„Skin in the game“

19.03.2024

René Kerkhoff (li.) und Dr. Maximilian-Benedikt Köhn (re.) / Foto: © DJE Kapital

In der Investmentbranche dominieren die großen Häuser mit ihren Brands. Dennoch wagen immer mehr junge Talente den Schritt in die Selbstständigkeit. René Kerkhoff und Dr. Maximilian-Benedikt Köhn waren einige Jahre in verantwortungsvollen Positionen bei DJE Kapital. Nun haben sie etwas Eigenes aufgebaut. Zur Jahreswende sprach die finanzwelt-Redaktion mit den beiden Gründern in München zum Fondsstart und über die Investmentphilosophie.

finanzwelt: 2023 war wiederum ein ambitioniertes Jahr. Krisen, Inflationsbekämpfung und eine für viele Marktteilnehmer außergewöhnliche Rallye an den Börsen. Sie haben sich selbstständig gemacht. Sicher kein einfacher Schritt, oder?

René Kerkhoff» Vielleicht kein einfacher, aber wohlüberlegter Schritt. Mit unserer langjährigen Tätigkeit bei DJE Kapital hatten wir eine der besten Lehrschulen und sind auch bis zum heutigen Tag in gutem Kontakt und Austausch. Dennoch reifte mit den Jahren der Entschluss, etwas Eigenes zu machen. Wir haben zwischenzeitlich eine hohe Expertise und tiefes Verständnis in den Sektoren Healthcare & Technologie und glauben, in der gewählten Nische dauerhaft bestehen und erfolgreich sein zu können.

finanzwelt: Im Oktober gab es den Startschuss für den „K&K – Wachstum & Innovation“. Ein turbulentes Umfeld, gerade mit Blick auf die Geopolitik.

Dr. Maximilian-Benedikt Köhn» Absolut, zumindest zu Beginn. Im Oktober kam es an den Börsen zu einem vorübergehenden Rücksetzer, danach setzte die sogenannte ‚Jahresendrallye‘ ein, von der wir natürlich profitierten. Insofern unbeabsichtigt ein guter Zeitpunkt, um mit dem Fonds an den Markt zu gehen. Viele Werte der zweiten und dritten Reihe wurden rückblickend 2022/2023 abgestraft oder hinken der allgemeinen Entwicklung hinterher. Auch dieser Aspekt spielt uns sozusagen in die Karten.

finanzwelt: Kommen wir auf den Wesenskern Ihres Fonds zu sprechen.

Kerkhoff» Gerne. Der K&K – Wachstum & Innovation legt seinen Schwerpunkt eindeutig auf Small/Mid-Caps in der SkanDACH-Region sowie im Technologie- und Healthcare-Sektor. Hier haben wir die beschriebene Expertise, fühlen uns wohl.

Dr. Köhn» Ein besonderes Augenmerk legen wir auf Skandinavien. Weshalb? Die skandinavischen Staaten gelten als robust. Zu den Erfolgsfaktoren zählen nicht zuletzt das hohe Pro-Kopf-Wirtschaftswachstum, die vergleichsweise stabilen politischen Verhältnisse und die hohe Innovationskraft. Die Region steht ferner für Wohlstand und eine hohe Wettbewerbsfähigkeit. Und es finden sich viele nordische Small-Caps, die durch Gründergeist, Transparenz, technischem Know-how punkten und eindeutiges Potenzial aufweisen können.

finanzwelt: Wie hoch ist der Anteil skandinavischer Unternehmen?

Kerkhoff» Regional betrachtet kommt Skandinavien derzeit auf einen Anteil von 40 %, ebenso Deutschland. Die Schweiz liegt bei etwa 20 %. Wir haben aber keine starren Quoten, schauen vielmehr die Unternehmen detailliert an und treffen dann die Wahl. Erst kürzlich waren wir auf einer mehrtägigen Roadshow in den Nordics und haben uns mit Unternehmensvertretern getroffen und ausgetauscht. Diese Unternehmensnähe ist ein weiterer Baustein der K&K-DNA.

finanzwelt: Die DNA des Fonds ist ein gutes Stichwort – in der Vergangenheit waren Sie auf Technologie und Healthcare spezialisiert. Wie breit ist Ihr Fonds allokiert?

