„Risikomanagement ist das A und O“

09.04.2015

Christian Machts

**Die aktuelle Lage auf den Finanzmärkten ist alles andere als übersichtlich. Es ist für die Anleger nicht einfach, einen Weg zu finden zwischen den Mini-Renditen für Festverzinsliches und allenthalben auftauchenden, schwer überschaubaren Risiken. Wir sprachen mit **Christian Machts, Managing Director, Head of Retail BlackRock Germany, Austria and Eastern Europe, darüber, was der Multi Asset-Ansatz in dieser Lage zu leisten vermag.

finanzwelt**: In der aktuellen Niedrigzinsphase sind die von den deutschen Anlegern bevorzugten Geldmarktanlagen und Festverzinslichen unattraktiv geworden. Können Sie Anzeichen für ein Umdenken bei den deutschen Anlegern erkennen?

Machts: Wir können aus unseren regelmäßigen Umfragen nachvollziehen, dass die deutschen Anleger ganz klar erkennen, dass Cash und festverzinsliche Papiere keine brauchbare Lösung des Anlageproblems bieten können. Gleichzeitig sehen wir aber auch, dass daraus bisher kaum Konsequenzen gezogen werden. Die Anleger bleiben eher ihren gewohnten Anlagen treu, sind damit aber gleichzeitig ganz klar weniger zufrieden.

finanzwelt: Wie sollten die Anleger aufgestellt sein?

Machts: Man darf im aktuellen Umfeld keine Assetklasse auslassen. Ohne die Berücksichtigung von Aktien oder High Yield Anleihen lässt sich kein angemessener Ertrag erzielen. Bei den Aktien favorisieren unsere Analysten derzeit Europa und Japan, weil dort die Bewertungen noch vergleichsweise günstiger sind als in den USA und die expansive Geldpolitik für weiteren Schub an den Börsen sorgt. Bei den Festverzinslichen setzen wir vor allem auf High Yield Anleihen vom US-Markt und Hartwährungsanleihen der Schwellenländer. Weiter sollten Sachwerte eine Rolle spielen, soweit sie ein laufendes Einkommen generieren wie Immobilien und Infrastruktur-Investments. Wichtig ist allerdings, dass diese Sachwertinvestments eine Liquiditätsprämie bringen, die für die schwächere Liquidität im Vergleich zu Wertpapieren entschädigt. Neben den Problemen gegenläufiger Geldpolitik zwischen Europa (EZB lockert) und den USA (Fed strafft) haben unsere Analysten als spezielles Risiko ausgemacht, dass Aktien und Festverzinsliche derzeit in einen sehr engen Gleichlauf geraten könnten, der den Sicherheitseffekt von Anleihen stark einschränkt.

finanzwelt: Wie passt Ihr Angebot von Multi Asset-Strategien und darauf basierten Fonds in diese Konstellation?

Machts: Wir halten Multi Asset-Strategien für eine sehr gute Antwort auf die aktuellen Probleme bei der Vermögensanlage. Multi Asset heißt ja, dass alle wesentlichen Assetklassen bei der Anlage berücksichtigt werden. Die breite Aufstellung ermöglicht Portfolios mit sehr günstigen Risikoprofilen, die dank eines ausgefeilten Risikomanagements auf einem Niveau liegen, das den Anlagen in Festgeldern und festverzinslichen Papieren schon sehr nahe kommt und sich im Grunde kaum mehr davon unterscheidet. Der Zuwachs an Sicherheit wird nicht durch den Verzicht auf die höher rentierenden Anlagen generiert, sondern durch die Optimierung der Mischung und Kombination von Anlagen. Auf diesem dann günstigen Risikoniveau sind aber dank der Berücksichtigung etwa von Aktien wesentlich bessere Ertragschancen möglich, die sich letztlich in höheren Renditen niederschlagen als durch reine Festzinsanlagen erzielbar wären.

finanzwelt: Der Begriff „Risikomanagement" spielt für Ihr Haus eine wichtige Rolle. Was ist eigentlich darunter zu verstehen?

Machts: Das Risikomanagement ist in der Tat aus unserer Sicht das A und O des Managements von Investmentfonds. Zunächst geht es darum, Risiken zu erkennen und richtig einzuordnen. Das heißt praktisch: Man muss wissen, wie sich ein bestimmtes Portfolio in welchem Umfeld und in welcher Lage verhält. Zu diesem Zweck haben wir eine spezielle, fortschrittliche Infrastruktur mit vielen spezialisierten Analysten bei BlackRock aufgebaut, die uns genau diese Daten und Einschätzungen liefern. Auf dieser Grundlage kann man dann Strategien und Anlagekonzepte entwickeln, mit denen Risiken begrenzt werden, ohne deshalb auf die risikoreicheren Anlageformen mit ihren speziellen Chancen zu verzichten. Denn darum geht es im Kern: Sicherheit durch die richtige Zusammenstellung zu erreichen, statt sich einfach nur auf sichere Anlagen (im Extremfall Sparbuch und Pfandbrief) zu beschränken. Und das ist auch keine Hexerei: Risiken lassen sich zum einen durch die Diversifikation (Mischung) begrenzen, weil die einzelnen Anlagen (namentlich Aktien) praktisch nie vollständig parallel laufen. Dazu kommen die Möglichkeiten, die Risiken mithilfe von Derivaten umzuverteilen, etwa indem man ein gegebenes Risiko durch Anschaffung von Optionen absichert, die genau dann ausgleichende Erträge liefern, wenn ein bestimmtes Risiko schlagend wird. Ganz ohne Risiko geht es natürlich nicht – übrigens auch nicht bei den Festverzinslichen, wenn man mehr als den Spareckzins verdienen will. Risikomanagement kann dann aber dafür sorgen, dass die Ertragschancen einen fairen Ausgleich für die übernommenen Risiken bringen und in einem tragbaren Rahmen im Verhältnis zu den Zielen der Anleger bleiben.

finanzwelt: Sie bieten Ihre Multi Asset-Strategie hierzulande Anlegern in zwei Varianten an, als „Multi Asset-Income Fund" und als „Global Allocation Fund". Stecken dahinter unterschiedliche Anlagekonzepte?

Machts: Die beiden Fonds unterscheiden sich vor allem in der Aufbereitung des Ertrags, um die speziellen Möglichkeiten der Multi Asset-Strategie Kundengruppen mit unterschiedlichen Präferenzen und Bedürfnissen gleichermaßen zur Verfügung stellen zu können. Der Income Fund richtet sich an Anleger, die auf sichere laufende Erträge setzen, etwa im Ruhestand. Der Allocation Fund zielt eher auf den Vermögensaufbau und einen maximalen Gesamtertrag ab. Hier geben wir dem Anleger ein Instrument, mit dem der Ansparvorgang besser planbar wird und konkrete Ziele angesteuert werden können. (mk)

Interview mit Christian Machts | MULTI ASSET FONDS – FONDSPOLICEN | finanzwelt Special 01/2015