SCHMITZ & PARTNER: „Politik wird vor Privatvermögen nicht halt machen“
19.12.2013
Dr. Holger Schmitz
Das Jahr 2013 wird vielen Anlegern als ein Jahr hoher Kursgewinne in Erinnerung bleiben. Ein anderes Thema dürfte aber von weitaus nachhaltiger Bedeutung sein: Auch wenn der Öffentlichkeit derzeit etwas anderes suggeriert wird, die Euro- und die Schuldenkrise sind alles andere als gelöst.
(fw/ah) Im Gegenteil: Der Schuldenberg ist gestiegen und zur Lösung wurde bislang nichts Nachhal-tiges beigetragen. „Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass am Ende die Bürger zur Sanierung der Staatshaushalte herangezogen werden", sagt Dr. Holger Schmitz, Vorstand der SCHMITZ & PARTNER AG – Privates Depotmanagement. Vorschläge hierfür sind bereits publik geworden.
Auf den Punkt gebracht, hat die Politik im Jahr 2013 folgendes geschafft: „Die erfolgreiche Verdrängung der Schuldenproblematik". Diese Verdrängung aus der öffentlichen Wahrnehmung bei gleichzeitiger Verschärfung des Problems wird die Bürger auf lange Sicht einholen. Denn schon jetzt sehen sich Politik und Notenbanken mit dem Problem einer Stagnation konfrontiert. Noch nie in der Geschichte gab es so viele monetäre Anreize, die so wenig bewirkt haben. Das bedeutet, dass immer größere Geldmengen aufgebracht werden müssen, die jedoch im Verhältnis immer kleinere Effekte erzielen. „Je länger diese massive Aufblähung der Geldmenge anhält, desto größer wird das Problem: Auch wenn die US-Notenbank ihr Anleihekaufprogramm nun minimal zurückfährt, haben zuletzt allein die USA dem Geldkreislauf monatlich 85 Milliarden Dollar neu zur Verfügung gestellt, das sind über 1.000 Milliarden Dollar pro Jahr. Gleichzeitig werden in Europa stündlich 100 Millionen Euro neue Schulden aufgenommen", so Dr. Holger Schmitz.
Vermögensabgabe nur eine Frage der Zeit
Durch Verdrängung löst die Politik diese Probleme allerdings nicht, sondern vergrößert sie nur. Wie also kann die Lösung dieser Schuldenproblematik aussehen? Die Vorschläge dazu sollten die Bevölkerung aufhorchen lassen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) bringt zum Beispiel eine private Vermögensabgabe ins Spiel. Ausgehend von der Frage, wie viel Geld der Sparer abgeben muss, um auf den Schuldenstand von 2008 – also vor der Finanzkrise – zu kommen, schlägt der IWF vor, dass Sparer zehn Prozent ihres Vermögens abgeben müssen. Vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) war ähnliches zu vernehmen. Vor der Bundestagswahl brachte die Partei Bündnis 90/Die Grünen eine Vermögensabgabe von 1,5 Prozent über zehn Jahre ins Gespräch. „Die Reaktionen zu derartigen Vorschlägen fallen so gering aus, dass die Politik sich darin bestärkt sehen dürfte, diese Vorhaben weiter voranzutreiben. Das bedeutet, dass Teilenteignungen, Vermögensabgaben und Schulden-schnitte Realität werden könnten", so Schmitz.
In der Praxis werden diese Maßnahmen euphemistisch umschrieben. Ein Beispiel ist die Zypernkrise 2013. Im Zuge der Sanierung des Landes mussten viele zypriotische Bankkunden Teile ihres Vermögens an den Staat übertragen. Dabei handelte es sich um nichts anderes als eine Enteignungsmaßnahme, die von der Politik jedoch mit „Stabilitätsabgabe" überschrieben wurde.
All diese Faktoren zeigen: Ein Zurück kann es nicht mehr geben. „Die Staatsschulden sind längst in einem Bereich, der Handlungsunfähigkeit bedeutet. Ob über Negativzinsen oder Vermögensabgaben – der Staat wird sich am Vermögen seiner Bürger bedienen. Am Beispiel Zypern haben die Euro-Finanzminister vorgemacht, wie Bankenrettungen und Staatssanierun-gen durch die Enteignung von Sparern realisiert werden können", sagt Vermögensverwalter Schmitz.
