Renditekiller Bankeinlagen. Alternativlos?

02.03.2016

Dr. Frank Ulbricht

Zwischenzeitlich ist es wohl auch bis zum letzten Kleinsparer durchgedrungen: Die Minizinsen in weiten Teilen des Euroraums und speziell hierzulande tragen bestenfalls dazu bei, die offizielle Inflationsrate auszugleichen.

Im Besonderen liquide Sichteinlagen rutschen dabei nur all zu leicht unterhalb ihre Werterhaltungsgrenze, so dass dies unterm Strich – inflationsbereinigt – einer schleichenden, unaufhaltsamen Geldentwertung gleichkommt. Unangenehm also insbesondere für all diejenigen, die ihre Sichteinlagen auf dem Konto dauerparken.

Für viele beängstigend, verharren die kurzfristigen Zinssätze nun schon zu lange Zeit nahe Null. Die Langfristzinsen bewegen sich, risikobereinigt, nur knapp darüber. Ansonsten nagt die Inflation unerbittlich am Geldwert jedes einzelnen hartverdienten Euros. Das Trügerische bei alledem: Die schleichende Geldentwertung vollzieht sich unmerklich aber kontinuierlich und demaskiert sich im Ergebnis als unbarmherziger Zeitgenosse, fällt aber nicht gleich auf. So verbrennen beispielsweise von ursprünglichen 100.000 Euro bei einem Inflationsüberhang von lediglich einem Prozentpunkt per anno binnen fünf Jahren bereits rund 4.940 Euro, nach zehn Jahren haben sich satte 9.560 Euro schlicht in Luft aufgelöst. Führt man sich zudem vor Augen, dass laut Schätzungen der Deutschen Bundesbank 2015 über 17 Mrd. Euro als besonders liquide Sichteinlagen und Bargeld ihr Dasein fristen, lässt sich schnell erahnen, welche Summen bei fortgesetztem Niedrigzinsumfeld hier noch dem Scheiterhaufen zum Opfer fallen könnten.

Prinzip Umverteilung: Momentan ist immer noch nicht verlässlich prognostizierbar, wann es zu einer entscheidenden Zinswende kommen wird. Hinzu gesellt die ungemindert schwelende Angst nicht weniger Marktexperten, dass die weiterhin lockere Geldpolitik der Bildung neuer spekulativer Blasen an den Finanz- und Immobilienmärkten kräftigen Vorschub leistet. Die Verliererseite indes steht bei alledem schon lange fest: Die unzähligen Sparer privater Haushalte und unter ihnen vor allem jene, die ihre Sichteinlagen praktisch unverzinst auf ihren Bank-/Girokonten belassen. Aber auch nicht weniger für Lebensversicherungsunternehmen, die unter den derzeitigen Umständen kaum noch die ihrerseits zugesagten Garantierenditen erwirtschaften können, haben schwer an dieser Last zu tragen. Im Umkehrschluss eröffnen sich durch das Niedrigzinsszenario und ihrer damit einhergehenden günstigsten Konditionen bei Kreditaufnahme zum Teil erhebliche Spielräume für die öffentlichen Haushalte. Bezogen auf die Staatverschuldung als Ganzes lässt sich aufgrund dessen für Deutschland tatsächlich ein Rückgang der Schuldenquote konstatieren.

Typisch deutsch? Dem Sparer hierzulande hilft letztgenannter Umstand allerdings herzlich wenig. Insofern mutet es auf den ersten Blick gesehen recht widersinnig an, dass viele Betroffene, die sich ansonsten ganz nach typisch deutscher Manier peinlichst genau daran orientieren, ihr Erspartes nicht unbedacht zu verschleudern, sich in Sachen Bankeinlagen in Teilen derart fahrlässig zu verhalten scheinen. Die Folge: Unbeirrt aller misslichen Umstände, zeigt man sich in Deutschland bei geldwerten Fragen nach wie vor schwerfällig wie skeptisch, wenn es um vernunftgebotene Veränderungen hinsichtlich liebgewonnener Gewohnheiten geht. Dabei sind gerade in Sachen intelligenter Geldanlagepolitik zeitgemäße Alternativen durchaus denk- und machbar, und dies nicht erst seit gestern.

