Private Schulden

17.08.2018

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Beim Begriff Risikolebensversicherung sollte man eigentlich denken, dass die meisten Bundesbürger in dieser Hinsicht mit Versicherungsschutz ausreichend versorgt sind. Die Realität ist aber eine ganz  andere, weil sich der Kontext zwischen biometrischem Risiko und Todesfallvorsorge noch längst  nicht jedem erschließt. In dieser Hinsicht gibt es jedoch auch Kritik an den Vermittlern.

Wer eine Restschuldversicherung abschließt, hat in der Regel keine an dere Wahl. Sonst kommt er nicht an den Kredit fürs Haus oder ans neue Auto auf Pump. Rund 2,5 Mio. solcher Policen gibt es derzeit in Deutschland. Wer eine Familie gründet und dann auch noch Kinder bekommt, geht auch ein Schuldnerverhältnis ein. Häufig ohne sich dessen bewusst zu sein. Er schuldet seiner Familie und seinem Nachwuchs, dass sie im Falle seines frühen Todes finanziell über die Runden kommen. Es steht überhaupt nicht in Frage, dass dieses biometrische Risiko versichert werden muss. Die Realität ist jedoch eine andere. Nach den zuletzt erhobenen Zahlen gab es laut Datenreport 2016 des Statistischen Bundesamtes 8,1 Mio. Familien mit minderjährigen Kindern, laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zuletzt (Berichtsjahr 2017) aber nur knapp 7,7 Mio. Risikolebensversicherungen. Wobei nicht spezifiziert wurde, auf wie viele Haushalte sich der Bestand verteilt. Am Ende des Tages dürften viele „Schutzbefohlene“ schlicht und einfach neben dem schmerzlichen Verlust auch noch vor einer finanziellen Katastrophe stehen. Es stellt sich die Frage, wer letztlich die Verantwortung für eine derart desaströse Unterversorgung trägt.

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Walter Capellmann, DELA Lebensversicherungen / Foto: © DELA[/caption]

Walter Capellmann, Hauptbevollmächtigter der deutschen Niederlassung der DELA Versicherungen, sieht den Hauptgrund in einer unzureichenden Beratung: „Mit Blick auf ihren Anteil am Versicherungsgeschäft hat die Risikolebensversicherung beim Kunden sicherlich nicht den Stellenwert, den sie haben sollte. Dabei stellt sich zwangsläufig die Frage, ob nicht auch Makler und Vermittler die Bedeutung der RLV für ihre Kunden unterschätzen.“ Typischerweise werde die Risikolebensversicherung neben anderen, vermeintlich wichtigeren Versicherungsprodukten als eine Art „Mitnahmeprodukt“ gesehen und im Kundengespräch häufig entsprechend zweitrangig behandelt. Aus seiner Sicht müsste die RLV jedoch in der Kundenberatung deutlich mehr Gewicht bekommen. Schließlich sei sie eines der wichtigsten Produkte für die Absicherung junger Familien mit Kindern, für den gegenseitigen Schutz von Eheleuten und Paaren jeglichen Geschlechts sowie für die Absicherung finanzieller Belastungen wie sie beispielsweise eine Immobilienfinanzierung mit sich bringe. Capellmann: „Im Vorfeld unseres Markteintrittes in Deutschland hat die DELA über Marktforschungen herausgestellt, dass der Versicherungsmarkt hierzulande noch enorm viel Potenzial für dieses Versicherungsprodukt bietet. Der erfolgreiche Vertriebsstart und die anziehende Nachfrage nach unserer RLV haben uns darin bestätigt, unser Produkt im deutschen Markt anzubieten.“ Dass noch ein großer Bedarf zu decken ist, bestätigt Marcus Börner, Vorstand bei inpunkto in einem einzigen Satz: „Ja, ansonsten wären deutlich mehr Verträge auf dem Markt.“

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Martin Gräfer, Vorstand Versicherungsgruppe die Bayerische / Foto: © die Bayerische[/caption]

Martin Gräfer, Vorstand der Bayerischen, sieht dies ganz ähnlich: „Zur Absicherung eines Immobilien-Kredits und der Familie bleibt dieses Angebot notwendig. Und ja, die Mehrheit der Verbraucher unterschätzt hier den eigenen Bedarf. Wieder einer Beispiel dafür, dass persönliche Beratung so wertvoll ist.“ Dies darf durchaus als leise Kritik an den Vermittlern verstanden werden. Dr. Jürgen Bierbaum, Vorstand der ALTE LEIPZIGER Lebensversicherung, weist wie Capellmann auf das bestehende hohe Risiko für die Zielgruppe der Police hin: „Die Risikolebensversicherung ist elementar zur finanziellen Absicherung der Hinterbliebenen im Todesfall. Laut GDV bestehen zum Jahresende 2017 rund 7,7 Mio. Risikolebensversicherungen, das heißt es besteht ein deutlicher, zusätzlicher Absicherungsbedarf.“

Kombiprodukte könnten ein erfolgreicher Weg sein

Natürlich mag die nur eingeschränkte Nachfrage auch an den Tarifangeboten liegen. Es stellt sich die Frage, ob der Gestaltungsspielraum möglicherweise ausgeschöpft ist. Gräfer sieht dies nicht so: „In den letzten Jahren fand bereits eine Differenzierung der Tarife statt, beispielsweise durch Einführung von Berufsklassen, Berücksichtigung des Familienstands bei der Tarifierung oder Basis- und Komfort-Tarife mit unterschiedlichen Leistungen.“ Und auch Dr. Bierbaum weist auf die schon bestehende Vielfalt hin: „Es gibt die Risikolebensversicherung bereits in vielen Varianten. So kann der Versicherungsschutz am individuellen Bedarf ausgerichtet  werden. Er kann zum Beispiel über die Laufzeit konstant sein oder auch fallend verlaufen.“ Ganz im Gegensatz hierzu Capellmann: „Wir heben uns bewusst von Wettbewerbern ab, indem wir mit unserem Versicherungsprodukt nicht nur die finanzielle Absicherung, sondern auch Premium-Zusatzleistungen wie eine psychologische Erstbetreuung für die Hinterbliebenen anbieten. Zudem bringt die RLV der DELA für Vermittler und Kunden keine kalkulatorischen Brutto/Netto-Überraschungen mit sich und damit auch kein Haftungsrisiko, da die garantierte Beitragshöhe über die gesamte Laufzeit gilt.“ Überdies bestehe bei DELA bei terminalen Krankheiten die Möglichkeit zur Teilauszahlung von 15 % der Versicherungssumme. Diese Beispiele zeigen, dass es im Hinblick auf die Gestaltung von Tarifen und Leistungsumfang durchaus noch Gestaltungsspielraum gibt.“ Möglicherweise wäre eine Verknüpfung der Risikolebensversicherung mit anderen Produkten ein erfolgversprechender Weg. Christian Schwalb jedenfalls, geschäftsführender Gesellschafter SCALA & Cie. Holding, könnte dem durchaus etwas abgewinnen: „Produkte die verschachtelt werden, sind erfahrungsgemäß teurer und nicht so flexibel.  Allerdings: Produkt-Kombinationen vertrieblich gemeinsam für gezielte Bedarfe zu promoten, sehen wir als erfolgreichen Weg.“ (hwt)