Sparschwein erlebt Renaissance

17.10.2018

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Immer mehr Deutsche bewahren ihre Ersparnisse zuhause auf und meiden gleichzeitig die Investition in Sachwerte. Der reale Geldverlust ist vielen offenbar nicht bewusst - oder wird bewusst in Kauf genommen.

Seit dem Jahr 2011 ermittelt die Postbank im Rahmen einer Emnid-Umfrage die Spargewohnheiten der Deutschen. Im August gaben in dieser Umfrage 76 % der Befragten an, dass sie regelmäßig Geld beiseitelegen würden und bestätigen damit die Werte der vorangegangenen Umfragen, bei denen der Anteil der Sparer stets zwischen 70 und 80 % liegt. Daran kann auch die Tatsache nichts ändern, dass die Zinsen nach jahrelangem Absturz seit nunmehr über zwei Jahren bei 0 % und damit deutlich unter der Inflationsrate liegen – Sparer also real Geld verlieren. Umso verwunderlich ist, dass der Anteil der Sparer in den letzten fünf Jahren deutlich gestiegen ist: Bei der Umfrage im Jahr 2013 gaben noch 34 % aller Befragten an, monatlich Geld auf die hohe Kante zu legen, inzwischen sind es 46 %. Im Jahresvergleich hat sich der Anteil der Sparer damit um acht Prozentpunkte erhöht.

Geld lieber daheim als auf der Bank

„Wenn die Bank eh keine Zinsen zahlt, kann ich mir den Weg dahin doch gleich sparen.“ So denken offenbar immer deutsche Sparer. So gaben in der aktuellen Umfrage 24 % der Sparer an, ihr Geld zuhause aufzubewahren. Bei keiner anderen Umfrage zuvor wurde ein so hoher Wert erreicht. Bei der ersten Umfrage 2011 waren es noch 21 %, die ihr Geld zuhause aufbewahrt, in den Jahren 2014 und 2015 sogar nur jeweils 18 %. Dr. Marco Bargel vermutet als Grund für diese Entwicklung vor allem die niedrigen Anlagezinsen und die Furcht vor Strafzinsen: „Da es für Ersparnisse auf dem Konto praktisch keine Zinsen mehr gibt, ist die Motivation, Geld zur Bank zu tragen, sehr gering. Hinzu kommt, dass einzelne Banken für sehr wohlhabende Kunden Verwahrentgelte für Spareinlagen eingeführt haben. Auch wenn der ‚normale‘ Sparer von Negativzinsen nicht betroffen ist, dürfte allein die Diskussion um negative Zinsen den Anreiz erhöht haben, zu Hause zu sparen“, so der Chefvolkswirt der Postbank. Trotz der gestiegenen Bereitschaft ist die Option, das Geld sprichwörtlich „unter dem Kopfkissen“ aufzubewahren nur die viertbeliebteste Anlageformen deutscher Sparer. Am meisten gefragt ist nach wie vor das Girokonto (43 %), das Sparkonto (36 %) und der Bausparvertrag (26 %).

Deutsche nehmen realen Verlust in Kauf

Alle oben genannten führen angesichts der aktuellen Zins- und Inflationslage zu einem realen Vermögensverlust. „Die allgemeine Preissteigerungsrate lag in Deutschland zuletzt bei etwa 2 % und wird sich voraussichtlich auf diesem Niveau einpendeln“, prognostiziert Dr. Marco Bargel, der deshalb zu einem Überdenken der bisherigen Spargewohnheiten rät. „Einen besseren Schutz vor Inflation bietet eine Anlage in Sachwerten, zu denen unter anderem Aktien und Immobilien zählen.“ Dennoch sind Investitionen in Wertpapiere, deren Renditen über der Inflationslage liegen können und damit die Möglichkeit zur einer Vermögensvermehrung bieten, für nur 21 % der Befragten eine Option. (ahu)

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