Powell gilt als Befürworter der Deregulierung
03.11.2017
Anna Stupntyska, Volkswirtin bei Fidelity International / Foto: © Fidelity International
Die Nominierung von Jerome Powell zum neuen Präsidenten der US-Notenbank (Fed) gilt als Signal für geldpolitische Kontinuität. Sie lässt auf eine künftig geringfügig lockerere Haltung der Fed schließen, als es bei einigen anderen Kandidaten für den Posten der Fall gewesen wäre.
Powell ist Jurist, kein Ökonom. Im Unterschied zu seinen Vorgängern Ben Bernanke und Janet Yellen hat er weder geldpolitische Theorien noch relevante Überlegungen in öffentlichen Reden oder bei anderen Gelegenheiten entwickelt. Vielmehr vertritt er tendenziell die offizielle Linie der Fed. Das lässt vermuten, dass die Entscheidungen der Notenbank mehr noch als in den letzten Jahren im Konsens getroffen werden, statt die Einschätzungen von Jerome Powell oder seiner engsten Mitarbeiter widerzuspiegeln. Auf kurze Sicht dürfte sich daher an den sehr behutsamen Zinserhöhungen nichts ändern. Sollte die Inflation überraschend schwach ausfallen, könnte die Fed 2018 ihre straffere Geldpolitik jedoch unterbrechen.
Powell gilt als Mann des Ausgleichs. Damit kommt auch der Ernennung anderer Fed-Offizieller besondere Bedeutung zu. So könnten im Gouverneursrat künftig die „Falken“ ein stärkeres Gewicht bekommen, wenn der versierte Ökonom John Taylor stellvertretender Fed-Präsident wird. Er befürwortet eine restriktivere, regelbasierte Geldpolitik.
Am wichtigsten für die Märkte dürfte jedoch sein, dass sich Jerome Powell für eine Deregulierung der Finanzmärkte ausspricht. In seiner neuen Position kann er seinen Einfluss dahingehend nutzen. Deshalb ist seine Nominierung ein Schritt in Richtung lockerer Bedingungen für Finanzinstitute.
Marktkommentar von Anna Stupnytska, Volkswirtin bei Fidelity International