Dr. Köhn» Nach wie vor liegt der Fokus in diesen Sektoren. Diese beiden Sektoren machen zusammen etwa die Hälfte des Portfolios aus. Doch auch in anderen Branchen wie Erneuerbare Energien und Industrie können und werden wir nach eingehender Prüfung fündig. Es gibt überall Perlen im Small- und Mid-Cap-Bereich – diese gilt es letztlich herauszufiltern. In der Nische der zweiten und dritten Reihe finden sich ausgezeichnete Unternehmen, mitunter Weltmarktführer, deren Namen in der breiten Öffentlichkeit weniger bis gar nicht bekannt sind. Wichtig sind ein überzeugendes, stabiles und zukunftsweisendes Geschäftsmodell, gute Bilanzen und Entscheidungsträger, die rechtzeitig agieren, aber zugleich auch einen längeren Atem haben.

finanzwelt: In diesem Zusammenhang kommt der Aspekt der familiengeführten Unternehmen zum Tragen.

Kerkhoff» Absolut. Eine große Zahl kleinerer Unternehmen befindet sich über Generationen in den Händen der Eigentümerfamilien. Bei der Finanzierung sind solche Firmen häufig sehr konservativ aufgestellt. Sie weisen hohe Eigenkapitalquoten auf. Das ermöglicht ihnen, auch gestärkt aus Krisen hervorzugehen, weil sie mehr in Innovationen und Verbesserungen investieren können. Und letztlich denken sie langfristig und nicht nur von Quartal zu Quartal.

finanzwelt: Herr Dr. Köhn, Sie sind der Healthcare-Experte. Wie ist es um die Branche als Ganzes bestellt?

Dr. Köhn» Krankheiten gab und gibt es immer wieder. Sie verschwinden nicht einfach. Insofern werden notwendige Innovationen, wie beispielsweise im Bereich medizinischer Geräte, permanent gebraucht. Wir versuchen aber stets, auch Trends abzudecken, so fühlen wir uns besonders wohl in Krankheitsgebieten mit einer sehr geringen Penetration. Dort, wo es noch kaum Wettbewerb gibt und vielleicht gerade erst ein neues Medikament oder medizinisches Gerät zugelassen wurde. Aktien aus dem Gesundheitswesen, wie etwa Pharma, Biotech und Medizientechnik, bieten folglich eine breite Palette interessanter Investmentmöglichkeiten.

finanzwelt: Das gilt wohl auch für den Technologie-Sektor.

Kerkhoff» Richtig. Denken Sie beispielsweise nur an die Investitionsmöglichkeiten für Cloud- und SoftwareAnbieter, die oft durch hohe Margen und wiederkehrende Umsätze gekennzeichnet sind. Oder das Thema Cybersecurity, das im Zuge der wachsenden Digitalisierung der Unternehmen zunehmend an Wichtigkeit gewonnen hat. Dabei geht es um nicht weniger als den Schutz des geistigen Eigentums. Wenn man zurückdenkt, welche bahnbrechenden, technologischen Entwicklungen allein in den vergangenen Jahren Einzug in den Unternehmensalltag gehalten haben, so ist der Blick nach vorne keinesfalls verzagt, sondern hoffnungsvoll. Strukturelle Trends überdauern viele Jahre, wenn nicht Jahrzehnte.

finanzwelt: Den Investitionsschwerpunkt haben wir erwähnt; was kennzeichnet noch die DNA Ihres Fonds?

Dr. Köhn» Wichtig ist mitunter auch der Fakt, dass wir „skin in the game“ haben, also dass wir beide substanziell in unserem neuen Fonds investiert sind. Wir vertrauen auf die Ideen und unser Tun. Insofern ist dieser Schritt nur konsequent. Mit dem K&K – Wachstum & Innovation haben wir unseren ersten eigenen Fonds auf den Markt gebracht und sind für die Zukunft somit positiv gestimmt. Der Fonds ist breit gefächert, das Portfolio nicht zu konzentriert und vor allem mit Themen gespickt, die auch in der Zukunft sehr bedeutsam sind. In der Kombination mit dem regionalen Fokus auf die SkanDACH-Region und den aktuellen Bewertungen in der zweiten beziehungsweise dritten Reihe fühlen wir uns bestens positioniert. (ah)