Ausbaufähige Marktlücke: In dieser unbefreidigenden Gemengelage war es denn auch lediglich eine Frage der Zeit, um zwischenzeitlich beobachten zu können, dass sich die hierzulande allenthalben dürftigen Zinsofferten immer mehr Banken und Investmenthäuser zunutze machen. Ihre Waffen: Im Besonderen ausländische Banken locken bei Tagesgeldern mit zum Teil deutlich höheren Zinsgarantien und speziell Banken innerhalb der Eurozone verweisen zudem darauf, dass innerhalb der EU die Sparguthaben in einer Höhe von bis zu 100.000 Euro komplett geschützt sind. Dem Motto folgend „Überdurchschnittlich hohes Maß an Sicherheit, verknüpft mit fairen Renditechancen“ finden sich mittlerweile als weitere Alternative zu klassischen Tages- oder Festgeldanlagen zudem erste neuartige Mischfonds, die sich konsequent an den Bedürfnissen sehr sicherheitsbewusster Anleger orientieren. Beidgenannte Optionen machen sich nunmehr ernsthaft daran, der erwähnten Skepsis gegenüber ausgeprägt sicherheitsaffinen Einlagealternativen zumindest in Teilen den Gar aus zu machen.

24/7-Switch: Künftigen vogue? In Zusammenhang mit intelligenten Anlagealternativen denkt man anbieterseitig in Teilen sogar noch einen Schritt weiter. Die voranschreitende Digitalisierung und immer neue, vermeintlich verlockende FinTech-Angebote könnten es künftig zum Alltag werden lassen: Die vollautomatisierte 24/7-Wechseloption bei Tagesgeld, auch „Hopping“ genannt. Es wird diesbezüglich spannend zu beobachten sein, inwieweit sich die Bankenwelt auf diesen Gedankengang einlassen will. Durch Dauerswitchoptionen wären Gelder – zumindest theoretisch – praktisch permanent in Bewegung mit der Folge, dass zeitlich begrenzte Lockangebote mithin ihren einstigen Nimbus verlören. Wie gehen Banken mit einer solchen Situation um? Wie groß ist die Gefahr, sich als Bank unterm Strich dabei mit einem Verlustgeschäft zu bestrafen? Bleibt man allerdings komplett außen vor, fließen womöglich keine Mittel aus diesem Topf mehr zu. Ehemals verlässliche Markentreue verliert demgegenüber womöglich an Bedeutung, denn wie erklärt man bei ständig lockenden Zinsofferten aus den Reihen der in- und ausländischen Konkurrenz seiner Klientel noch glaubhaft, bei der Stange zu bleiben? Eines ist gewiss: So oder so sieht sich der Bankensektor hierzulande weiterhin großen Herausforderungen gegenübergestellt.

Auch wenn SO GESEHEN aufgrund der typisch deutschen Schwerfälligkeit im Umgang mit eigenen Ersparnissen all dem erfahrungsgemäß nur schwer etwas entgegenzusetzen ist, gilt es für den professionellen Berater als Gebot der Vernunft, auf den Aspekt der schleichenden Geldvernichtung hinzuweisen und im Gegenzug stimmige, risikoaverse wie zugleich ernsthaft renditebehaftete Alternativen aufzuzeigen. Wie geschildert, gibt es diese bekanntermaßen. Und es ist der Profi, der in diesem Zusammenhang nicht minder um den Fakt weiß, dass höhere Renditeversprechen tendenziell mit höheren Risiken einhergehen. Daher sollte man unter anderem auch hinsichtlich grenzüberschreitender Bankangebote wie ausgewählter sonstiger intelligenter Investmentanlagen neuester Generation wissen, welche Anbieter beziehungsweise Anlageofferten wie aufgestellt sind und dazu im Überblick behalten, mit welchen Sicherungsmechanismen die jeweiligen Offerten ihre Kunden im Ernstfall tatsächlich und nachhaltig zu schützen vermögen.

In diesem Sinne, grüßt Sie herzlichst

Dr. Frank Ulbricht

Vorstand der BfV Bank für Vermögen AG