Small-Caps gehören in 2024 bei jedem Anleger ins Depot

04.12.2023

Dr. Markus C. Zschaber, Gründer, V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft / Foto: © V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft, Dr. Markus C. Zschaber mbH

Nach der guten Performance einiger Big-Caps setzen Beobachter auf Nachholpotenzial bei den Small-Caps. Doch was sind Small-Caps und auf was sollten Anleger bei ihnen achten? Small is beautiful, formulierte vor 50 Jahren der britische Ökonom Ernst F. Schumacher und veröffentlichte unter diesem Titel ein Buch, das bis heute als „Bibel“ für nachhaltiges Wirtschaften gilt. Kleiner ist besser, würde man im Deutschen sagen – und meint damit im Sinne von Schumacher, dass Wirtschaft und Technologie für den Menschen überschaubar, transparent bleiben sollen.

Schuhmachers Werk ist nicht unumstritten, dennoch liefert es einige interessante Ansätze, auch für den aktiven Anleger an der Börse. Der neigt in aller Regel dazu, Aktien von Unternehmen zu kaufen, über die alle reden und die jeder haben will. Gut sehen kann man das an der Entwicklung des amerikanischen S&P 500 Index in den zurückliegenden Monaten. Der wurde im Wesentlichen durch die Entwicklung einiger weniger Unternehmen bestimmt, die in aller Munde waren. Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nividia und Tesla – sie sind für einen Großteil der Performance des amerikanischen Aktienmarktes verantwortlich. Nicht ganz zu Unrecht, einer Berechnung von Bloomberg Intelligence nach sind die Gewinne der sieben genannten Unternehmen – oft auch als die „Big Seven“ bezeichnet – in diesem Jahr in der Spitze im Schnitt im Vergleich zum Vorjahr um bis zu 50 Prozent gestiegen. Diese Zunahme lag deutlich vor der Gewinnentwicklung aller anderen im S&P 500 gelisteten Unternehmen, diese müssen sich im Schnitt mit einer Stagnation zufriedengeben, einige kämpfen sogar gegen rückläufige Gewinne. Allerdings könnte das Auseinanderdriften der Gewinnentwicklung im kommenden Jahr ein Ende finden. Beide, die Big Seven und all die anderen S&P-Unternehmen, nähern sich in ihrem Geschäftserfolg wieder an. Während dabei die Gewinndynamik bei den Big Seven tendenziell unter Druck kommt, holen die „anderen Kleineren“ auf, so die Einschätzung von Bloomberg Intelligence.

Die „anderen Kleineren“

Nun, die „anderen Kleineren“, das sind immerhin 493 Unternehmen, sind dabei nicht unbedingt „klein“. Immerhin finden sich unter ihnen so bekannte Namen wie Amgen, Chevron und McDonalds. Alles milliardenschwere Konzerne, die wirklich nicht „small“ sind. Dennoch könnten sie mit ihrer sich verbessernden Gewinnentwicklung dazu beitragen, dass die Anleger im kommenden Jahr ihren Fokus verändern, weg von den Big Sevens, die allesamt Big-Caps sind, hin zu jenen, die wirklich small sind, den sogenannten Small-Caps. Unter Small-Caps, das zur Erklärung, werden in den USA alle Unternehmen zusammengefasst, die es an der Börse auf eine Marktkapitalisierung von maximal zwei Milliarden Dollar bringen. Es folgen die Mid- und die Big-Caps. Letztere bringen es auf eine Marktkapitalisierung von mindestens zehn Milliarden Dollar.

In Deutschland ist alles einer Nummer kleiner, hier sind die Small-Caps maximal mit einer Milliarde Euro an der Börse bewertet. Allerdings sind die Definitionen von „small“, „mid“ und „big“ nicht immer gleich. Der SDAX zum Beispiel, der, so könnte man vermuten, die Wertentwicklung deutscher Small-Caps widerspiegeln sollte, enthält auch Unternehmen, die deutlich mehr wert sind – etwa Deutsche Wohnen, die es auf über acht Milliarden Euro bringen. Dass „S“ in SDAX steht hier eher für „smaller“; die im SADX gelisteten Unternehmen sind hinsichtlich Marktkapitalisierung und täglichem Handelsvolumen an der Börse „kleiner“ als jene, die sich im MDAX und im DAX befinden.

Doch warum könnte „small“ oder „smaller“ gerade jetzt interessant werden? Reicht dafür allein der Umstand, dass die Big Seven in Sachen Gewinndynamik nachlassen und die „anderen Kleineren“ im S&P 500 aufholen? Nicht ganz. Vor allem auf die günstige Bewertung, die viele Small-Caps am Aktienmarkt aufweisen, könnte stützend wirken. Im Vergleich zum Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegen amerikanische Small-Caps über 20 Prozent unter ihrem zehnjährigen Durchschnitt. In Europa sind es gar über 30 Prozent. Doch Vorsicht: Auch wenn Small-Caps derzeit mit einem Bewertungsabschlag locken, Investments in ihnen bleiben grundsätzlich riskanter als Anlagen in Big-Caps. Das hat vor allem damit zu tun, das kleinere Unternehmen „ökonomischen Stürmen“ meist schutzloser ausgeliefert sind als große. Ihre finanziellen Reserven sind begrenzter, ihre Widerstandskraft eingeschränkter. Springt ein wichtiger Kunde ab, kann es bei der Auftragslage auf einmal düster aussehen – Großkonzerne können ausweichen, kleinere können in ihrer Existenz bedroht sein. Small is beautiful but dangerous, könnte man vielleicht den eingangs erwähnten Satz erweitern.

Kolumne von  Dr. Markus C. Zschaber, Gründer der V.M.Z. Vermögensverwaltungsgesellschaft in Köln