Quo vadis, internationale Finanzmärkte?

11.08.2020

finanzwelt: Wie lautet Ihre Botschaft für dividendenorientierte Anleger?

Eichler: Vielversprechende Vorgehensweise, sofern die Dividende auf viele Jahre sicher ist, eine starke Bilanz vorliegt und die Geschäftsführung umsichtig agiert – oder noch besser: in der Vergangenheit durch Tiefstapelei aufgefallen ist. Dr. Kaffarnik: Das Zinsniveau wird wohl auf absehbare Zeit im Bereich der historischen Tiefststände bleiben. Die meisten Zinspapiere werfen nichts mehr ab, insofern lohnt sich auch in diesem Marktumfeld der Blick auf Dividendentitel. Unternehmen, die nachhaltig Gewinne erwirtschaften und ihre Aktionäre am Erfolg beteiligen, gehören sozusagen in jedes Depot. Bei der Titelauswahl sollte man jedoch Vorsicht walten lassen. So spielen die langfristigen Geschäftsaussichten des Unternehmens eine entscheidende Rolle. Sind diese negativ, so drohen für die Folgejahre neben Kursverlusten auch Dividendenkürzungen oder gar -streichungen. Die alleinige Fokussierung auf die Dividendenhöhe greift hierbei zu kurz.

finanzwelt: Welche Investmentlösungen sind derzeit sehr nachgefragt?

Bröning: Aktuell stehen vor allem Technologieaktien und stark wachsende Unternehmen im Fokus der Anleger. Hierfür gibt es gute Gründe: Unsere Wirtschaft verändert sich rasant und wird durch die neuen Möglichkeiten wie 5G, Cloud-Computing und Künstliche Intelligenz immer technologischer und internetbasierter. Auch in den Bereichen der Pharmaindustrie und Biotechnologie herrscht eine große Nachfrage. Ein weiterer Trend sind die hohen Zuflüsse in Nachhaltigkeitsinvestments. Dr. Kaffarnik: Eine Vorbemerkung – wir erleben eine Phase der finanziellen Repression („Zins ist weg“), in der Geldanlagen schleichend an Wert verlieren. Der Anleger, gerade mit Blick auf Vermögensbildung und -zuwachs, muss handeln. Das führt uns zu Aktien als wesentlicher Anlageklasse zur Immunisierung des Vermögens gegen Finanzrepression. Insofern bleiben Multi Asset, Dividenden und Income auch künftig relevante und nachgefragte Investmentlösungen. Wichtig ist, dass sich der Anleger der allgemeinen gegenwärtigen Lage bewusst ist und seine Ertragsansprüche dementsprechend nicht zu hoch schraubt. Breit diversifizierten Fondslösungen gebe ich zudem den Vorzug gegenüber konzentrierten Branchenfonds, die mitunter aus längerfristiger Sicht nicht immer überzeugen können.

finanzwelt: Ist 2020 aktives Management zwecks Renditeerzielung erfolgversprechender?

Eichler: Aktives Management ist auch in 2020 noch erfolgsversprechend. Jedoch dürfte die erste Jahreshälfte für die meisten Fondsgesellschaften ein verlorenes Halbjahr gewesen sein. Umso wichtiger ist es – nun nachdem der Markt sich bereits stark erholt hat – für die kommenden Monate nach jenen noch attraktiv bewerteten Firmen Ausschau zu halten, die aus dieser Krise gestärkt hervorgehen können. Wir werden im Zeitablauf immer wieder größere Korrekturen sehen, die neue Gelegenheiten für Investitionen in Aktien darstellen. Die Vermögensklasse Aktien wird jedoch von Zyklus zu Zyklus immer attraktiver werden, insbesondere da beispielsweise mit Anleihen fast keine Rendite mehr erzielt werden kann. Der aktive Ansatz ist also weiterhin ideal, um diese Zyklen auch zu nutzen. (ah)