So spaltet Corona die Immobilienbranche
06.01.2021
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Trotz der Verschärfung der Corona-Krise ist die Stimmung auf dem Immobilienmarkt nach wie vor positiv. Bei Betrachtung der einzelnen Segmente sind jedoch deutliche Auswirkungen erkennbar. Mit einer „Neuen Normalität“ wird aber nur bedingt gerechnet.
Deutschlands Wirtschaft stehen schwere Monate bevor, schließlich wurde gestern, wenig überraschend, der Lockdown verlängert. Die Immobilieninvestoren lassen sich durch die massiven Einschränkungen aber nicht ihre positive Stimmung verderben. So halten 88 % aller Marktteilnehmer trotz der seit Mitte Dezember geltenden Einschränkungen an ihrer Investmentstrategie fest, 80 % planen weiter anzukaufen, 43 % mehr als im Vorjahr. Das zeigt der neue „Investment Pulse 2020/21“ von Engel & Völkers Investment Consulting (EVIC). Hierzu wurden zwischen Oktober und Dezember assetklassenübergreifend insgesamt 221 Investoren der Immobilienbranche befragt.
Spaltung wird vertieft
Die Corona-Krise hat den Immobilienmarkt im vergangenen Jahr nur wenig tangiert. So lag das Transaktionsvolumen mit 77 Mio. Euro nur ganz knapp unter dem Niveau des „Normaljahres“ 2018, als 79 Mio. Euro umgesetzt wurden. Auch zu den 91 Mio. Euro des Jahres 2019 ist die Distanz nicht allzu extrem. Im vergangenen Jahr war vor allem das zweite Quartal, in das der Lockdown hauptsächlich fiel, sehr schwach. Coronabedingt schnitten auch die einzelnen Assetklassen sehr unterschiedlich ab. So wurde im Gewerbesektor mit 51 Mrd. Euro ein um 26 % niedriges Transaktionsvolumen erzielt als im Vorjahr. Stark betroffen waren hier vor allem die Bereiche Büros und Hotels, die jeweils Rückgänge von mehr als 40 % zu verzeichnen hatten. In beiden Sektoren mussten Investoren im vergangenen Jahr zudem finanzielle Einbußen hinnehmen. So gaben 36 % der Hotelinvestoren an, mit Gesuchen nach deutlichen Mietstundungen bzw. -reduzierungen konfrontiert gewesen zu sein. Im Schnitt wurde die Miete damit um fast 60 % gemindert. Deutlich härter getroffen war der Einzelhandel, im dem jeder zweite Eigentümer mit solchen Gesuchen konfrontiert wurde, hier wurden die Mieten um durchschnittlich 25 % gesenkt.
Ein deutliches Umsatzplus verzeichneten hingegen Wohnimmobilien, bei denen das Transaktionsvolumen um 18 % auf ca. 26 Mrd. Euro stieg. Auch in diesem Jahr ist wieder mit einem hohen Transaktionsvolumen in dieser Assetklasse zu rechnen: So gaben 74 % der befragten Investoren an, dass sie hier Ankäufe tätigen möchten. Ebenfalls zu den Krisengewinnern gehört die Logistikimmobilie, die vom wachsenden Online-Handel profitierte. In diesem Jahr planen 33 % der Umfrageteilnehmer, solche Objekte zu werben.
Die sehr ungleichen Auswirkungen dürften sich auch in diesem Jahr bemerkbar machen. So rechnet ein Drittel der Befragten damit, dass es eine stärkere Spaltung in Gewinner und Verlierer geben wird. Dass vor allem der stationäre Einzelhandel zu den Verlierern gehören dürfte, wird durch die Tatsache verdeutlicht, dass 20 % der Investoren angaben, sich von Einzelhandelsobjekten im Non-Food-Bereich trennen zu wollen. Vor allem weil durch den zweiten Lockdown das umsatzstarke Weihnachtsgeschäft fast vollständig weggefallen ist, sehen die Investoren im stationären Einzelhandel Risiken, dass die mieterseitigen wirtschaftlichen Turbulenzen in diesem Jahr verstärkt auf die Vermieterseite überschlagen könnten. 76 % der Befragten schätzen dieses Risiko als mittel ein, 12 % sogar als groß. Weniger von der Krise tangiert sein dürften hingegen Hotelimmobilien: Nur 12 % der befragten Investoren wollen ihren Bestand in diesem Segment verkleinern.
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