Schulden sind in Mode
18.04.2017
Dr. Michael Schäfer, Geschäftsführer der KRUK Deutschland GmbH / Foto: © KRUK Deutschland
In Osteuropa, besonders in Rumänien, sind viel mehr Menschen verschuldet als in Deutschland. Am häufigsten wird das Geld für die eigenen vier Wände genutzt. Gleichzeitig drohen in Deutschland und Italien viele in eine Schuldenspirale zu geraten.
Des einen Freud, des anderen Leid: Während sich Sparer wegen der niedrigen Zinsen zunehmend Sorgen um ihr Geld machen, freuen sich Schuldner über günstige Darlehen. Deshalb ist es auch wenig verwunderlich, dass der Konsumkredit-Index des deutschen Bankenfachverbandes mit 120 Punkten nur 9 Punkte unser seinem Höchstwert von 129 Punkte liegt. Die Kreditnachfrage in Deutschland ist im Vergleich mit anderen Ländern jedoch deutlich geringer, wie die jährliche Schuldenwelt-Studie des Forderungsmanagers KRUK zeigt: Während in Rumänien (60 %), Polen (54 %) und der Slowakei (51 %) mehr als die Hälfte der Bevölkerung ein laufendes Darlehen abzahlt, sind es in Deutschland lediglich 38 %, der geringste Wert aller untersuchten sieben Länder. Zudem hat nur jeder fünfte Deutsche in den letzten 3 Jahren ein Bardarlehen oder -kredit aufgenommen. Auch hier sind die Rumänen mit 56 % Spitzenreiter, gefolgt von den Polen mit 48 % und den Slowaken mit 34 %. Außerdem plant jeder dritte Rumäne, in diesem Jahr einen Kredit aufzunehmen. Auch 22 % der Italiener und 18 % der Polen haben dies vor, während Deutschland mit 10 % erneut Schlusslicht ist. Im Vergleich aller sieben Staaten (Polen, Rumänien, Tschechien, Deutschland, Slowakei, Italien und Spanien) plant knapp jeder Fünfte (18 %) zeitnah einen Kredit aufzunehmen.
Als Grund für die baldige Kreditaufnahme nannte 37 % der Deutschen den Erwerb eines Autos. Damit liegen die Bundesbürger hinter den Südeuropäern, denn in Spanien gaben diese Antwort 43 % und in Italien sogar 46 %. Die Investition in die eigene Mobilität ist allerdings weniger wichtig als die Investition in Immobilien, denn knapp die Hälfte aller Kredite sind für den Erwerb von Immobilien oder deren Renovierung vorgesehen. Besonders in der Slowakei scheint ein großes Interesse am Erwerb oder der Renovierung der eigenen vier Wände zu bestehen, denn hier gaben 67 % der Befragten an, zu diesem Zweck bald einen Kredit aufzunehmen. Auch in Tschechien steht dieses Thema weit oben auf der Tagesordnung, denn hier gaben 59 % an, einen Kredit deshalb aufzunehmen. Lediglich Rumänien schiebt sich mit 64 % zwischen die beiden Nachbarländer. Während auch in Polen (53 %) über die Hälfte der Befragten sich für die eigenen vier Wände verschuldet, sind es in Italien ( 43 %) und Deutschland ( 41 %) etwas weniger. Dies ist allerdings noch deutlich mehr als in Spanien, wo nicht einmal jeder vierte Befragte (23 %) einen Kredit aufnimmt, um Immobilien zu kaufen oder zu renovieren. „Dort fließt das Geld von allen Ländern am häufigsten in Urlaubsreisen (16 %). Was sinnvoller ist, darüber lässt sich sicher streiten", findet Dr. Michael Schäfer, Geschäftsführer der KRUK Deutschland GmbH. „Doch erfreulicherweise zeigt der hohe Anteil geplanter Investitionen in die eigenen vier Wände: Kredite werden vorrangig eingesetzt, um Werte zu schaffen und zu erhalten."
Besonders problematisch ist, dass sowohl in Deutschland als auch in Italien 14 % der Befragten, und damit mehr als der Durchschnitt, Kredite nutzen, um damit Schulden abzubauen. Hier warnt Schäfer: „Bei vielen unserer Kunden war das ihr Kardinalfehler, weil sich die Schuldenspirale so immer weiter dreht!" (ahu)