"Rentenbeschlüsse sind kurzatmig und unausgegoren"
16.07.2018
Die aktuellen Rentenpläne der Großen Koalition werden erneut heftig kritisiert: Nach der Opposition kritisiert nun auch der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute die Pläne und wirft der Regierung kurzsichtiges Handel zu Lasten künftiger Generationen vor.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil plant u.a. das Rentenniveau bis 2025 bei 48 % des Durchnittsverdienstes zu halten. Zudem sollen künftig ein steuerfinanzierter Demokratiefonds aufgebaut und die Mütterrente ausgeweitete werden. Auch die Erwerbsminderungsrente soll erhöht werden. Für den Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) schlägt die Regierung damit einen völlig falschen Weg ein: „Diese steuerfinanzierten Rentengeschenke in Höhe von geschätzten 32 Milliarden Euro werden spätestens bei einem Konjunkturrückgang wie ein Bumerang auf den Bundeshaushalt zurückkommen“, bemängelt BVK-Präsident Michael H. Heinz. „Anstatt das Ergebnis der eingesetzten Rentenkommission abzuwarten und dann auf deren Grundlage solide und zukunftsfeste Beschlüsse zu fassen, werden jetzt disparate Flicken gewebt, die die gesetzliche Rentenversicherung und damit zukünftige Generationen auf Jahre hinaus belasten werden.“
„Private Altersvorsorge ist alternativlos“
Nach Meinung des BVK gibt es aufgrund der demografischen Entwicklung keine Alternativen zur privaten Altersvorsorge. Für diese sind Versicherungsvermittler Experten sowie Kompass für die Kunden und erfüllen damit einen wichtigen sozialpolitischen Auftrag. „Aus Angst vor Populisten werden jetzt kurzatmige und unausgegorene Rentenbeschlüsse gefasst“, wütet Michael H. Heinz. „Es wäre aber angemessen, den Beitragszahlern reinen Wein einzuschenken und sie durch weitere steuerpolitische Maßnahmen zu ermuntern, mehr privat vorzusorgen. Dies wäre eine bezahlbare Alternative, die auf Eigenverantwortung basiert.“
Der BVK plädiert deshalb dafür, die derzeitigen Spielräume aufgrund der guten Konjunktur und des Überschusses der Rentenversicherung zu nutzen und den Beitragssatz zur Rentenversicherung zu senken. Dadurch könnten weitere konjunkturelle Impulse gegeben werden, die sich wiederum fördernd auf das Beschäftigungsniveau und letztlich die Rentenanwartschaft auswirken. „Das wäre vorwärtsgedacht, ohne die Gefahr eines rentenpolitischen Bumerangs“, so BVK-Präsident Heinz.
Vor einem Monat hatte bereits Johannes Vogel, arbeitsmarkt- und rentenpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, die Rentenpläne der Großen Koalition kritisiert. (finanzwelt berichtete) (ahu)