Santander Berlin Dialog: „Der Brexit ist eine mittlere Katastrophe“

30.09.2016

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Welche konkreten Folgen hat der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU für den Hochschulbereich? Auf Einladung des Deutschen Hochschulverbandes (DHV) und Santander diskutierte eine Expertenrunde aus Wissenschaft und Politik diese Fragestellung am Donnerstagabend im Senatssaal der Humboldt-Universität in Berlin.

"Europa ist nach dem Brexit als Raum der Bildungs- und Forschungsgemeinschaft gefordert. Auch zukünftig müssen jungen Menschen alle Möglichkeiten geboten werden, während ihres Studiums internationale und praktische Erfahrungen zu sammeln. Großbritannien sollte ein Teil dessen bleiben", hebt Oliver Burda, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Santander Consumer Bank, eingangs hervor. Die Bank engagiert sich seit vielen Jahren in der Hochschulbildung, fördert über ihren Unternehmensbereich Santander Universitäten das weltweit größte Hochschulnetzwerk und investiert bis Ende 2018 mehr als 700 Millionen Euro in Bildung - darunter auch in viele Projekte, die den internationalen Austausch von Studierenden und Lehre fördern.

Dass die Briten nach der Brexit-Entscheidung auf Unterstützung aus der europäischen Hochschullandschaft hoffen, macht die Leiterin des British Council Deutschland, Rachel Launay, deutlich: "Die Solidarität in Europa ist sehr wichtig für die britischen Universitäten. Wir hoffen auf Kooperation statt Konfrontation."

Reines Wunschdenken angesichts der Möglichkeiten, die sich durch die nun vermutlich frei werdenden EU-Fördergelder für andere europäische Universitäten eröffnen? "Ich sehe im Brexit auch Chancen für Kontinentaleuropa. Die Forschungsgelder der Europäischen Union werden anders verteilt werden", ist Professorin Eugénia da Conceição-Heldt, Reformrektorin an der Hochschule für Politik in München, überzeugt.

Der Einschätzung, dass die EU die Förderung der britischen Universitäten nach den Austrittsverhandlungen auslaufen lassen wird, schließt sich auch der Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, Professor Bernhard Kempen, an. Er sichert den Hochschulen in Großbritannien aber in anderen Problemfeldern die Unterstützung des DHV zu: "Der Brexit ist eine mittlere Katastrophe! Aber niemand in Europa schaut achselzuckend zu. Wir als DHV werden alles in unserem Rahmen Mögliche tun, um unseren Einfluss auf die deutsche Politik geltend zu machen, damit zumindest die Freizügigkeit von Studierenden und Forschenden erhalten werden kann."

Für eine solche Einflussnahme sei nun genau der richtige Zeitpunkt, unterstreicht Professor Gerhard Dannemann, Direktor des Centre of British Studies an der Berliner Humboldt-Universität: "Die herrschende Unsicherheit über die Umsetzung des Brexit bietet eine Chance, den Diskurs zu beeinflussen. Wenn die Strategie einmal steht, ist nichts mehr möglich."

Trotz der tiefgreifenden Veränderungen und vorherrschenden Rechtsunsicherheit, die der Brexit innerhalb der europäischen Hochschullandschaft bereits verursacht hat, zeigen sich die Diskutanten insgesamt optimistisch, dass die Zusammenarbeit und der Austausch mit den Hochschulen des Vereinigten Königreichs nicht enden wird.

Der Grund für den in der Runde vorherrschenden Optimismus liege in der genetischen Veranlagung von Wissenschaftlern, so Denise Feldner, Geschäftsführerin German U15 e.V.: "Es liegt in der Natur des Forschers, Bestehendes zu hinterfragen, um Neues zu entdecken. Die Neugier treibt ihn an. Daher sieht er in jedem Scheitern auch eine Chance." (rm)

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