Schulden machen bis der Crash kommt

02.09.2019

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Es ist Geld, das aus dem Nichts kommt. Zumindest bei Staatsschulden. Es ist auch durch Nichts gedeckt. Im Hintergrund ist hauptsächlich die Wirtschaftskraft (BIP). In wichtigen Staaten übersteigen mittlerweile die Schulden aber das jährliche Inlandsprodukt. In Japan um 236 Prozent, Singapur mit 111 Prozent, die USA um 108 Prozent. In Europa sind Griechenland mit 181 Prozent, Italien mit 131 Prozent und Portugal mit 126 Prozent die schwarzen Schafe. Frankreich, Spanien und Zypern sind kurz vor der 100-Prozent-Schwelle. BRD ist dagegen mit 64 Prozent ein Waisenknabe, liegt aber immer noch über den Kriterien von Maastricht. Sensationell gut dagegen das viel gescholtene Russland mit 17 Prozent.

Sorgen bereitet der Weltmarktführer USA. Nicht nur die absolute Höhe der Schulden (ca. 22,5 Bill.), die irgendwann bei der Refinanzierung ein Problem darstellen könnte, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der die Verbindlichkeiten wachsen. Das im Halbjahresbericht ausgewiesene Defizit war mit 691 Milliarden Dollar deutlich (16,45 Prozent) höher als im Vorjahr (599 Mrd.). Das „Jahresergebnis“ dürfte somit weit über der Vorgabe (1,09 Bill.) liegen. Der Finanzminister zahlt aktuell schon über 500 Mrd. an Schuldzinsen. Selbst Alan Greenspan kommentierte einmal: „Die Behörden veröffentlichen riesige Defizite und niemand kümmert es. Es wird sie kümmern, wenn der Zahltag kommt.“  Jedes Prozent Zinssteigerung würde den US-Haushalt inzwischen um weitere 225 Mrd. Defizit belasten.

Doch nicht nur der Staat lebt über seine Verhältnisse. Auch die Privaten haben mittlerweile nahezu 14 Bill. Verbindlichkeiten. Viele können diese nur noch wegen der niederen Zinsen bedienen. Die Immobilien-, Kreditkarten-, Auto- und Studentenkredite liegen über den alten Hochs von 2007. Auch die Unternehmensverschuldung hat zehn Billionen überschritten. Etwa 1,1 Billionen schulden sogenannte Zombie-Unternehmen (schlechte Qualität) den Gläubigern. Bei der letzten Finanzkrise implodierten die Schrottimmobilien, als die Produkte den Wert von 1,3 Bill. erreicht hatten. Der aktuelle Verschuldungstrend steigt weiter. Die Lunte brennt!

Vor diesem Datenhintergrund erscheint eine Abkehr von der Notenbankpolitik des billigen Geldes nicht möglich. Im Gegenteil: Sollte die Weltwirtschaft weiter schwächeln, muss man von weiteren expansiven Maßnahmen ausgehen. Speziell in den USA halte ich die Stimulationskraft  von niederen Zinsen für die US-Wirtschaft nur noch für marginal. Zu lange geht bereits der Konsumtrend, den die Konsumenten mit einem schon heute zu hohen Schuldenberg finanziert haben. Den Staat finanziert die Gelddruckmaschine. Die Notenbank nennt es „Modern Monetary Theorie“. Das klingt fachmännisch und vertrauenswürdig. Hat aber noch nie funktioniert.

Warum diese Entwicklung langfristig nicht gut gehen kann und wie Anleger nun reagieren sollten, lesen Sie auf Seite 2