Reflationäres Umfeld begünstigt Risiko Assets
08.04.2021
Michael Blümke, Senior Portfolio Manager / Foto: © ETHENEA
Weltweit haben die beispiellosen Unterstützungsmaßnahmen von Politik und Zentralbanken im Zuge der Corona-Pandemie sowie die fortschreitende Impfkampagne gegen Covid-19 ideale Voraussetzungen für eine globale wirtschaftliche Reflation geschaffen.
„Als Reflation wird allgemein die Anfangsphase einer wirtschaftlichen Erholung nach einer Phase der Kontraktion bezeichnet“, erklärt Michael Blümke, Senior Portfolio Manager bei Ethenea. „Wir verstehen darunter zudem die Aussicht auf eine schrittweise Rückkehr von Produktion und Inflation zu ihrer langfristigen Trendkurve, nachdem sie von einer Rezession oder einem deflationären Schock, wie es durch die Pandemie der Fall war, getroffen wurden.“ Ein reflationäres Umfeld zeichne sich durch unterstützende makroökonomische Politik, zyklische wirtschaftliche Erholung und moderat steigende Preise, ausgehend von einem sehr niedrigen Niveau, aus. „Ein solches Umfeld, das wir derzeit sehen, ist in der Regel positiv für Risiko Assets.“
Obwohl eine Reflation einen Anstieg der Inflation mit sich bringe, werde sie im Allgemeinen als eine positive Entwicklung für die Weltwirtschaft angesehen. „Denn neben einer Preissteigerung zeigen sich ein Anstieg der Gesamtnachfrage, Fortschritte in Richtung Vollbeschäftigung und ein Preisniveau, das sich allmählich dem 2-Prozent-Ziel der Zentralbanken nähert“, sagt Blümke. „Oder anders ausgedrückt: In Erwartung einer sich fortsetzenden wirtschaftlichen Erholung steigen die Zinsen zwar kontinuierlich, aber nur leicht an, ohne dabei die weiter anziehenden Aktienkurse zu belasten.“
Zäsur in der Portfolioallokation
„Regional gesehen werden in erster Linie die USA von der Kombination aus Fiskal- und Geldpolitik profitieren. Aber steigende Rohstoffpreise und eine erhöhte Importnachfrage sollten auch den Schwellenländern insgesamt zugutekommen“, so der Experte. Für Anleger bedeute ein solches Umfeld: „Aktien erhalten den Vorzug vor Anleihen, zyklische Unternehmen, Small Caps und Titel aus den Emerging Markets stellen die Outperformer dar, die Preise für Rohstoffe steigen weiter und alles wird begleitet von einem tendenziell schwachen Dollar“, sagt Michael Blümke. „Vor dem Hintergrund der geschilderten Situation scheint diese Allokation nicht überraschend – im Rückblick ist sie allerdings bemerkenswert.“ Noch vor gut einem Jahr, unmittelbar vor Beginn der Pandemie, habe sich die Weltwirtschaft im Spätherbst eines Konjunkturzyklus befunden, dessen Ende nicht wirklich absehbar war. „Dementsprechend galt eine moderate bis leicht übergewichtete Positionierung in Aktien und eine hohe Zinssensitivität bei Anleihen, deren Allokation deutlich größer war als sie es heute ist. Die jetzt passende Portfoliozusammensetzung stellt im Gegensatz dazu eine Zäsur dar.“
Selbst für den relativ kurzen Investmentzeitraum von etwa über einem Jahr zeige diese Veränderung, dass allein die Möglichkeit in verschiedene Assetklassen zu investieren, kein Garant für ein ausgewogenes Portfolio sei, sondern lediglich eine Grundvoraussetzung. „Um langfristig erfolgreich zu sein, ist aus unserer Sicht das flexible Anpassen von Anlageentscheidungen an ein sich veränderndes makroökonomisches Umfeld unabdingbar.“