„So kann es weitergehen“
04.03.2015
Die MIG AG vermeldete einen Exit. finanzwelt sprach hierzu und zur Attraktivität der deutschen Biotech-Branche exklusiv mit Dr. Matthias Kromayer, Vorstand der MIG AG.
finanzwelt: Mit dem Verkauf der SuppreMol GmbH an die Baxter International Inc. konnten Sie einen großen Exit vermelden. Welche Signalwirkung geht hiervon für die MIG AG und die verwalteten MIG Fonds aus? Ist aktuell ein günstiges Umfeld für Exits?
Dr. Kromayer: Für die MIG AG als Portfoliomanager der MIG Fonds ist der Verkauf ein weiterer starker Hinweis darauf, dass unser Geschäftsmodell funktioniert, und zwar in verschiedenerlei Hinsicht: Wir haben auf Spitzenwissenschaft deutschen Ursprungs gesetzt und diese – zusammen mit dem Management und den anderen Investoren – zu einem offensichtlich sehr attraktiven Unternehmen gemacht. Wir haben seit Jahren unseren Plan mitgeteilt, SuppreMol bis Ende 2014 zu verkaufen und das jetzt umgesetzt. Wir haben mit mehreren unserer Fonds nacheinander investiert und jeder Fonds hat eine sehr ansehnliche Rendite erzielt.
Exits waren in letzter Zeit für deutsche Biotechnologieunternehmen nicht einfach: Anders als in den USA, in denen seit bald zwei Jahren ein enormer Boom bei Neuemissionen herrscht, öffnet sich das IPO-Fenster hier erst langsam. Und Akquisitionen privater deutscher Unternehmen sind – anders als bei börsennotierten US-Unternehmen – zumindest für US-Pharmaunternehmen aufgrund der verschiedene Barrieren (Rechtsraum, Sprache, Zeitdifferenz) immer noch ein kleines Wagnis. Wir hoffen, dass der SuppreMol-Exit diese Wahrnehmung ein wenig ändert.
finanzwelt: Sie sprechen in diesem Kontext von einer der bedeutendsten Transaktionen in der deutschen Biotechnologie in den vergangenen Jahren. Wie stark ist man hierzulande im Vergleich zu anderen internationalen Märkten?
Dr. Kromayer: Technologisch gesehen halten wir jedem Vergleich stand. Auf der Finanzierungsseite sieht es aber ganz anders aus: Die deutsche Biotechnologie leidet seit vielen Jahren an permanentem Kapitalmangel, sowohl im privaten, von Venture Capital getriebenen Sektor als auch an den Börsen. Kaum ein Unternehmen kann es sich leisten, seine Programme so zu entwickeln, dass es am Ende auf solider Grundlage einen großen Börsengang machen und anschließend ausreichend weiteres Kapital aufnehmen kann. Deshalb ist die deutsche Biotechnologie nach allen Gesichtspunkten zumindest der US-amerikanischen deutlich unterlegen. Das fängt bei den privat finanzierten Biotechs an: Schlechtere Finanzierungen, geringere operative Durchschlagskraft, weniger und kleinere klinische Studien, geringere Risikobereitschaft bei neuartigen Therapien. Bei den Börsennotierten setzt sich das dann fort: Niedrigere Bewertungen, schlechtere Kapitalisierungen, geringere Aktienliquiditäten und geringere Analystencoverage. Dabei hätten wir eigentlich das Zeug, ähnlich so gut zu sein wie die US-Biotech-Branche.