So macht man aus Mietern Eigentümer

08.05.2023

Nils Kohle (c) OWNR Deutschland GmbH

Immobilienleasing gibt dem potenziellen Käufer eigener vier Wände finanzielle Freiheit und senkt sein Risiko beim späteren Immobilienkauf. Eigentlich vergleichbar wie beim Autoleasing. In Zeiten von Krise und gestiegenen Zinsen eine gute Alternative für §34 i und c Vermittler. OWNR hat in vielen Großstädten bereits erfolgreich Immobilien gekauft und an die Interessenten verleast. Grund genug für ein finanzwelt-Interview mit dem Erfinder und Gründer von OWNR Nils T. Kohle und Chefredakteur Lenard von Stockhausen.

finanzwelt: Herr Kohle, Sie machen Immobilienleasing. Unter dem Begriff kann sich jeder etwas vorstellen. Aber ist das vergleichbar mit Autoleasing?

Nils T. Kohle» Unsere Idee bei der Gründung von OWNR war, dass ein Immobilienkauf so risikolos wie ein Autokauf sein sollte. Mit Blick auf das Modell des Autoleasings heißt das: Ich kann erst einmal testen – auch für einen längeren Zeitraum – und kaufe nur dann, wenn es mir nach ein paar Jahren wirklich gefällt. Damit ist mein Risiko für ein beträchtliches Investment massiv gesunken. Und genau das haben wir uns für das Wohnimmobilienleasing abgeschaut. Vom Ablauf ist es fast genau gleich: Sie suchen sich eine Immobilie auf dem Kaufmarkt, wir kaufen diese, Sie unterzeichnen den Leasingvertrag mit einer Mindestlaufzeit (24 bis 48 Monate). Dann renovieren wir das Objekt in Abstimmung mit Ihnen und Sie ziehen ein. Am Ende der Mindestlaufzeit entscheiden Sie, ob Sie weiter darin wohnen bleiben (mit dem unbefristeten Mietvertrag, der die Basis des Leasingvertrags ist), ob Sie ausziehen oder das Objekt zum vereinbarten Festpreis von uns kaufen. Diesen Festpreis legen wir bei Unterzeichnung des Leasingvertrags fest. Und da kommen wir zum einzig wirklichen Unterschied von Wohnraumleasing und Autoleasing: Die Immobilie steigt üblicherweise mit der Zeit im Wert, wohingegen das Auto durch die Nutzung an Wert verliert.

» Unsere Idee bei der Gründung von OWNR war, dass ein Immobilienkauf so risikolos wie ein Autokauf sein sollte. Mit Blick auf das Modell des Autoleasings heißt das: Ich kann erst einmal testen – auch für einen längeren Zeitraum – und kaufe nur dann, wenn es mir nach ein paar Jahren wirklich gefällt. «

finanzwelt: Welche Optionen habe ich als Mieter und potenzieller Käufer?

Kohle» Zum Ende der gewählten Mindestleasingdauer gibt es für unsere Leasingnehmer drei Optionen: Ich bleibe einfach als Mieter drin, dann muss ich gar nichts machen. Oder ich habe gemerkt, dass die Immobilie doch nichts für mich ist oder meine Lebensumstände haben sich geändert, dann kündige ich und ziehe aus. Die interessanteste Option ist die Kaufoption als dritte Alternative, die ich wähle, wenn ich im von OWNR ‚Probewohnen‘ genannten Zeitraum gemerkt habe, dass ich tatsächlich dauerhaft in der Immobilie leben möchte. Jeder Leasingvertrag beinhaltet eine Kaufoption mit einem festen Kaufpreis. Das heißt, ich muss zum Zeitpunkt X nur noch den Kaufpreis plus Notar und Grunderwerbsteuer zahlen und meine Wunschimmobilie, in der ich bereits wohne, gehört mir. So macht OWNR aus Mietern Eigentümer.

finanzwelt: Warum ist das denn beim aktuellen Markt- und Zinsumfeld so spannend?