Herausforderungen 2014: Kursgewinne mitnehmen, Kapital erhalten
Die derzeit so positive Stimmung an den Märkten ist trügerisch. So steigen die Aktienkurse momentan nicht allein wegen der Gewinnsteigerungen der Unternehmen. Die Kurse werden eher von einem Anstieg der Bewertungskennziffern getrieben. So hat sich das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) deutlich ausgedehnt. Was bedeuten diese Voraussetzungen im Jahr 2014 für die Anleger? Entwickelt sich am Aktienmarkt eine Blase, sind die Papiere bereits zu teuer? Dazu Schmitz: „Unserer Ansicht nach nicht. Solange die Notenbanken weiterhin massenhaft Geld in die Märkte pumpen, wird es die Aktienmärkte auch erreichen." Und der Anleihenmarkt? Was bedeutet die ab Januar angekündigte Drosselung der Anleihekäufe (Tapering) seitens der US-Zentralbank Fed? „Weder Politik noch Notenbanken könnten sich derzeit einen deutlichen Anstieg des Zinsniveaus leisten – auch wenn die Anleihekäufe jetzt zurückgefahren werden, spricht das gleichzeitige Festhalten am Niedrigzinsniveau eine deutliche Sprache. Derartige Maßnahmen würden zahlreiche Staatsbankrotte mit sich bringen, da die für Wirtschaft und Finanzmärkte so wichtigen Stimuli wegfallen würden. Ein Systemzusammenbruch läge auf der Hand", resümiert Schmitz.
Für Aktienanleger wird im Jahr 2014 die größte Herausforderung sein, an steigenden Kursen zu partizipieren, gleichzeitig aber die defensive Position nicht zu vernachlässigen. Denn die Marktgesetze lassen sich auf Dauer nicht austricksen – die Euphorie wird verschwinden. Deshalb dürfte es sinnvoll sein, gefallene oder zurückgebliebene defensive Aktienwerte zu halten oder zu kaufen. Mit Blick auf die finanzielle Stabilität in Krisenphasen ist bei Aktien eine hohe Eigenkapitalquote zu bevorzugen. Getreu dem Motto „Kurzfristig ist es riskant Aktien zu haben, langfristig ist es riskant, keine Aktien zu haben" sieht Schmitz Aktien weiterhin als festen Bestandteil im Portfolio des Anlegers.
Viele Investoren flüchten sich in Immobilien, was nach Meinung des Experten jedoch kritisch zu betrachten ist. Denn in vielen Regionen entwickeln sich die Immobilienpreise negativ. In Deutschland speziell im ländlichen Bereich, aber auch im Ausland. In den Niederlanden – einem Land mit hoher Bevölkerungsdichte – sind beispielsweise die Immobilienpreise 2013 im Durchschnitt um zwölf Prozent gesunken. Zudem sind Immobilien ein höchst geeignetes Angriffsziel seitens der Politik, um Abgaben einzufordern. Beispiele dafür gibt es genug. Eine Vermögensabgabe in Höhe von bis zu 50 Prozent des Verkehrswertes war in der Vergangenheit bereits möglich. Neben möglichen einmaligen Abgaben werden schon jetzt die Transaktionssteuern auf Immobilien drastisch erhöht. So beträgt die Grunderwerbssteuer in einigen Bundesländern derzeit 5,5 Prozent und soll Anfang 2014 auf über sechs Prozent steigen.
Sicherheit außerhalb des Euroraumes suchen
Ist Gold der sichere Hafen? Schmitz ist überzeugt, dass es weiter ratsam ist, Gold im Depot zu halten. Zum aktuellen Kurs könnten sogar Zukäufe sinnvoll sein. Zumal sich die Indizien häufen, dass Einfluss auf den Goldpreis genommen wird, um Goldanleger zum Verkauf zu animieren. So können die Notenbanken größere Goldmengen aufbauen. Möglicherweise mit dem Ziel, einem in Zukunft wachsenden Misstrauen gegenüber Papierwährungen vorzubeugen und Währungen zu einem späteren Zeitpunkt zumindest wieder teilweise mit Gold abdecken zu können.
Und festverzinsliche Wertpapiere? „Insgesamt sind die Anleihemärkte derzeit drastisch überbewertet", so Schmitz. Anleger sollten sich aus Währungsgründen außerhalb des Euroraumes umsehen und in Anlagen investieren, die sicher vor Enteignungsmaßnahmen sind – auch wenn hier eher eine geringere Rendite zu erwarten ist. Triple-A-Anleihen wie beispielsweise norwegische Staatsanleihen sind hier ein Beispiel.
„Vor uns liegen die Mosaiksteine eines Gesamtbildes. Erste Umrisse von dem, was die Bürger ereilen wird, sind bereits erkennbar", sagt Schmitz. Bei der Geldanlage wird es nach Meinung des Experten künftig die Kunst sein, möglichst wenig zu verlieren.