PKV-Bewertungen: Stiftung Warentest in der Kritik
20.02.2025

Foto: © ipopba - stock.adobe.com
Die Stiftung Warentest hat zahlreiche PKV-Tarife getestet und kommt zu dem Schluss, dass die Mehrheit der Tarife nicht empfehlenswert sei. Zudem erreichten viele Tarife nicht das Niveau der gesetzlichen Krankenkasse. In der Branche ist der Bericht auf breite Kritik gestoßen. Der PKV-Verband hat jetzt eine Mitteilung veröffentlicht, wie der Text der Stiftung Warentest „richtig zu lesen ist“.
Für ihren Tarifvergleich hat die Stiftung Warentest ganz eigene Kriterien für einen „Rundum-Schutz“ entwickelt. Der Maßstab für die Bewertung bildet dabei im Wesentlichen der Leistungsumfang der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Vereinfacht gesagt: Nur PKV-Tarife, die mindestens GKV-Leistungen erreichten, wurden als gut oder sehr gut bewertet. Dieser Maßstab ist aber schon deswegen schief, weil dabei Leistungen fehlen, die in der GKV gar nicht bezahlt werden, in der PKV aber so gut wie immer. Solche PKV-typischen Leistungen über den GKV-Katalog hinaus sind beispielsweise der Anspruch, sich im Krankenhaus vom Chefarzt ambulant behandeln zu lassen, die Kostenerstattung für nicht rezeptpflichtige Medikamente sowie die Tatsache, dass jeder PKV-Tarif mehr Leistungen der Arztpraxen erstattet als der budgetierte GKV-Katalog.
Flexibilität – die Stärke der Privaten Krankenversicherung
Darüber hinaus ist es eine der größten Stärken der PKV, dass sich die Versicherten ihren Gesundheitsschutz nach persönlichen Bedürfnissen individuell zusammenstellen können. Von der soliden Grundabsicherung bis zum Topschutz zum Beispiel Chefarztbehandlung und bis zu 100 Prozent Erstattung beim Zahnersatz oder Heilpraktiker ist alles möglich. Ob ein Tarif also viel oder wenig leistet, lässt sich pauschal gar nicht beurteilen, ohne die Präferenzen der einzelnen Versicherten zu kennen.
Ein Beispiel: Stiftung Warentest kritisiert, in vielen Tarifen bestünden „Defizite“, weil sie nicht die Kosten für digitale Anwendungen wie beispielsweise Ernährungs-Apps erstatten. Ob Versicherte womöglich bewusst auf solche Leistungen verzichten und dafür einen geringeren Beitrag zahlen wollen, wird nicht thematisiert. Fest steht, wer solche Apps in seiner PKV absichern möchte, findet heute eine Vielzahl von Tarifen, die dies anbieten. Dasselbe gilt für viele weitere Leistungen.
Ein anderes Beispiel betrifft die Höhe des Selbstbehalts. Tarife, die einen Selbstbehalt von über 660 Euro im Jahr haben, kamen gar nicht erst in die Bewertung. Auch hier wurde nicht thematisiert, dass Versicherte sich bewusst auch für einen höheren Selbstbehalt entscheiden, um dadurch einen geringeren Beitrag zu zahlen.
Und schließlich fanden auch die für Privatversicherte meist kürzeren Wartezeiten auf Arzttermine keinen Einfluss in die Bewertungskriterien. Diese kommen oft deswegen zu Stande, weil es für Privatpatienten keine Budgetierungen gibt und die Ärzte in der PKV mehr Leistungen und höhere Honorare abrechnen können. Das alles gilt auch für diejenigen Tarife, die von Warentest aus der Bewertung ausgeschlossen wurden.
Unseriöse Beitragsprognose
Zugleich versucht Stiftung Warentest, neuen Privatversicherten mit unseriösen Beitragsprognosen Angst einzujagen. Grundsätzlich lassen sich Beitragsentwicklungen der Zukunft kaum vorhersagen. Dennoch versuchen es die Tester auf Grundlage der PKV-Beitragsentwicklung der vergangenen 20 Jahre. Diese lag durchschnittlich bei 3,1 Prozent. Ausgehend von dieser rückblickenden Entwicklung „berechnet“ die Stiftung eine Beitragssteigerung für einen selbstständigen Privatversicherten mit einem heutigen Monatsbeitrag von 600 Euro in den kommenden 30 Jahren. Danach müsste dieser Versicherte im Jahr 2055 einen Monatsbeitrag von 1.500 Euro zahlen. Diese Prognose lässt zentrale Parameter wie etwa die Inflation und steigende Einkommen außer Acht. Wenn man vergleichshalber dieselbe Berechnungsmethode für einen gesetzlich Versicherten anwendet, der in den letzten 20 Jahren eine durchschnittliche Beitragssteigerung von 3,8 Prozent pro Jahr hatte, käme man mit derselben Prognosemethode der Stiftung Warentest auf einen Monatsbeitrag von knapp 1.840 Euro in 30 Jahren.
Tatsächlich gibt es in der Privaten Krankenversicherung zahlreiche funktionierende Mechanismen, die die Beitragsentwicklung im Alter begrenzen. Wem der Beitrag dennoch zu hoch werden sollte, der hat zahlreiche Möglichkeiten, diesen zu reduzieren.
Zufriedenheit der Privatversicherten spricht für sich
Dass die vermeintliche Schwäche, die die Stiftung Warentest in vielen PKV-Tarifen sieht, in der Realität keine Rolle spielt, zeigen auch die hohen Zufriedenheitswerte der Privatversicherten. Das Meinungsforschungsinstitut Allensbach hat unlängst ermittelt, dass 95 Prozent der Privatversicherten mit ihrer Versicherung zufrieden sind. Diese Zahl spricht für sich. Und auch beim Preis-Leistungs-Verhältnis gibt es bei Privatversicherten eine hohe Zufriedenheit von 84 Prozent. Zum Vergleich: Bei den gesetzlich Versicherten sind es 73 Prozent. (mho)

Exklusiv
„Unsere Stärken liegen in Biometrie, bAV und Fondspolicen“