Kohle» Momentan sind Kaufinteressierte sehr zögerlich, weil auf der einen Seite die Immobilienpreise gefühlt noch relativ hoch sind und auf der anderen Seite, weil die Zinsen bei einer Kreditaufnahme gerade ebenfalls sehr hoch sind. Viele Käufer mussten daher schon deutliche Abstriche bei der Immobilienwahl machen, weil die Banken mehr Eigenkapital verlangten und mit dem monatlichen Abtrag die Gesamtkosten dann höher lagen als bei der Miete – oder auch als beim Leasing mit uns. Viele sagen uns gerade, dass sie hoffen, dass sich die Zinsen in drei bis vier Jahren wieder etwas normalisiert haben und sie ihren fixierten Preis dann günstiger finanzieren können. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich eine willkommene Option, heute schon einzuziehen und dann alles Weitere erst einmal auszusitzen.

finanzwelt: Und woher kommen die Immobilien?

Kohle» Unsere Kunden können mit jedem auf dem Markt befindlichen Angebot, das sie auf Portalen wie Immobilienscout oder Immonet finden, an uns herantreten. Zusätzlich haben wir natürlich weitere Quellen, dazu gehören viele Makler, die uns vorab und direkt die Objekte zur Verfügung stellen, damit wir schnell kaufen und sie auch entsprechend schnell die Abwicklung durchführen können. Auch Projektentwickler mit ‚Restbeständen‘, die sie aus den oben schon genannten Gründen gerade nicht verkaufen können, erschließen sich mit uns ihre Zielgruppe. Und last but not least kommen auch private Verkäufer auf uns zu, die eine schnelle und unkomplizierte Abwicklung wollen. Alles in allem haben wir damit ein sehr umfangreiches Angebot, größer als auf den einschlägigen Portalen, zumal die Vermarktung über uns auch kostenfrei ist für den Anbieter. Generell ist für uns wichtig, dass wir Objekte kaufen, für die wir auch Käufer finden. Das kann der Leasingnehmer sein oder ein anderer Kaufinteressent, im Falle, dass der Leasingnehmer auszieht. Denn bei unserem Modell tragen wir letztlich das Risiko, wenn jemand seine persönliche Wunschimmobilie least, dann aber nicht kauft und auszieht. Wir übernehmen auch mit Blick darauf die Begutachtung der Immobilie. Zugleich ist diese Begutachtung immer auch der Qualitätscheck für unsere Leasingnehmer. Wir kaufen also faktenbasiert, nicht, weil sich jemand in ein Objekt verliebt hat.

finanzwelt: Bevorzugen Sie bestimmte Standorte?

Kohle» Wir konzentrieren uns auf den deutschen Markt und bevorzugen urbane Ballungsräume, also große Städte und den dazugehörigen Speckgürtel. Hamburg und Berlin sind die ersten Metropolen, in denen wir aktiv sind. In diesem Jahr werden voraussichtlich drei weitere dazu kommen, darunter Frankfurt und Köln.

finanzwelt: Wie sehen die perfekten Kunden aus und wie kann ich sie als Makler/Vermittler finden?

Kohle» Wenn der perfekte Kunde jener wäre, der realistische Vorstellungen in Bezug auf das Verhältnis von Wunsch und Wirklichkeit mitbringt, gerade beim Kaufpreis, dann warte ich noch darauf, diesen kennenzulernen. Ohne Spaß: Wir haben so viele leider unrealistische Anfragen jede Woche, dass wir uns schon freuen, wenn jemand mit seiner Registrierung auch gleich eine mögliche Immobilie hochlädt. Das erleichtert und verkürzt den Prozess für unsere Kundenberater erheblich. So gesehen freuen wir uns über jeden Makler oder Vermittler, der auf uns zukommt, denn letztlich wollen wir für alle Beteiligten eine zügige Abwicklung und das hat mit Profis bislang immer sehr gut funktioniert.

finanzwelt: Abschließend noch die Frage: Wie kann ich als Makler und Vermittler mit Ihnen zusammenarbeiten?

Kohle» Wir sind komplett offen. Letztlich wollen wir ja die Objekte finden und kaufen, d. h. ein vorhandenes Objekt ist ein guter Anknüpfungspunkt. (lvs)