Rückenwind für Rohstoffpreise?
03.04.2022
Martin Siegel, Geschäftsführer Stabilitas GmbH / Foto: © Stabilitas GmbH
Im Zuge des Krieges in der Ukraine sind die Energie- und Rohstoffwerte wieder in den Fokus vieler Investoren gerückt. Bleibt es bei steigenden Kursen? Anfang März sprach finanzwelt mit Martin Siegel, Stabilitas GmbH.
finanzwelt: 2021 war ein Jahr, in dem einige Rohstoffpreise auf neue Rekordhochs geklettert sind. Mitunter hält diese Rallye bei einigen Rohstoffen an. Wie ist Ihre Einschätzung für die kommenden Monate? Martin Siegel: Da sich die Voraussetzungen nicht geändert haben, sollten die Preise für Rohstoffe in den nächsten Monaten weiter steigen.
finanzwelt: Welche Faktoren könnten die Verteuerung weiter anheizen? Siegel: Die Rohstoffe werden wie die Aktien und die Immobilien vor allem durch die expansive Geldpolitik der Zentralbanken verteuert. Mit der Finanzierung von Staatsausgaben im Schatten der Coronamaßnahmen und der neu etablierten Verschuldung auf EU-Ebene wurde die Problematik noch verschärft. Mit weiteren Ausgabenprogrammen mit der Begründung des Ukraine-Konflikts wird die Überschuldungspolitik weiter verstetigt.
finanzwelt: Welche Argumente sprechen eher für eine Seitwärtsbewegung oder fallende Kurse? Siegel: Würden die Zentralbanken die Zinsen erhöhen und die Regierungen die Verschuldung abbauen, würden auch die Preise für Rohstoffe wieder sinken. Da vor allem der Abbau der Staatsverschuldung durch neue Steuern nicht umsetzbar ist, sind langfristig weiter steigende Preise vorgezeichnet.
finanzwelt: Mit Blick auf die Vielfalt an Rohstoffen. Wo erkennen Sie die attraktivsten Chancen (Industriemetalle, Gold/Silber)? Siegel: Durch die ungehemmte Ausweitung der Geldmengen werden die Preise für alle Güter steigen. Dabei ändern sich die Vorlieben der Verbraucher. Da die Edelmetalle in den letzten Monaten eher vernachlässigt wurden, könnten diese in den nächsten Monaten in den Mittelpunkt des Anlegerinteresses rücken.
finanzwelt: Könnte Gold im Besonderen in den kommenden Monaten profitieren? Siegel: Ja. Da sich die weltweit auf einem hohen Preisniveau befinden und Aktien gut bewertet sind, könnte das zuletzt vernachlässigte Gold gesucht werden.
finanzwelt: Rohstoff-Investments als Portfoliodiversifikator. Trifft das nach Ihrer Ansicht weiter zu? Siegel: Durch die expansive Politik der Zentralbanken neigen die Anlagemärkte immer mehr zu einem Gleichklang. Das bedeutet, dass alles teurer wird, wenn die Geldmenge ausgeweitet wird und dass die Preise in allen Marktsegmenten gleichzeitig fallen, wenn die Zentralbankpolitik das Geldmengenwachstum einschränkt. Damit eignen sich Rohstoffe immer weniger zur Diversifikation von Anlagegeldern. (ah)