Quo vadis EZB?

13.03.2020

Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income bei Allianz Global Investors / Foto: © Allianz GI

Die wirtschaftlichen Folgen des Corona-Virus sind noch nicht abzuschätzen. Es bleibt die Frage, welchen Handlungsspielraum die EZB hat, um dem negativen Trend entgegenzuwirken. Nachstehend zwei Einschätzungen zur gestrigen EZB-Sitzung.

Kommentar von Franck Dixmier, Global Head of Fixed Income von Allianz GI, zur heutigen EZB-Sitzung:

Überzeugende Maßnahmen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde war klar in ihrer Botschaft: Die EZB steht in dieser Krise – die nach ihrer Analyse zunächst ein Angebots- und dann ein Nachfrageschock ist, der von finanzieller Instabilität begleitet wird – nicht in der vordersten Verteidigungslinie. Laut Lagarde muss die Antwort daher in erster Linie fiskalpolitischer Natur sein.

Die Märkte waren enttäuscht und fielen gleich nach der Pressekonferenz: Die Spreads haben sich ausgeweitet, insbesondere die für 10-jährige italienische Staatsanleihen.

Diese für die Märkte schwer verständliche Botschaft stimmt jedoch mit unserer eigenen Analyse der Situation überein. Und die angekündigten Maßnahmen erscheinen uns sehr glaubwürdig, da sie darauf abzielen, den Unternehmenssektor durch verschiedene Maßnahmen zu unterstützen: Bereitstellung von Liquidität über die TLTROs sowie eine vorübergehende Erhöhung der für den Privatsektor bestimmten Anlagenkäufe um 120 Milliarden Euro. Dies sollte den Investment Grade-Kreditmarkt deutlich unterstützen; der Kauf von Kreditpapieren, der CSPP, beläuft sich derzeit auf 3 bis 4 Milliarden Euro pro Monat. Wenn das gesamte neue Paket dem Privatsektor zufließt, werden die Unternehmen im dreifachen Umfang unterstützt. Dies dürfte fast den gesamten Markt für die Ausgabe von Investment-Grade-Emissionen von etwa 16 Milliarden EUR pro Monat abdecken. Darüber hinaus werden auch kleinere Unternehmen durch TLTROs unterstützt, mit günstigeren Bedingungen und starken Anreizen für die Banken, Kredite zu vergeben.

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Didier Saint-Georges, Mitglied des Investmentkomitees und Managing Director bei Carmignac / Foto: © Carmignac[/caption]

Didier Saint-Georges, Managing Director und Mitglied des Strategischen Investmentkomittees von Carmignac:

Trotz einiger Ungeschicklichkeiten von Christine Lagarde in ihren Äußerungen – insbesondere die Aussage, die EZB sei nicht für die Spreads zuständig – ist festzuhalten, dass die angekündigten Maßnahmen unseres Erachtens überzeugend sind

- "Die gute Nachricht: Christine Lagarde war sehr ehrlich. Die schlechte Nachricht war, was sie zu bieten hatte."

- "Die Festlegung der Höhe von QE kann trotz ihrer "Flexibilität" leicht als eine sehr starke Zurückhaltung interpretiert werden, mehr zu tun, was natürlich durch das Signal bestätigt wurde, dass die Obergrenzen in nächster Zeit nicht in Frage gestellt werden würden."

- "Keine Zinssenkungen sind sehr schwer nicht als eine Beurteilung zu interpretieren, dass die Zinsen die untere Grenze erreicht haben – trotz gegenteiliger Behauptungen."

- "Und natürlich ist das wiederholte Eingeständnis der EZB, dass das, was wirklich notwendig ist, "eine ehrgeizige, koordinierte und sofortige fiskalpolitische Reaktion" im Grunde eines: die doppelte Anerkennung, dass die Geldpolitik ihre Ohnmacht erreicht hat – und dass ein koordinierter geld- und fiskalpolitischer Ansatz heute nicht auf dem Tisch liegt." (ah)