielsweise bei 0,1 Prozent der jährlichen Umsätze liegen, bei höheren Risiken jedoch auch bei 0,4 Prozent.

5 Millionen Euro Mehr-Umsatz, um Schaden von 100.000 Euro zu kompensieren

Bereits kleine Schäden reißen oft ein großes Loch in die Kassen von Unternehmen. Eine Spedition erbringt beispielsweise eine Transportdienstleistung in Höhe von 100.000 Euro und die Zahlung des Auftraggebers fällt aus. Bei einer Gewinnmarge von 2 Prozent müsste das Logistikunternehmen 5 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz machen, um den entstandenen Schaden auszugleichen. Das ist für viele Speditionen binnen eines Jahres unmöglich und kann im schlimmsten Fall existenzielles Risiko werden.

Für 2015 erwartet Euler Hermes für die deutsche Transportbranche zwar eine leichte Erholung, vor allem durch den positiven Effekt des niedrigen Ölpreises. 2016 geht der führende Kreditversicherer allerdings von wieder leicht ansteigenden Insolvenzzahlen aus 1.740 Fälle (2015: 1.690 Fälle). Die Transportbranche verzeichnet im Vergleich zu ihrem Beitrag zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 5 Prozent überproportional viele Insolvenzen. 7,2 Prozent aller Insolvenzen in Deutschland entfallen laut der Prognose von Euler Hermes im laufenden Jahr auf die Branche, 2016 gehen die Ökonomen von 7,5 Prozent aus.

finanzwelt-Tipp: Interessierte Leser finden eine aktuelle Studie von Euler Hermes zur deutschen Transportbranche und Speditionen hier im Internet als Download.

Dietmar Braun