So lässt sich das Risiko im Depot am besten minimieren
28.08.2020
Andreas Görler, senior Wealth Manager, -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH / Foto: © -Wellinvest- Pruschke & Kalm GmbH
Angesichts möglicher Risikofaktoren für das Portfolio kann es sinnvoll sein über Absicherungsmöglichkeiten nachzudenken, die das Depot zumindest teilweise und temporär vor zu starken Schwankungen schützen können. Man muss allerdings unterscheiden, ob es sich um Risiken handelt, die bewertbar sind, weil sie bereits vorhanden sind bzw. schon einmal auftraten oder exogene Faktoren, die plötzlich quasi unvorhersehbar auftreten.
Auf europäischer Ebene bestehen Risiken in der anhaltend hohen Verschuldung südeuropäischer Staaten, die häufig mit mangelndem Reformwillen gekoppelt sind. Aufgrund des großen Volumens der Gesamtverschuldung ist hier der Stabilität der Europäischen Union in Frage gestellt. Aber auch international, lässt sich eine deutliche Erhöhung der Staatsverschuldung der Industriestaaten erkennen, die durch Corona-Hilfsmaßnahmen noch verstärkt wurde. So ist in der Praxis festzustellen, dass alle relevanten Staaten Schuldenbegrenzungen aushebeln und der „Point of no return“ eigentlich längst überschritten ist. Ein echter Schuldenabbau ist daher nicht erkennbar.
Auch ein harter BREXIT, bleibt ein Störfaktor. Man muss daran erinnern, dass die „Übergangsphase“ zum 31.Dezember 2020 endet. Trotzdem sind hier keinerlei Fortschritte zu verzeichnen. Das nachlassende Wirtschaftswachstum in China ist angesichts der hohen Inlandsverschuldung auch problematisch. Hinzu kommt hier der Handelskonflikt mit den USA, der unabhängig vom Wahlergebnis, anhalten wird.
Die aggressive Rhetorik aus den Vereinigten Staaten wird anstrengend bleiben, falls Trump die Wahl gewinnen sollte. Hier ist die historische Verlässlichkeit von Absprachen und Abkommen in Frage gestellt. Im Moment ist die USA außenpolitisch ein Totalausfall. Aufgrund der hohen Staatsverschuldungen ist nicht von einer Zinswende auszugehen, die den Namen verdient. Allerdings können bereits geringe Zinserhöhungen zu Verwerfungen an den Rentenmärkten führen.
Und letztlich bleibt auch abzuwarten, wie man die Corona-Pandemie in den Griff bekommt und ob relevante Volkswirtschaften sich gezwungen sehen ihre Märkte noch Mal abzuschotten und die eigene Wirtschaft damit unter Druck zu setzen. Mit einer hohen Wahrscheinlichkeit ist ohnehin mit einem überdurchschnittlichen Insolvenzaufkommen zu rechnen.
Gut strukturiertes Portfolio und Disziplin zur Risikominimierung
Zunächst kann man mit einer breiten Diversifikation Einzelrisiken minimieren. Man stellt mittlerweile auch fest, dass Depots, die auf nachhaltige Investments ausgerichtet sind krisenresistenter sind. Werte von denen man fundamental überzeugt ist, sollte man auch in Schwächephasen im Portfolio halten. Mit einer detaillierten Risikoanalyse kann man Aktien mit höherer Volatilität aber untergewichten. Natürlich hat man die Möglichkeit auch mal Aktien zu verkaufen, Gewinne mitzunehmen und kurzzeitig die Liquidität zu erhöhen. In Schwächephasen werden dann fundamental gute Werte zurückgekauft.
Allerdings entstehen hierbei Abzüge durch die in Deutschland anfallende Abgeltungssteuer, sofern Gewinne realisiert werden und der Freistellungsauftrag ausgeschöpft ist. Außerdem fallen Spesen für den Kauf bzw. Verkauf an. In der Niedrigzinsphase können zudem Sollzinsen auf den Abwicklungskonten anfallen, so dass Liquidität auch mal Geld kostet. Hinzu kommt das Timing-Problem für den Verkauf und den späteren Rückkauf der Position.
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