“Small is beautiful”

07.01.2014

Frank Elze

**Wann springt der DAX über die 10.000er Marke? Diese Frage beschäftigt Kapitalmarktakteure. Neben den großen Werten gibt es aber auch viele kleinere Titel, die im SDAX oder MDax (mittleres Segment) notiert sind und überdurchschnittlich laufen. „finanzwelt" sprach mit *Frank Elze, Fondsmanager des UBS (D) EF - Small Caps Germany, über die Attraktivität dieser Segmente. finanzwelt*: Der SDax pirscht sich an die 7.000er Marke und notiert auf Rekordniveau. Nebenwerte lassen den Dax hinter sich. Worin sehen Sie die Gründe für die Rallye und geht diese noch weiter?

Elze: Die Nebenwerte überzeugen durch ihre hervorragende Positionierung in Marktnischen und weisen zumeist höhere Wachstumsraten als Standardwerte aus. Daher ist es nicht wirklich überraschend, wenn sich Nebenwerte in Zeiten wirtschaftlicher Erholung dynamischer entwickeln als Standardwerte. Ein weiterer Vorteil ist, dass Firmen in den Nebenwerte-Indices zum Teil auf dem Übernahme-Radar der großen Standard-Werte sind (z.B. Vodafone: Übernahme Kabel Deutschland oder Fresenius: Übernahmeversuch Rhön-Klinikum). Im Erfolgsfall wird dadurch immer wieder ein Platz im MDAX oder SDAX frei, sodass sich die Indexzusammensetzung häufiger ändert und somit eine "Blutauffrischung" darstellt. Ebenso fallen schwache Geschäftsmodelle relativ schnell auch wieder aus den Auswahlindices heraus. Als Beispiele sind hier Praktiker oder IVG für den SDAX zu nennen. Im DAX hingegen können sich große Firmen auch in operativ schwieriger Lage recht lange behaupten – dies schmälert die Index-performance. In Summe lässt sich also vermuten, dass bei weiterer freundlicher Entwicklung der deutschen Konjunktur auch die Nebenwerte weiterhin freundlich entwickeln werden. Wesentlicher Treiber wird aber 2014 wohl eher die aktive Titelselektion sein, da nach dem beeindruckenden Lauf vieler Nebenwerte nicht mehr jeder Titel kaufenswert erscheint und ein weiteres Jahr mit deutlich zweistelligen Kurszuwächsen eher unwahrscheinlich ist.

finanzwelt: Worin erkennen Sie das größte Risiko, das den vorherrschenden Optimismus eintrüben könnte; was könnte eine Talfahrt kleinerer Aktientitel beschleunigen?

Elze: Gelegentlich liest man von Investoren, welche beim laufenden Kursaufschwung von der "meistgehasstesten Rallye" sprechen. Dies dokumentiert einerseits, dass die jüngste Hausse maßgeblich auf dem beherzten Eingreifen der Notenbanken in der Krise beruht und nicht für jeden einfach zu erkennen war, andererseits auch, dass damit ein großer Teil von Investoren den Aufschwung komplett verpasst hat und dem "fahrenden Zug" nun hinterherschaut. Demzufolge ist auch mit einer Fortsetzung der freundlichen Marktentwicklung zu rechnen, wobei sich die Dynamik der Erholung sicher nicht durchhalten lassen wird. Zum Teil sollten auch kräftige Rücksetzer einkalkuliert werden. Speziell die Rückführung der Stabilisierungsmaßnahmen aus der Krisenzeit könnte zu turbulenten Tagen führen, da die überreichliche Liquidität ein Treiber der Hausse war.

Von einer Talfahrt, geschweige denn einer Beschleunigung kann man aber mit Blick auf die letzten Jahre sicher nicht sprechen.

finanzwelt: Ist die Outperformance der Small- und Mid Caps ein Novum gewesen, das uns hierzulande insbesondere im abgelaufenen Jahr aufgefallen ist?

Elze: Ich kann nur für die deutschen Nebenwerte sprechen, da ich Auslandsmärkte nicht tiefer analysiere. Sicher kann man aber festhalten, dass Nebenwerte in guten Zeiten aufgrund des strukturell größeren Wachstums outperformen können. In Krisenzeiten ist die geringere Handelbarkeit dann aber wieder der Flaschenhals, weshalb Nebenwerte dann oftmals auch schneller und kräftiger korrigieren als die Standardwerte in den großen Indices.

finanzwelt: Worauf müssen Investoren beim Kauf von Werten mit einer geringeren Marktkapitalisierung achten?

Elze: Klar ist, dass für die Titelselektion innerhalb eines Nebenwerte-Fonds das Gespräch und die Diskussion mit dem Management sehr wichtig ist. Ebenso die Möglichkeiten einer Produktionsbesichtigung oder dem Vergleich mit potenziellen Wettbewerbern. Auch der Austausch mit Analysten ist ein klarer Vorteil eines professionellen Asset Managers gegenüber einem Privatanleger. Aber jedes andere öffentlich zugängliche Dokument wie bspw. der Geschäftsbericht mit Angaben zum Cashflow, Investitionen und natürlich zur Bewertung sollten gründlich studiert werden, denn Investitionen in Aktien speziell in Nebenwerte sollten mit einem eher längerfristigen Anlagehorizont von 5-8 Jahren getätigt werden. Entschließt sich ein Anleger zum Kauf oder Verkauf einer Position, so sollte immer bedacht werden, dass Nebenwerte eine Abrundung des Portfolios sein sollen und nur risikobewusste Anleger hier eventuell die starken Schwankungen eines Portfolios mit Nebenwerten aushalten können. Entsprechend sollte auch immer vorsichtig limitiert werden und unter Umständen nicht gleich die finale Zielposition im ersten Anlauf gekauft werden sondern eher über mehrere Tage verteilt werden. Zur Bestimmung des richtigen Kauf- und Verkaufszeitpunkt empfiehlt sich der Ausspruch von Warren Buffett: "Sei gierig, wenn alle anderen ängstlich sind, und sei ängstlich wenn alle anderen gierig sind"… (frei übersetzt).

(Das Interview führte Alexander Heftrich)