RBC BlueBay AM: Die EZB könnte ihre Geldpolitik zuerst wieder lockern
31.07.2023
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Die Notenbanken haben getagt. Nun stellt sich die Frage, wie geht es weiter mit der Inflationsbekämpfung und den Sorgen um den möglichen Wirtschaftsabschwung. Vor diesem Hintergrund kann sich Mark Dowding, Chief Investment Officer bei BlueBay, RBC BlueBay Asset Management, gut vorstellen, dass die EZB vor der US-Notenbank eine Zinspause einlegt. Seine Short-Position bei japanischen Staatsanleihen behält er bei.
„Die US-Notenbank hat diese Woche die Zinsen wie erwartet um 25 Basispunkte angehoben. Die Marktteilnehmer sind geteilter Meinung darüber, ob dies die letzte Erhöhung in diesem Zyklus gewesen ist oder ob es im September beziehungsweise dem vierten Quartal einen weiteren Schritt geben wird.
Die Inflation dürfte in den nächsten Monaten weiter sinken, obwohl die Wirtschaft nach wie vor relativ gut läuft und der angespannte Arbeitsmarkt weiterhin auf die Gefahr eines erneuten Lohndrucks hindeutet.
Die finanziellen Bedingungen in den USA sind aber ungeachtet der bisherigen Maßnahmen der Federal Reserve so günstig wie seit zwölf Monaten nicht mehr. Wir gehen zwar davon aus, dass bereits vollzogene Zinserhöhungen aufgrund der verzögerten Wirkung in den kommenden 18 Monaten die Wirtschaftstätigkeit beeinflussen werden. Sollte die Konjunktur aber stabil bleiben, würden uns weitere Zinsanhebungen nicht überraschen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte die Zinsen ebenfalls entsprechend der Marktprognosen um 25 Basispunkte. EZB-Chefin Christine Lagarde äußerte sich zurückhaltender als bei früheren Pressekonferenzen. Vor diesem Hintergrund ist nun sehr gut vorstellbar, dass die EZB vor der Fed eine Zinspause einlegt. Es stellt sich die Frage, ob dies bedeuten könnte, dass sie als erste große Zentralbank im Jahr 2024 eine Lockerung der Geldpolitik vornimmt.
Die Daten in der Eurozone waren zuletzt wesentlich schwächer als auf der anderen Seite des Atlantiks. Die Einkaufsmanagerindizes sind im vergangenen Monat weiter auf neue Tiefstände gefallen und die jüngste EZB-Umfrage unter Banken weist auf eine weitere Verknappung der Kreditvergabe und eine geringe Nachfrage nach neuen Darlehen hin. Das verarbeitende Gewerbe scheint besonders schwach zu sein. Folglich ist das Wachstum in der Eurozone von fiskalischen Initiativen abhängig. Die Stimmung in der Region bleibt relativ gedrückt.
Da sich die Staatsanleiherenditen in den USA und in der Eurozone in der vergangenen Woche kaum verändert haben, haben sich die Spreads weiter eingeengt. Die Aktienkurse sind gestiegen. Letztlich ist davon auszugehen, dass entweder die Konjunktur nachlässt und die Gewinne enttäuschen oder die Leitzinsen weiter steigen, was ebenfalls zu einer Neubewertung von Risikoanlagen führen würde.
Die mittelfristige Entwicklung ist jedoch nur schwer vorhersehbar. Daher ist es verständlich, dass es Anleger vorerst für sinnvoller halten, der Marktdynamik zu folgen, anstatt sich ihr entgegenzustellen.
In Japan hat die Bank of Japan (BoJ) heute wie von uns erwartet ihre Politik der Renditekurvensteuerung (Yield Curve Control, YCC) geändert. Dies führte zu einem Anstieg der Renditen japanischer Staatsanleihen (Japanese Government Bonds, JGBs) und einer Aufwertung des Yen. Auch die Inflationsprognosen für das kommende Jahr hob die BoJ an.
Wir neigen zu der Annahme, dass die Inflationserwartungen der BoJ weiter steigen werden. Die Frage scheint berechtigt, ob sie die YCC-Politik im Oktober ganz aufgegeben wird.
Vorerst sind 1,0 Prozent die neue Obergrenze für die Rendite 10-jähriger JGBs. Die BoJ aber ist bestrebt, Volatilität zu vermeiden und wird daher wahrscheinlich die Bewegungen glätten. Wir gehen davon aus, dass die Renditen in den kommenden Wochen in Richtung 0,75 Prozent steigen werden. Daher halten wir weiterhin eine Short-Position in JGBs für sinnvoll. Wir gehen auch davon aus, dass dieser Politikwechsel den Yen stabilisieren wird. Mittelfristig rechnen wir weiterhin mit einem wesentlich stärkeren Yen, da wir die japanische Währung für extrem unterbewertet halten.
Der August ist oft ein recht volatiler Monat. Eigentlich sollte man
meinen, dass zu dieser Jahreszeit, in der die Gedanken an den Strand schweifen,
an den Finanzmärkten relativ wenig passieren sollte. Doch die saisonal bedingte geringere Liquidität
macht es unserer Erfahrung nach wahrscheinlicher, dass die Märkte überschießen.“ (ah)