Reif für eine Verschnaufpause?

04.04.2024

Robert Schramm-Fuchs. Foto: Janus Henderson Investors.

Die Lage der Weltaktienmärkte in geo- und geldpolitisch unrugigen Zeiten: Einschätzungen zum abgelaufenen ersten Quartal sowie einen Ausblick auf die Jahresentwicklung gibt Robert Schramm-Fuchs, European Equities Portfolio Manager bei Janus Henderson Investors.

fw: Wie fällt Ihr Fazit zum ersten Quartal des laufenden Jahres aus?

Robert Schramm-Fuchs: Die Stärke der Aktienmärkte im 1. Quartal 2024 wurde durch den erwarteten Beginn eines Zinssenkungszyklus in Verbindung mit Erwartungen einem „No-Landing“ der US-Wirtschaft, d.h. einem anhaltenden trendgemäßen Wachstum im Trend (oder sogar darüber), und vom Erholungspotenzial der chinesischen und europäischen Wirtschaft angetrieben. Vielleicht haben die Märkte im Moment die positiven Aspekte eingepreist, während sich gleichzeitig die eigentlichen Aussichten nicht so schnell wie erhofft verbessern. Die Frühindikatoren für den US-Arbeitsmarkt, die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe in den USA, die geldpolitischen Trends in Europa und sogar die Anzahl der erwarteten Zinssenkungen sind allesamt schwächer ausgefallen als ursprünglich erwartet.

fw: Der DAX notiert Ende März um die 18.000er Marke. Ist das Ende der Hausse erreicht?

Schramm-Fuchs: Normalerweise ist der April saisonal der zweitstärkste Monat des Jahres im DAX-Index, nur übertroffen vom November. Und auch die Unternehmenstrefferquote bei einem steigenden DAX ist überdurchschnittlich hoch. Allerdings verschlechtern sich nach einem starken ersten Quartal die Höhe der Gewinne und die Trefferquote dramatisch. Der Bullenmarkt könnte also erst einmal eine kleine Pause einlegen. Letztendlich glauben wir aber, dass es sich um eine Pause innerhalb eines längerfristigen Bullenmarktes handeln wird. Taktisch vorsichtig, aber längerfristig optimistisch.

fw: Werden Nebenwerte im Laufe des zweiten Halbjahres wieder verstärkt im Fokus der Investoren stehen?

Schramm-Fuchs: Eine Lockerung der Finanzierungsbedingungen und eine Verbesserung des makroökonomischen Umfelds kommen normalerweise kleinen und mittelgroßen Unternehmen zugute. Dabei ist jedoch zu berücksichtigen, dass im Vergleich zum EuroStoxx 50-Index der größten europäischen Unternehmen das SMID-Universum insgesamt auf einem Mehrjahrzehntstief notiert. Auch wenn es bei den SMID-Werten zweifelsohne einige gute Gelegenheiten gibt, bevorzuge ich nach wie vor die Large Caps.

fw: Was sollten Anleger angesichts der Indexstände und Bewertungen aktuell tun

Schramm-Fuchs: Taktisch halte ich es für sinnvoll, einen Teil des investierten Kapitals in Absolute-Return-Strategien umzuschichten, die darauf ausgelegt sind, von unruhigeren Aktienmarktbedingungen zu profitieren. Im Moment sieht es so aus, als wäre viel des leichten Geldes in der Aktienmarktrallye gemacht worden und die Märkte scheinen reif für eine kleine Verschnaufpause. Generell könnte es für Anleger eine Überlegung sein, weiterhin in Aktien, insbesondere in europäische Aktien, investiert zu bleiben. (fw)