Qualität zahlt sich aus

14.04.2016

Christian von Engelbrechten

Aktiv gemanagte Fonds haben es nicht einfach. Sie müssen sich dem harten Wettbewerb mit den passiven Indexfonds (ETFs) immer wieder aufs Neue stellen. Leistung zählt. Wer den Index schlägt, hat die Nase vorn.

Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund, gelingt das. finanzwelt traf ihn bei den Morningstar Awards 2016, wo er in der Kategorie „Best Germany Large Cap Equity Fund“ ausgezeichnet wurde. finanzwelt: Die vergangenen Monate zehrten an den Nerven der Anleger. Die Vola ging in die Höhe. Der DAX rauschte in den Keller. Zwischenzeitlich sogar deutlich unter die 9.000er Marke. War diese Reaktion übertrieben oder fundamental gerechtfertigt? von Engelbrechten: Der Markt war zeitweise wieder fast eine Standardabweichung unter seinen langfristigen Bewertungen. Vor dem Hintergrund der Fundamentaldaten und niedrigen Zinsen war das irrational. Wenn wir uns anschauen, dass mehr DAX-Unternehmen in der Berichtssaison zum vierten Quartal die Erwartungen übertroffen als verfehlt haben und das Gewinnwachstum Ex Deutsche Bank bei mehr als 20 % lag, war der Rückgang übertrieben. Die Ergebnisse haben aber auch gezeigt, dass eine Investition in den Gesamtmarkt deutliche Tücken hat, da viele Unternehmen lediglich moderate Gewinnaussichten haben. finanzwelt: Insbesondere die Kurse einiger Finanzinstitute (Deutsche Bank, Commerzbank) gerieten in den letzten Monaten mächtig unter die Räder. Auch Sie gewichten Finanztitel unter. Erkennen Sie keine positiven Impulse? von Engelbrechten: Die deutschen Banken verdienen kaum ihre Kapitalkosten. Ich sehe nicht, dass sich dies vor dem Hintergrund der Regulierungen und höheren Kapitalanforderungen ändern wird. finanzwelt: Seit fünf Jahren zeichnen Sie für den Fidelity Germany Fund verantwortlich. Das Fondsvolumen ist zuletzt auf 1,3 Mrd. Euro gestiegen. Finden Sie immer noch geeignete Titel? von Engelbrechten: Ich verfolge die Liquidität des Fonds genau und dabei vor allem, wie gut handelbar die Positionen im Fonds sind. Im Moment mache ich mir wenig Sorgen, dass meine Ideen auch im Small- und Midcap-Bereich aus Liquiditätsgründen nicht umgesetzt werden könnten. Es ist noch genügend Platz, und der deutsche Aktienmarkt hat viele interessante Wachstumsunternehmen zu bieten, bei denen es sich lohnt, dabei zu sein. finanzwelt: Was erwarten Sie vom DAX beziehungsweise M-/S-DAX in den kommenden Monaten? von Engelbrechten: Vom Gesamtmarkt erwarte ich relativ wenig. Der DAX steht im Moment (Mitte März) knapp unter 10.000 Punkten. Ich vermute nicht mehr als einen leichten Anstieg, etwa 5 % in den kommenden 12 Monaten, da wir in einer Welt niedrigen Wachstums leben und die Zinsen kaum noch niedriger gehen können. Gerade große Unternehmen wie Linde, Allianz, die Versorger und Autounternehmen werden kaum wachsen. Allerdings gibt es viele Unternehmen, die mit neuen Produkten, Marktanteilsgewinnen und geschickten Strategien deutlich besser wachsen werden. Vor allem im Gesundheitsbereich mit Fresenius oder im Bereich Technology, Media & Telecommunications (TMT) mit United Internet und ProSieben. Gerade in der zweiten Reihe hat Deutschland innovative Unternehmen zu bieten wie Grenke Leasing, Zalando oder Ströer. (hsd) (Interview mit Christian von Engelbrechten / finanzwelt 02/2016)